Gut 1.000 Jahre lang war Oberösterreich eine große und bedeutende Weinbauregion. Die heutige Universität oder das Linzer Schloss waren im 15. Jahrhundert umrahmt von endlosen Weingärten. Durch die Kleine Eiszeit zwischen 16. und 19. Jahrhundert endete die Ära. Jetzt feiert der Rebensaft aus unserem Bundesland dank des wärmeren Klimas eine Renaissance: Alleine seit 2015 erhöhte sich die Anbaufläche um 45 Prozent auf 99,80 Hektar. Ab 2023 gibt’s auch erstmals wieder auf Linzer Boden angebauten Wein! Wurden die ersten Belebungsversuche des Weinanbaus in OÖ eher als kaum trinkbarer „Heckenklescher“ tituliert, hat sich die Qualität mittlerweile enorm gesteigert.
Noch heute gibt es eine Vielzahl von Orts-, Haus- und Flurnamen, die an das traditionsreiche Weinland Oberösterreich erinnern: Die Linzer Weingartshofstraße oder die Bauerhäuser „Oberer und Unterer Weingarten“ am Schatzweg in St. Magdalena – westlich der heutigen Universität gab es im 17. Jahrhundert sogar 25 Hektar Weingärten. Auch der Name des Schloss Weinbergs im unteren Mühlviertel erinnert an diese Zeit. Weitere große Weinanbaugebiete erstreckten sich die gesamte Donau entlang bis ins Innviertel und ins Kremstal. Das Stift St. Florian lag ebenfalls inmitten von ausgedehnten Weingärten. Sogar im Salzkammergut bis Gmunden und Bad Ischl gab es vereinzelt Weinbauern.
Aschach als Zentrum des Weinanbaus
Das Aschacher und Eferdinger Becken waren im Mittelalter das Zentrum des Weinanbaus in unserer Region. 1512 verlieh Kaiser Maximilian I. dem Markt Aschach das charakteristische Wappen mit den beiden Weintrauben, eine blau, eine grün. Der Markt Aschach und vor allem der Aschauer übte auf den Kaiser, der hier mehrmals Station machte, eine hohe Anziehungskraft aus.
Nachweislich über 1.000 Jahre Weinanbau in Oberösterreich
Die Anfänge des oberösterreichischen Weinbaus reichen aber noch viel weiter zurück, möglicherweise bis in die Römerzeit. Schriftlich erwähnt ist der oberösterreichische Wein erstmals im 8. Jahrhundert. Im Raum Aschach lassen sich in der Zeit zwischen 770 und 1400 zwei Bistümer und zwölf Klöster mit großem Weingartenbesitz nachweisen. Klar: Wein war nicht nur für die Liturgie wichtig, sondern auch Herrengetränk. Daher legten die Bistümer und Klöster auf Weingärten besonderen Wert.
Bier auf Wein
Im späten 16. Jahrhundert begann der Niedergang, der sich bis ins frühe 19. Jahrhundert hinzog. In den „Weinzehenttabellen“ der Herrschaft Burg Eferding liest sich das nahende Ende dramatisch: 1751 gab es noch 2023 Joch Weingärten, 1789 noch 83, während es 1831 nur mehr 27 Joch waren. In Linz verschwanden die Weingärten um 1740, in St. Magdalena wurde noch bis etwa 1820 Wein angebaut. Grund war die „Kleine Eiszeit“ zwischen 1650 und Ende des 19. Jahrhunderts. Alte Berichte sprechen von „erfrorenen Rebstöcken“, der Klimawechsel von Warm nach Kalt muss damals durchaus drastisch gewesen sein. Es gab aber auch Gewinner durch den Niedergang des Weinanbaus: Die Herstellung von Most, Bier und Schnaps kam damals so richtig in die Gänge, speziell der Siegeszug des Biers scheint noch lange nicht zu Ende.
Oberösterreich holt auf
Höhere Temperaturen, längere Schönwetterperioden und der frühere Vegetationsbeginn lassen die neuerlichen Klimaänderungen – diesmal aber in die andere Richtung – bereits klar erkennen. Während diese Veränderungen viele Bauern unter Druck bringen, kehrt dadurch der Weinbau nach OÖ zurück. Oberösterreich weist trotz Wachstum derzeit gerade mal einen Anteil von rund 0,02 Prozent an den gesamten Rebflächen Österreichs auf. Aktuell bewirtschaften 47 Winzerbetriebe eine Rebfläche von 99,8 Hektar. Insgesamt wird in Österreich auf 44.912 Hektar Fläche Wein angebaut. Die klassischen Wein-Bundesländer sind Niederösterreich (27.160 Hektar), Burgenland (11.904 Hektar), Steiermark (5.054 Hektar) und Wien (580 Hektar).
Wein aus Linz
Jetzt kehrt auch der Linzer Wein zurück: Unternehmer Jörg Rigger etwa baut mit einigen Freunden (“Viena Lentia”) am Gründberg beim Eingang zum Haselgraben Wein an. Der Linzer Rebensaft soll erstmals 2023 durch die Kehlen der Weinfreunde rinnen. Und es könnte ein echt gutes Tröpferl werden. Auch am Pfenningberg und am Pöstlingberg gibt es mittlerweile wieder Weingärten.
Weißwein made in OÖ
Unser Bundesland punktet vor allem mit fruchtig-frischen Weißweinen aus tonigen Böden. Neben den überwiegenden Weißweinen bieten Oberösterreichs Winzer aber auch Rotweine bester Töne: „Oberösterreich bietet sich vor allem für Rebsorten, die es nicht ganz so warm und kontinental brauchen, als optimaler Standort an. Wir haben interessante Lagen entlang der Donau aufzuweisen, bei denen das milde Klima des Donauraums auf die kühlen Strömungen aus dem Mühlviertel treffen. Der Wechsel zwischen warmen Temperaturen während des Tages und regelmäßiger Abkühlung in der Nacht sorgt für die besondere Aromen-Entfaltung “, weiß der OÖ Weinbauverband-Präsident Karl Eugen Velechovsky.