Mit über einem halben Jahr Verspätung präsentierte nun die Linzer Zukunftswerkstatt ihre Visionen und Ideen für die Neunutzung des Jahrmarktgeländes – mit durchaus spannenden Ansätzen. So könnte etwa der Sportplatz der SV Urfahr einer Donaubucht weichen. Ob und wann es zu einer Umsetzung oder einer längst fälligen Zwischennutzung des Jahrmarkt-Areals kommen wird, steht freilich weiter in den Sternen. Linz wartet mittlerweile seit drei Jahren auf entsprechende Taten.
Auf großen Anklang stieß die Idee einer Donauinsel inklusive Donau-Seitenarm – das Projekt des Architekturkollektivs G.U.T. wurde von der Zukunftswerkstatt auf Machbarkeit überprüft und in die Überlegungen mit einbezogen. Sabine Pollak, Kunstuni-Vizerektorin und Leiterin der Zukunftswerkstatt, skizziert in ihrer Arbeit sechs Szenarien für die Neunutzung des Jahrmarktgeländes: Am einfachsten zu realisieren wäre es, fast alles so zu belassen wie es bisher war und lediglich die bestehenden Grüninseln zu erweitern, die Uferzone intensiver zu begrünen und entlang der Donau in einigen Bereichen Sitzstufen zu schaffen.
Die tiefergehenden, radikaleren Varianten beinhalten eine Verlegung des angrenzenden SV Urfahr-Sportplatzes auf eine Ersatzfläche und der Schaffung eines breiten Altarmes sowie die Verschlankung des „Urfix“ mitsamt einer Neudefinition in Richtung Klasse statt Masse. Sabine Pollak: „Der Gewinn wäre eine völlige Neudefinition des Jahrmarktes. Man könnte größere Grüninseln machen und die Fläche stärker strukturieren.“
Sabine Pollak nannte bei ihrer Präsentation auch konkrete Ideen – wie etwa ein Mini-Zentrum mit Containern (inklusive einem Turm aus Containern als eine Art visuelles Landmark), mehr Infrastruktur mit Toiletten und Duschen, Bänke entlang der Uferkante, Sitzstufen und kleinen Mikro-Buchten am Wasser, die mögliche Übersiedlung des Verkehrsübungsplatzes, urbane Sportfelder (Bodenmarkierungen) und einer ganzjährigen Bespielung mit verschiedenen Formaten – diese Maßnahmen sollte schnell und auf unbürokratischem Weg als Zwischennutzung ermöglicht werden.
Eine Zwischennutzung wäre auch darum wichtig, weil es wohl noch Jahre dauern wird, bis es zur Neukonzeptionierung des Geländes komme, so Pollak, die aus ihrer Ablehnung des derzeitigen Autokinos keinen Hehl macht: „Das Autokino ist passiert, das war ein falsches Signal.“
Eine Zwischennutzung verfolge auch die Strategie, Anrainer mitpartizipieren zu lassen, so Pollak: „Es ist ein Testlauf für die zukünftige Programmierung.“ Pollak nennt dazu mögliche Tools wie einen mobilen Stadtgarten mit Wasserspielen, einen Swimming Pool, ein Open Air Kino, einen Campingplatz für Radtouristen und urbane Camper, einen Skulpturenpark oder eine Rollschuhbahn.
Wichtig sei es auch, die vorhandenen AEC-Parkplätze und die Zufahrten neu anzudenken: „Der Platz wird dadurch in eine befahrene und eine nichtbefahrene Zone unterteilt. Ohne Autos und Parkplätze wäre eine flexiblere Nutzung möglich.“ Die Lösung wäre eine Mitbenutzung der Tiefgarage im Neuen Rathaus.
Kommentar
Es ist eine – leider sehr vage – Vielzahl an möglichen Ideen und Vorschlägen, die die Zukunftswerkstatt für die Neunutzung des Jahrkmartgeländes präsentierte. Auch wenn diese 50.000 Euro teure Studie nicht primär zur Aufgabe hatte, direkte Umsetzungsvorschläge aufzuzeigen, bleibt (zu) vieles offen. Es gibt auch wenig Mutiges, Radikales, Innovatives – aber genau das hätte es gebraucht. Die beim Thema Innovation ständig bemühten, angeblich gar so trendigen Container, Sitzmöbel und ein paar Stufen am Wasser – nice, aber die sind kein wirklich großer Wurf für eine Studie, die fast eineinhalb Jahre auf sich warten ließ.
Linz wartet noch viel länger – nämlich seit bereits drei Jahren – auf eine neue Nutzung des brachliegenden Urfix-Geländes. Jetzt steht zu befürchten, dass es wohl noch sehr viel länger dauern wird, bis Nägel mit Köpfen gemacht werden. Man hat bislang leider nicht mal eine pfiffige Zwischennutzung ermöglicht – sieht man mal von der Retro-Idee des Autokinos ab. Mit Ruhm und Tatendrang hat sich die in diesem Punkt leider ziemlich lahme Stadtpolitik bislang jedenfalls nicht ausgezeichnet.
Und der Stillstand wird wohl weitergehen: Die zuständigen Mitglieder des entsprechenden Ausschusses (Bürgermeister Luger glänzte bei der Präsentation als Einziger durch Abwesenheit, was auch auf die Dringlichkeit des Projekts schließen lassen könnte) vereinbarten lediglich, dass es im Herbst eine weitere Sitzung geben wird. Dort soll dann weiter diskutiert werden. Auch die bereits fallengelassene Idee einer Rad- und Fußwegbrücke auf Höhe des Brucknerhaues soll dort wieder besprochen werden, was das Projekt allerdings um gut zehn Millionen Euro teurer und damit noch unfinanzierbarer machen würde.
Als positives Zeichen ist zu werten, dass im neuen, 50 Millionen schweren Infrastruktur-Fonds fünf Millionen für das Projekt Donauinsel reserviert worden sein sollen. Am wichtigsten wäre es jetzt aber endlich mal, sichtbar die Ärmel hochzukrempeln. Leute, lasst den endlosen Ideenwettbewerben, Präsentationen, Studien und Sitzungen endlich Taten folgen!
wilson holz