Linz geht oft wenig sorgsam mit seiner Geschichte um. Umso wichtiger ist es, die noch vorhandenen Erinnerungen der Nachwelt zu erhalten. In zehn Jahren – 2032 – jährt sich der Bau zweier historisch bedeutender Großprojekte zum 200. Mal – der Maximilianischen Turmlinie rund um Linz und der Pferdeeisenbahn Linz-Budweis. Will man diese beiden “Linzer Weltwunder” entsprechend würdigen – müssten die entsprechenden Überlegungen für das Jubiläumsjahr schon jetzt angestrengt werden.
Es war eine verwegene Idee – und für seine Zeit eines der weltweit größten Bauprojekte: die Maximilianische Turmlinie rund um Linz, die um 1832/33 fertiggestellt wurde. Heute sind von diesem imposanten Bauwerk nur mehr wenige der insgesamt 32 Türme erhalten – wie so viel geschichtliches Erbe der Stadt wurde auch mit diesen Monumenten sträflich fahrlässig umgegangen. Bis zu 3.000 Menschen arbeiteten damals zwei Jahre lang gleichzeitig an den 32 Türmen, elf davon sind heute noch ganz oder teilweise erhalten.

Die Pferdeeisenbahn von Budweis nach Linz fällt ebenfalls in die Kategorie „Linzer Weltwunder“: Sie war die zweite öffentliche Eisenbahnlinie auf dem europäischen Festland und diente hauptsächlich dem Transport von Salz aus dem oberösterreichischen Salzkammergut nach Böhmen. Auf Linzer Stadtgebiet folgte die Inbetriebnahme 1832. Auch von diesem Monumentalbauwerk gibt es auf Stadtgebiet noch einige, teilweise sträflich vernachlässigte Reste.
Umso wichtiger ist es, dieses monumentale historische Erbe in die Erinnerung zurückzuholen und damit der Nachwelt zu erhalten. Das Jubiläumsjahr 2032 böte den perfekten Anlass dafür.
LinzPLUS: „Jubiläumsjahr bereits jetzt zu planen beginnen!“
Die Gemeinderatsfraktion von LinzPLUS nimmt das Heft in die Hand und schlägt aufgrund der langen Vorlaufzeiten vor, sich bereits jetzt Gedanken zu machen, wie man das Jubiläumsjahr planen – und vor allem welche Projekte man umsetzen kann. „Auch die Ansuchen von Förderungen im Bund und auf EU-Ebene müssen lange vorher geplant und eingereicht werden, darum sollten wir bereits jetzt eine Arbeitsgruppe einrichten, die die entsprechenden Grundlagen erarbeitet“, sagt Linzplus-Gemeinderätin Renate Pühringer. In dieser Gruppe könnten u.a. Experten aus den Bereichen Kultur, Tourismus, Finanzen, Stadtgeschichte, Stadtplanung und Veranstaltungsmanagement sitzen, so Pühringer.

Museum, Eventlocation, Künstlertreff
Denkbar sei vieles: „Besonders spannend wäre es etwa, den perfekt erhaltenen 24er-Turm in Urfahr, der derzeit von Autobahnzubringern umringt und praktisch nicht erreichbar ist, mit einem Fußgängersteg zu öffnen und als Museum, das die Geschichte der Turmbefestigung um Linz erlebbar macht, zu etablieren. Auch ein Umfunktionieren zur Eventlocation, als Jugend-Spielplatz oder Künstlertreff wäre ein spannender Ansatz.“ Das ‚Fort Pöstlingberg‘ könnte man als Teil der Turmlinie von 1832 ebenfalls einbinden: „Dadurch würde auch der Linzer Hausberg als Ausflugsziel aufgewertet werden.“ Ideen gäbe es wohl mehr als genug, es gilt nur, diese zu heben. Ein großes Jubiläumsjahr 2032 wäre auch für den Tourismus eine Initialzündung, glaubt Renate Pühringer.

Rollt in St. Magdalena bald die Pferdeeisenbahn wieder?
Ähnlich die Situation bei der Pferdeeisenbahn, die ab 1827 zwischen Budweis und Gmunden gebaut wurde. Im Raum Linz erfolgte die Fertigstellung just ebenfalls 1832. Neben der Naturtrasse in St. Magdalena gibt es in Linz noch mehrere bauliche Erinnerungen an diese Anfänge der europäischen Eisenbahngeschichte – etwa Reste eines Widerlagers beim Ausgang des Haselgrabens, ein ehemaliges Wächterhaus in der Gstöttnerhofstraße und natürlich das Stationsgebäude am Südbahnhof. Letzteres ist ebenfalls kaum genutzt und könnte ein Museum beherbergen – ebenso wie das immer noch leerstehende Bergschlössl.

