Eine durchaus vergnügliche Lektüre ist dabei das Naturkundliche Jahrbuch der Stadt Linz, das allerlei Vorkommnisse penibel auflistet. 1973 – vor genau 50 Jahren – war ein Jahr, in dem sich allerlei Seltsames und Bemerkenswertes zugetragen hat…
Mehr als 200.000 Linzer
Im April 1973 zählte Linz 204.683 Einwohner – und damit fast genauso viele wie heute (211.616). Zwischenzeitlich – bis zum Jahr 2001 – sank die Zahl der Linzer auf 183.614 Stück.
Bevölkerungsentwicklung von Linz:
- 1869 – 49.635 Einwohner
- 1900 – 83.356 Einwohner
- 1934 – 115.338 Einwohner
- 1951 – 184.685 Einwohner
- 1973 – 204.683 Einwohner
- 1991 – 203.044 Einwohner
- 2001 – 183.614 Einwohner
- 2019 – 206.940 Einwohner
- 2023 – 211.616 Einwohner
Ein zweites Hallenbad für Linz
Nach mehr als einjähriger Bauzeit wurde am 10. März 1973 das neue Hallenbad Hummelhof eröffnet. Zuvor gab es in Linz nur ein einziges Hallenbad, das Parkbad. Das Hummelhof-Hallenbad war im Bäderkonzept der Stadt Linz das erste Bezirkshallenbad, dem in den Stadtteilen Kleinmünchen und Dornach weitere folgen sollten.
Zoo oder Wildpark?
Am 12. März 1973 genehmigte der Stadtsenat für die Vorarbeiten am künftigen Linzer Tiergarten im Gelände der Urfahrwänd, insbesondere zum Ausbau des Lehrpfades, 50.000 Schilling. Am 10. April besprachen Bürgermeister Hillinger und die Mitglieder des Linzer Stadtsenates nach einer Besichtigung des Wildparkes in Altenfelden den Plan der Landeshauptstadt, an den Urfahrwänden und auf der Windflach einen Wildpark einzurichten. Es wurde zwar kein Wildpark, sondern ein Zoo. Die Eröffnung erfolgte allerdings erst sieben Jahre später im Jahre 1980.
Drahtige Amsel
Am 31. März 1973 brachte eine Linzer Tageszeitung ein Foto eines Amselnestes, das kurz vorher in der Nähe des Mühlkreisbahnhofes in Urfahr entdeckt wurde. Das Nest war überwiegend aus Draht und Plomben, wie sie beim öffnen von Güterwaggons weggeworfen werden, gebaut, wobei die Plomben nach außen, der feine Draht nach innen gedreht worden waren.
Erste Maßnahmen für eine FUZO in Linz
Der Beirat für Straßen- und Verkehrsplanung des Gemeinderates der Stadt Linz erörterte am 28. Juni 1973 die Problematik um die Einführung einer „fußgängerfreundlichen Zone“ im Bereich der Linzer Landstraße. Erstmals wurden Planskizzen einer möglichen Gestaltung, die vom Planungsamt der Stadt Linz vorerst für das Teilstück Taubenmarkt-Bethlehemstraße erarbeitet wurden, den Mitgliedern des Beirates vorgelegt. Eine ebenfalls geplante Ruhezone soll möglichst freundlich mit Blumen und Grün, Kiosken, Bänken und Schaukästen ausgestattet werden. Die Fußgängerzone wurde kurze Zeit später verwirklicht, auf die Bänke warten wir noch heute.
Meistercoach legt in Linz an
Am 1. Juli 1973 nimmt der spätere Meistertrainer Helmut Senekowitsch seine Tätigkeit als Coach dem damaligen SK VOEST Linz auf, exakt elf Monate später krönen sich die Linzer erstmals zum österreichischen Fußballmeister – ein Kunststück, das seit damals keinem Klub aus Oberösterreich mehr gelang.
Rabiates Rind
Am 21. August 1973 riss sich im Linzer Schlachthof eine etwa 700 Kilogramm schwere Kuh los, rannte über die Hafenstraße, kletterte über den Damm und sprang in die Donau, die sie schwimmend überquerte. Am Urfahrer Ufer gelang es ihr aber nicht, den steilen Damm zu erklimmen. Da sie immer wieder ins Wasser stürzte, musste sie schließlich von der Linzer Feuerwehr mit Hilfe des 20-Tonnen-Kranes geborgen werden.
