Denkt man an österreichischen Wein, denken die meisten vermutlich nicht sofort an Oberösterreich. Völlig zu Unrecht! Während zahlreiche Haus- und Ortsnamen an die damalige bedeutenden Weinhochkultur erinnern, besticht die heutige oö. Weinszene vor allem mit ihren erstklassigen Weinen. Denn Oberösterreichs Weine haben das Zeug dazu, Aushängeschild und Botschafter unseres kulinarisch vielfältigen Bundeslandes zu sein. Mit 100 Hektar ist die heimische Weinbaufläche zwar noch klein, aber die Qualität der Weine sehr groß. Das beweisen die oö. Winzer erfolgreich am nationalen Weinparkett.
Historisch gesehen gehören Wein und Weinbau nach Oberösterreich. Bereits zur Kelten- und Römerzeit wurde Wein in Oberösterreich produziert. Die erste urkundliche Erwähnung fand allerdings erst 777 durch die Stiftungsurkunde von Kremsmünster statt.
Zu dieser Zeit erstreckte sich ein riesiges Weinbaugebiet entlang der Donau, was dazu führte, dass bis zum Jahr 1050 Oberösterreich bedeutendere Rebflächen hatte als Ostösterreich. Eine damalige Klimaverschlechterung führte dazu, dass die Rebflächen zunehmend verschwanden und bis zur „Reblauskrise“ 1872 keine zusammenhängenden Flächen mehr vorhanden waren.
Zahlreiche Orts-, Haus-, und Flurnamen zeugen allerdings noch heute von der einstigen Bedeutung des Weinbaus in Oberösterreich.
Entwicklung des Weinbaus in Oberösterreich
Infolge der „kleinen Eiszeit“ im 17. Jahrhundert spielte der Weinbau in Oberösterreich lange Zeit eine untergeordnete Rolle und wurde höchstens aus Liebhaberei betrieben. In den 1990er Jahren entstanden wieder die ersten Weingärten im Land ob der Enns und im Jahr 2000 wurden bereits drei Hektar Weinfläche verzeichnet. 2008 wurde das Oö. Weinbaugesetz durch den Landtag beschlossen und somit der Weg für die Anerkennung Oberösterreichs als Weinbauregion geebnet. Dadurch erfuhr der Weinbau in Oberösterreich einen regelrechten Aufschwung und verzeichnet heute einen Bestand von rund 100 Hektar Wein. Diese Weinflächen finden sich heute vor allem im Donautal, im Marchland, im Eferdinger Becken, im Zentralraum sowie im Inn- und Mühlviertel.
Kultivierung und Bewirtschaftung von Weingärten
Entscheidet sich ein landwirtschaftlicher Betrieb für das Anlegen eines Weingartens, ist dies eine langfristige Entscheidung, werden Reben doch mindestens 20 bis 30 Jahre genützt. Neben der Pflanzbeetvorbereitung und der Pflanzzeit sind vor allem die Pflegemaßnahmen der Weinstöcke entscheidend für die erfolgreiche Kultivierung. Erst drei Jahre nach dem Setzen der Pflanzen kann mit der ersten Weinlese begonnen werden. Bis die Reben im Vollertrag stehen, vergehen sogar bis zu fünf Jahre.
Ähnlich wie im konventionellen Ackerbau werden auch die oberösterreichischen Weingärten nach den Grundsätzen des integrierten Pflanzenbaus bzw. Weinbaus bewirtschaftet. Das bedeutet, dass in erster Linie die Ursachen der Krankheiten und Schädlinge bekämpft werden und nicht die Symptome. Hierbei kommen Pflanzenschutzmittel nur als letztes Mittel zum Einsatz und auch dann gilt der Grundsatz: Soviel wie nötig, so wenig wie möglich.
Rebsorten in Oberösterreich
Derzeit werden in Oberösterreich über 70 verschiedene Rebsorten kultiviert. Zwei Drittel entfallen dabei auf weiße und ein Drittel auf rote Trauben. „Frische und Fruchtigkeit sind die klaren Stärken der oberösterreichischen Weine. Mit über 70 angebauten Rebsorten ist OÖ auch das Land der großen Weinvielfalt!“, so Klaus Stumvoll, Geschäftsführer des Oö. Weinbauverbandes.
Oberösterreichs Weingärten zeichnen sich durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil besonders robuster Rebsorten aus, den sogenannten PIWI´s (pilzwiderstandsfähige Rebsorten). Diese Neuzüchtungen wie Donauriesling, Donauveltliner, Bronner oder Blütenmuskateller sind sehr widerstandsfähig gegen verschiedene Pilzkrankheiten und brauchen daher deutlich weniger Pflege und Pflanzenschutz im Weinberg. Während in ganz Österreich erst knapp zwei Prozent der Rebfläche mit diesen neuen Sorten bepflanzt sind, ist es in OÖ schon fast ein Drittel der gesamten Rebfläche!
Bevorzugt angebaute weiße Trauben in OÖ:
- Grüner Veltliner 12 ha
- Chardonnay 6,3 ha
- Gelber Muskateller 4,7 ha
- Sauvignon Blanc 3,9 ha
- Donauriesling 2,6 ha
- Müller Thurgau 2,5 ha
- Muscaris 2,5 ha
- Donauveltliner 2,3 ha
- Bronner 1,4 ha
- Blütenmuskateller 1,1 ha
Bevorzugt angebaute rote Trauben in OÖ:
- • Muscat bleu 5,1 ha
- • Zweigelt 4,3 ha
- • Blauer Burgunder 3,5 ha
- • Concordia 2,2 ha
- • Blauer Wildbacher 1,1 ha
- • Roesler 1 ha
- • Cabernet Sauvignon 0,8 ha
Klima und Boden
Traditionell ist das Klima in Oberösterreich eher kühl und feucht geprägt, was es ermöglicht, in günstigen Lagen besonders leichte, frische und fruchtige Weine zu produzieren. Aufgrund der klimatischen Veränderungen wird der Weinbau in Oberösterreich künftig eine immer bedeutendere Rolle einnehmen. Außerdem zeichnet sich Oberösterreich durch heterogene vielfältige Bodenverhältnisse aus. Dadurch entstehen unterschiedliche Weintypen und Charaktere.
Der oberösterreichische Weinbaukataster weist aktuell 72 Betriebe bzw. Personen aus, die Weinreben im Land gepflanzt haben. Der Großteil davon bewirtschaftet Reben auf Klein- und Kleinstflächen. Für knapp 30 Betriebe hat sich die Sparte Weinbau zwischenzeitlich aber zu einem wirtschaftlich bedeutenden Standbein im Rahmen ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit entwickelt – Tendenz weiter steigend. Einen detaillierten Überblick über die Weinszene in OÖ bietet die Homepage der OÖ Winzer unter www.ooe-winzer.at, wo auch alle Mitgliedsbetriebe mit ihren Betriebsdaten zu finden sind.