Unruhe bei NEOS OÖ knapp 100 Tage vor der Landtagswahl: Schwache Umfragewerte von nur zwei Prozent und interne Querelen lassen die Alarmglocken schrillen, zwei leitende Mitarbeiter wurden in die Wüste geschickt. Personelle Verstärkungen aus Wien und der Steiermark sollen das Ruder noch herumreißen. In ruhigerem Fahrwasser scheint das Linzer Team unterwegs, in dem Architekt Lorenz Potocnik eine eigene Linie fährt und in den Umfragen stabil unterwegs ist.
In einer aktuellen Aussendung nimmt die oberösterreichische NEOS-Landessprecherin Judith Raab zur „Taferlaktion“ von Bürgermeister Klaus Luger Stellung: „Die Linzer SPÖ versucht in der Asylfrage, sich dem Niveau der FPÖ von unten anzunähern“, sagt sie. „Alle Väter der Sozialdemokratie rotieren seit gestern vermutlich in ihren Gräbern. In der Asylfrage werden von der Linzer SPÖ alle Werte der Sozialdemokratie mit Füßen getreten“, ergänzt der Linzer NEOS-Gemeinderatskandidat Felix Eypeltauer, Urenkel des legendären Linzer SPÖ-Bürgermeisters Ernst Koref. Selber bleibt NEOS aber Ideen oder konkrete Antworten auf die aktuelle Flüchtlingsproblematik bisher ebenfalls schuldig.
Köpferollen bei NEOS Oberösterreich
Nach der „Betriebsratscausa“ bei der NEOS-Bundespartei rumort es auch in Oberösterreich personell: Erst kürzlich wurde der Büroleiter von NEOS OÖ abgesetzt, jetzt folgten weitere maßgebliche Mitarbeiter: Knapp 100 Tage vor der Landtagswahl am 27. September mussten nun auch der Wahlkampfleiter und die Leiterin der internen Kommunikation den Hut nehmen. Beide waren erst wenige Monate im Amt. Aus Wien war zu vernehmen, dass diese Personalentscheidungen nicht mit der Bundespartei abgesprochen gewesen seien. Die freigewordenen Plätze sollen u.a. NEOS-Mitarbeiter aus Wien und aus der Steiermark, wo die Landesgruppe nach dem Scheitern bei den Landtagswahlen praktisch aufgelöst wurde, einnehmen.

Kommen und Gehen seit Jahresbeginn
Auch im achtköpfigen Landesteam (großteils deckungsgleich mit der Landtagskandidatenliste) gab es seit Jahresbeginn ein Kommen und Gehen: Drei Mitglieder schieden aus bzw. wurden durch andere Köpfe ersetzt. Auch zwei Pressesprecher und die Assistentin der Landessprecherin verließen die junge Partei heuer bereits. Parteichefin Judith Raab ließ unsere Anfrage nach den Gründen für diese Personalentscheidungen mit dem Hinweis auf „Interna“ unkommentiert.
Ein Grund könnten die bescheidenen Umfrageergebnisse der letzten Zeit sein: In der jüngsten Umfrage (Auftraggeber: Der Standard) wird NEOS OÖ mit nur zwei Prozent bewertet. Der Einzug in den Landtag, für den vier Prozent nötig wären, scheint damit zehn Wochen vor der Wahl in weite Ferne gerückt.

NEOS Linz mit eigenständigem Weg
Bessere Chancen werden den Pinken in Linz eingeräumt: Dort hat sich der Listenerste und Architekt Lorenz Potocnik ein eigenes, autarkes Team aufgebaut, das von den Unruhen der Landespartei weitgehend unberührt blieb. Potocnik hat sich bereits zu Jahresbeginn aus dem Landesteam verabschiedet, um seine eigene Linie fahren zu können. Auch das Verhältnis zur Landeschefin Raab wird von Kennern als „unterkühlt“ bezeichnet: Man gehe sich so gut es geht aus dem Weg.
In Umfragen halten sich die Linzer stabil zwischen fünf und sieben Prozent. Das große Ziel – Erringen eines Stadtsenatsitzes – scheint angesichts der vielen unentschlossenen Wähler durchaus möglich. Dazu bräuchte es zum Wahlkampffinale einen Fokus auf die großen Themen – und am Ende circa zehn Prozent der Linzer Wählerstimmen.