Lorenz Potocnik: „Auch die Revitalisierung eines Teilstücks auf der Pferdebahnpromenade inklusive Museumsbetrieb am Wochenende wäre eine mögliche Idee, aber ich will der Arbeitsgruppe nicht vorausgreifen.“ Zunächst ist aber der Linzer Gemeinderat am Zug: In der kommenden Sitzung wird Linzplus einen entsprechenden Antrag einbringen, um das Gedenkjahr 2032 ‚auf Schiene‘ zu bringen.
Die Maximilianische Turmlinie von 1832/33
Die Vorgeschichte: 1809 kämpfte Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich in Deutschland gegen die Franzosen. Nach der Niederlage bei Regensburg deckte er den Rückzug der österreichischen Armee und sollte die Stadt Linz durch Feldverschanzungen verteidigungsbereit machen, was aus Zeitmangel nicht gelang. Die Schlacht bei Ebelsberg wurde zum blutigen Aufeinandertreffen. An nur einem einzigen Tag starben beim Ringen um die Traunbrücke 10.500 österreichische und französische Soldaten.Diese Ereignisse bewogen Erzherzog Maximilian dazu, sich mit einem geeigneten Befestigungssystem für strategische wichtige Punkte im Reich zu befassen. Realisiert wurden seine Pläne mit der Turmlinie rund um Linz. 1832/33war eine Großzahl der Türme fertiggestellt. Militärisch wurden sie aber nie genutzt, bereits 1858 wurde die Befestigungsanlage aufgegeben. Die Fortschritte in der Waffentechnik – Geschütze hatten eine größere Reichweite – ließen ihren strategischen Wert gegen Null sinken. Nach und nach ‚eroberte‘ die Natur die imposanten Steintürme rund um Linz.
Die Pferdeeisenbahn in Linz (1832-1872)
Die Pferdeeisenbahn von Budweis nach Linz war die zweite öffentliche Eisenbahnlinie auf dem europäischen Festland und diente hauptsächlich dem Transport von Salz aus dem oberösterreichischen Salzkammergut nach Böhmen. Sie wurde 1855/1856 zwischen Linz und Gmunden auf Dampfbetrieb umgestellt. Auf der gebirgigen Strecke zwischen Linz und Budweis war diese Umstellung aufgrund zu enger Krümmungsradien und zu großer Steigungen nicht möglich. Bis 1873 wurde daher eine Ersatzstrecke mit zumeist anderer Trassenführung zwischen Linz und Budweis errichtet, die den Dampfbetrieb zuließ, der Pferdebahnbetrieb wurde im Dezember 1872 eingestellt.
1970 wurden die noch vorhandenen Bauten und Einrichtungen der Pferdebahn als Kulturdenkmäler deklariert und unter Denkmalschutz gestellt. Die Reste auf Stadtgebiet, die ab 1832 in Betrieb gingen, werden von vielen nur nach St. Magdalena verortet. Aber auch auf der anderen Seite der Donau gibt es noch Spuren der einst zweiten Eisenbahnlinie auf dem europäischen Festland. Durch die heutige ‚Verkehrshölle‘ der Dinghoferstraße etwa fuhren einst die Garnituren der Pferdeeisenbahn von Urfahr zum Südbahnhof. An dieser Stelle befand sich der Fuhrhof der Familie Winkler, die im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Kreisen der Stadt gehörte. Bis zu 350 Pferde fanden auf der riesigen Anlage, die damals noch von Wiesen umgeben war, Platz. Das charakteristische gelbe Einfahrtstor mit den Pferdeköpfen steht heute noch an seinem Platz. Neben der Pferdeeisenbahn wurden hier auch Müll-, Holz- und Kohlefuhrwerke sowie die Wagen der kaiserlich-königlichen Postverbindungen umgespannt.
Im Stadtgebiet südlich der Donau gibt es noch weitere Erinnerungen: einerseits das Südbahnhofgebäude beim gleichnamigen Markt, das in voller Größe erhalten blieb; und andererseits eine Erinnerungstafel am Barbarafriedhof, der erst erweitert werden konnte, als die Bahnlinie eingestellt wurde.