Lautsprecherverbot
Für die Landtagswahlen im Oktober 1973 stellte die Stadt Linz den politischen Parteien auf eigene Kosten 79 Plakatwände in den verschiedenen Stadtteilen zur Verfügung, die von den Parteien ab 1. September unentgeltlich in gleichem Ausmaß für Wahlwerbungszwecke verwendet werden konnten. „Wildes Plakatieren“ wurde damit ver- mieden. Am 23. August 1973 kamen die wahlwerbenden Parteien überdies überein, in Linz erstmals mobile Plakatständer, die auf öffentlichem Gut aufgestellt werden, in der Wahlwerbung einzusetzen und auf Lautsprecherwerbung zu verzichten.
Erste Badegäste am neuen Pleschingersee
Am 8. Oktober 1973 vergab der Stadtsenat einen größeren Betrag für die weitere Ausgestaltung des Pleschinger Badesees zu einem Bade- und Freizeitzentrum für den Stadtteil Urfahr, um zugleich mit den wasserbaulichen Sicherungsmaßnahmen auch die Grünflächen um den See so kultivieren zu können, daß sie für den künftigen Bade- betrieb mitverwendet werden können. Bereits bis zum Frühjahr 1973 waren rund 300 Meter Seeufer mit den darunterliegenden Grünflächen im Ausmaß von zirka 40.000 Quadratmeter ausgestaltet worden.
UFOS über Linz
Am 12. Oktober 1973 wurden von mehreren Linzern unabhängig voneinander in Urfahr gemachte Beobachtungen eines Flugobjektes gemeldet. Das Objekt habe sich laut Linzer Tageszeitungen „ziemlich schnell von Norden nach Süden bewegt, flog lautlos und nicht sehr hoch und zog einen Feuerschweif hinter sich her.“ Solche Beobachtungen bzw. Meldungen gab es in der damaligen Zeit übrigens fast jedes Jahr – es lag wohl auch an einer allgemeinen Begeisterung für die Raumfahrt und das Weltall.
Arcotel-Eröffnung
Eine absolute Sensation war die Eröffnung des damaligen Tourotel-Hoteltums an der Donau (heute Arcotel) am 23. November 1973. Der Betrieb brachte damals erstmals internationales Flair nach Linz. Entworfen wurde es vom Star-Architekten Artur Perotti.
1.315 Linzer Rindviecher
Bei der Viehzählung wurden zum Stichtag 3. Dezember 1973 im Linzer Stadtgebiet 125 Pferde, 1.315 Rinder, 193 Schafe, 40 Ziegen, 2.322 Schweine, 29.311 Hühner, 89 Truthühner, 165 Enten und sieben Gänse gezählt.
Aus für Floriane Straßenbahn
Als die damalige ESG (heute LINZ AG) 1973 beschloss, die Straßenbahnlinie E von der City nach Ebelsberg aus finanziellen Gründen zu kürzen, verlor die Florianerbahn ihre Umsteigemöglichkeit bei der Traunbrücke – was gleichzeitig das Ende der Traditionsbahn ins Linzer Umland bedeutete. Zwölf Millionen Fahrgäste beförderte die Florianerbahn in den sechs Jahrzehnten zuvor. Bis 2003 wurde die 9,7 Kilometer lange Strecke noch als historische Museumsbahn genutzt, an einigen Stellen erinnern noch Trassenreste an die liebevoll “Dschungelexpress” genannte Überland-Bim, weil sie damals teilweise durch dichtes Waldgebiet führte.
Autoprobleme gab es auch schon vor 50 Jahren…
Dozent Dr. Lötsch vom Institut für Umweltwissenschaften und Naturschutz in Wien unterstrich 1973 in einem Vortrag vor dem Linzer Gemeinderat, dass die Befreiung des Stadtkerns vom lähmenden Individualverkehr vordringlichstes Ziel einer zeitgemäßen Stadtplanung sein müsse. Zur Verwirklichung seiner These schlug er vor, einen Ring von Parkhäusern und Parkgaragen um den Stadtkern zu errichten, von denen aus der Weg ins Zentrum mit dem öffentlichen Verkehrsmittel genommen werden soll. Der Referent befasste sich darüber hinaus mit der Wirkung von Baum und Strauch auf die Luft und setzte sich für die Erhaltung der grünen Linzer Innenhöfe ein.
Energiespar-Vorreiter
Am 7. Dezember 1973 übergab der Reichersberger Bürgermeister der Stadt Linz den vom Chorherrenstift Reichersberg gestifteten 17,5 Meter hohen Christbaum. Gegenüber 800 Glühbirnen im Vorjahr wurden 1973 nur 240 an dem Linzer Christbaum neben der Dreifaltigkeitssäule angebracht, der Grund waren bereits damals Energiesparmaßnahmen.