In vier Tagen wählt die drittgrößte Stadt Österreichs ein neues Stadtoberhaupt und keinen interessiert’s – so lässt sich etwas überspitzt die aktuelle Stimmung rund um die bevorstehende Linzer Bürgermeisterwahl 96 Stunden vor dem Wahlgang wohl am besten beschreiben. Die sieben Anwärter auf den Bürgermeister-Sessel sind teils durchaus ambitioniert, kommen aber großteils nicht so richtig in die Gänge – zumindest was die Emotionen beim Wahlvolk betrifft. Das hat mehrere Gründe. Unser Kommentar der Woche.
Einerseits liegt die ausbaufähige Stimmungslage rund um diese eigentlich sehr wichtige Wahl wohl daran, dass die gesamte Öffentlichkeit seit Wochen gebannt nach Wien und der aktuellen Entwicklung rund um die Bildung einer neuen Regierung blickt. Als Verstärker zieht zum Finale auch noch Kickl alle Aufmerksamkeit auf sich, da verkommt selbst ein ohnehin nur überschaubar mitreißender Bürgermeister-Favorit wie Didi Prammer zum 7. Zwerg von Links.
Der nächste Stimmungskiller: der Wahltermin. Genau in den letzten vier Wochen vor dem Urnengang kippt Linz in den alljährlichen Weihnachtsmodus, bis 7. Jänner – nur 5 Tage vor der Wahl – ist die gesamte City im Urlaub, wo normal die Luft brennen müsste. So blieben auch mögliche Aufreger-Storys oder Themen aus. Krone, ORF, dorfTV und OÖ Nachrichten beriefen zwar „Elefantenrunden“ ein, die Diskussionen brachten aber weder Spannung noch neue Erkenntnisse. Wenn sieben Leute und zwei (handzahme) Moderatoren an einem Tisch sitzen, kommt außer brav aufgesagten und schon dutzendmal gehörten Kurz-Statements nix raus.
Interessant wäre ein Format in Form von Zweierduellen der drei Spitzenkandidaten gewesen – dazu waren sich die großen Medien wie ORF, OÖN, Krone & Co aber wohl zu bequem – oder die Politik-Redaktionen wollten den eigenen Weihnachtsurlaub nicht unnötig stören.
Seitens der (SPÖ-)Herausforderer blieben Pfeilspitzen, Attacken oder Aufdeckerstorys fast komplett aus. Eigene Themen: Ja eh, aber es heißt ja nicht umsonst Wahl“kampf“ – und wenn man das Gegenüber auf die Bretter schicken will, muss man auch mal in den Infight gehen und den einen oder anderen harten Treffer landen. Und: Ein bisschen „Make Linz Great again“ samt einem gesunden Linzer Selbstbewusstsein a la Trump (mit einem gewissen Augenzwinkern) hätte dem einen oder anderen Kandidaten auch nicht geschadet.
Ebenfalls unverständlich: Warum schoss sich keiner der Herausforderer richtig auf die 80 Jahre andauernde Allmacht der SPÖ in Linz ein, auf die vielen Personalentscheidungen (es glaubt ja keiner ernstlich, dass die Kerschbaum-Personalie der einzige „Ausrutscher“ war), oder auf die offensichtlich immer wieder großzügigst verteilten Förderungen – etwa im Bereich migrantischer „Kulturvereine“, wo die SP seit der Luger-Ära ganz bewusst und auf dem rechten Auge blind Wählerstimmen fischt?
Linz wurde im Wahlkampf bislang einmal mehr seinem Ruf der politischen Unauffälligkeit – man möchte fast schon sagen Langeweile – gerecht. Gähn.
Und vom biederen SPÖ-Spitzenkandidaten Prammer, der komplett auf ein „Weiter-wie-bisher“ setzt (auch das hat keiner der Kontrahenten systemisch aufgegriffen), war sowieso kein Charme- oder Themenfeuerwerk zu erwarten. Linz wurde im Wahlkampf bislang einmal mehr seinem Ruf der politischen Unauffälligkeit – man möchte fast schon sagen Langeweile – gerecht. Gähn.
Einzig auffälliges Asset: die vielen großflächigen Wahlplakate von SPÖ, ÖVP und FPÖ. Da wurde richtig viel Geld in die Hand genommen, in Summe mit Sicherheit weit mehr als einen Million Euro. Handwerklich ist der Großteil davon gut gemacht, echte Aufreger oder positive Ausreißer waren aber auch hier nicht auffindbar. Biederes Plakat-Handwerk. Lediglich Martin Hajart versuchte mit den beliebtesten Linzer Vornamen auf seinen Plakaten, etwas Kreativität ins Spiel zu bringen. Irgendwie zündete aber auch das nicht.
Fix ist: Eine niedrige Wahlbeteiligung hilft auf jeden Fall der SPÖ, die den Bürgermeistersessel seit 1945 und somit seit 80 Jahren warmhält.
Wiewohl: Unaufgeregtheit kann in der Politik auch sein Gutes haben, solange das nicht in Gleichgültigkeit (des Wählers) abdriftet. Man darf gespannt sein, wie die Wahlbeteiligung am Sonntag aussehen wird. 2021 lag diese im ersten Wahlgang bei überschaubaren 57,5 Prozent, bei der Stichwahl waren es dann gar nur mehr 30,3 Prozent. Gut möglich, dass diese niedrigen Hürden nochmals unterquert werden.
Fix ist: Eine niedrige Wahlbeteiligung hilft auf jeden Fall der SPÖ, die den Bürgermeistersessel seit 1945 und somit seit 80 Jahren warmhält. Für einen Wind of Change wäre Linz wohl zu haben. Mal sehen, ob die Wählermotivation am Sonntag hier mitspielt. Vielleicht zündet ja einer der Damen- und Herrschaften ja noch eine Neujahrsrakete und hebt ab. Für das Heben einer der (mutmaßlich vielen) SPÖ-Leichen reicht die Zeit (und auch der Elan der Wahlkampftrupps) wohl nicht mehr.