Die Gemeinderatswahl 2021 ist geschlagen – und es ist ein guter Tag für Linz: Künftig sitzen neun statt fünf Parteien im Stadtparlament, das Spektrum wird bunter. Der SPÖ gelang das Kunststück, mit fast 3.000 Stimmen weniger als 2015 ein Plus von 2,4 Prozent einzufahren. Möglich machte es die desaströseste Wahlbeteiligung, die Linz jemals sah: Nur mehr 57,5 Prozent wählten den neuen Gemeinderat, vor sechs Jahren waren es noch 67,8 Prozent.
Der Absturz in der Wahlbeteiligung ist freilich kein Phänomen, das auf Linz alleine zutrifft: Auch in den beiden anderen Statutarstädten Wels (58,4% statt 70,91% im Jahr 2015) und Steyr (Rückgang von 68,8% auf 59,6%) blieben über 40% der Wähler zuhause. Relativ stabil hingegen die Wahlbeteiligung bei der zeitgleichen Landtagswahl mit 76,37% (2015: 81,6%).
Gemeinderatswahlen Linz – Wahlbeteiligung im Vergleich:
2021 – 58,4 Prozent
2015 – 67,8 Prozent
2009 – 67,3 Prozent
2003 – 65,8 Prozent
1997 – 66,9 Prozent
1991 – 73,4 Prozent
Die, die gewählt haben, haben aber eine klare Sprache gesprochen: Das Ergebnis ist in Summe ein großer persönlicher Erfolg des regierenden Bürgermeisters Klaus Luger. Trotz der großen Konkurrenz baute er seinen Vorsprung auf ÖVP, FPÖ, Grüne & Co. weiter aus.
SPÖ klar auf Platz 1
Aufgrund der niedrigen Wahlbeteiligung gelang der Bürgermeisterpartei SPÖ das Kunststück, mit fast 3.000 Stimmen weniger als 2015 ein Plus von 2,4 Prozent zu holen. Am eindeutigen Ergebnis gibt es nichts zu rütteln: Mit 34,4 Prozent holte die SPÖ fast doppelt so viele Stimmen wie die ÖVP, die trotz Verlusten die neue Nummer 2 ist.
ÖVP unterbietet schlechtestes Ergebnis von 2015 nochmals deutlich
Am absoluten Tiefpunkt scheint die Linzer ÖVP angekommen. Mit 18,14 Prozent wurde das bislang schlechtestes Ergebnis von 2015 mit einem Minus von 2,0 Prozent nochmals unterboten. Auch ein Mandat ging verloren – mit elf Mandaten hat man aktuell nur mehr halb so viele wie die SPÖ (22). Undenkbar scheint, dass Spitzenkandidat Bernhard Baier nach dieser neuerlichen Niederlage weiter die Nummer 1 bleibt. Wer nach ihm kommt? Es wird gemunkelt, dass ihm der g’standene Linzer und durchaus charismatische Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, der ebenfalls für den Gemeinderat kandidierte, folgt.
FPÖ: das erwartete Minus, zweiter Stadtsenatssitz weg
Mit einem Rückgang von 10,9 auf 13,97 Prozent fiel die FPÖ hinter die Grünen auf Rang 4 zurück, von 16 Mandaten bleiben neun übrig. Gut möglich, dass auch Markus Hein als Listenerster geht, gestern machte bereits das Gerücht die Runde, dass Hein in die LINZ AG wechselt.
Grüne: ein kleines Plus
Mit einem Plus von 1,7 Prozent gehören auch die Grünen zu den gestrigen Wahlsiegern. Einer der Gründe war wohl die Klimaproblematik, die Eva Schobesberger & Co. am besten besetzen konnten.
Kleinparteien ganz groß
Hinter den großen Vier hat sich einiges getan: Gleich fünf Kleinparteien sind künftig im Linzer Gemeinderat vertreten, vier davon in etwa gleicher Stärke. Neu an Bord ist die Bürgerliste LINZ+ rund um Lorenz Potocnik, die aus dem Stand zwei Mandate holte – ebenso wie die Impfkritiker von MFG. Einen großen und auch verdienten Erfolg gab es für die Linzer KPÖ, die ihr heiß ersehntes zweites Mandat schaffte – neben Gerlinde Grünn zieht jetzt Verkehrssprecher Michael Schmida in den Linzer Gemeinderat ein.
Ein Mandat verloren hingegen die Linzer NEOS, die aber dennoch zwei Mandate halten konnten. Ganz knapp holte auch der Wandel mit 1,55 Prozent ein Mandat und zieht damit als neunte Partei in den Linzer Gemeinderat ein.
Bürgermeister-Direktwahl: Klaus Luger allein auf weiter Flur
Bei der Direktwahl zum Linzer Bürgermeister ergab sich ebenfalls ein eindeutiges Bild: Auch hier hat Klaus Luger klar die Nase vorne, fast 44 Prozent wählten ihn im ersten Wahlgang. Da er jedoch nicht die 50-Prozent-Hürde nicht übersprang, wird in zwei Wochen eine Stichwahl gegen Bernhard Baier nötig, der mit mageren 16,43 Prozent auf Rang 2 kam.