Überraschen dürften die aktuellen Zahlen angesichts der großen Migrations- und Fluchtbewegungen in den letzten Jahren wohl niemanden: 35 Prozent der Schüler an den öffentlichen Volksschulen in Wien sind Muslime – Tendenz klar steigend. Das ergibt die jüngste Erhebung der religiösen Bekenntnisse. 26 Prozent haben in der Bundeshauptstadt kein Religionsbekenntnis. Nur noch 21 Prozent sind römisch-katholisch. 13 Prozent der Schüler sind orthodox. Und die Datenlage hat sich rasant verschoben: Vor sieben Jahren waren noch 31 Prozent katholisch, 28 Prozent Muslime und 17 Prozent ohne Bekenntnis. Auch in Linz gibt es wohl ähnlich alarmierende Zahlen, befürchtet Vizebürgermeister Martin Hajart.
Ängste der Menschen ernst nehmen
Beim Linzer Vizebürgermeister Martin Hajart läuten angesichts der muslimischen Dominanz in den heimischen Klassenzimmern die Alarmglocken: „Diese Entwicklung bereitet vielen Menschen Sorgen. Die Angst, dass die Identität verloren geht und eine Entfremdung voranschreitet, muss man ernst nehmen.“ In vielen Bereichen würde das Zusammenleben gut funktionieren, aber: „Wir dürfen vor den wachsenden Problemen nicht die Augen verschließen.“
Gerade in den Schulen werde spürbar: „Es gibt klar radikale Tendenzen und der politische Islam hat vor unseren Schulen nicht haltgemacht. Wir erleben auch in Linzer Schulen Entwicklungen, die wir als Gesellschaft nicht dulden dürfen: Muslimische Kinder, die einer Lehrerin aus Glaubensgründen nicht die Hand geben, judenfeindliche Schmierereien, Beleidigungen aufgrund der Religionszugehörigkeit.““In den Schulen bestehe das Problem der oft mangelhaften Deutschkenntnisse, der sehr unterschiedlichen Bildungsniveaus unter den Schülern und häufig auch ein Integrationsproblem.
„Integration ist ein Zusammenspiel von Fördern und Fordern. Beides findet in Linz noch zu wenig statt.“
Statistischer Blick ins Klassenzimmer
Es gehe aber nicht nur darum, Probleme aufzuzeigen. Hajart: „Ich will Lösungen. Dazu braucht es aber zunächst eine Analyse der aktuellen Situation. Wie in Wien müssen auch die Linzer Zahlen bezüglich Migranten und Religionszugehörigkeit in den einzelnen Schulen auf den Tisch.“ Dass das Ergebnis wohl ähnlich der Bundeshauptstadt sein wird, zeigt ein Blick auf die jüngsten Daten der Statistik Austria: 36,6% der Linzer wurden im Ausland geboren. „Das spiegelt sich natürlich auch in den Kindergärten und Schulen der Stadt Linz wieder“, sagt Hajart.
Hajart unterstützt prinzipiell auch die Forderung des Wiener Vizebürgermeisters Christian Wiederkehr, das Schulfach „Demokratie“ einzuführen: „Aber nicht als Ersatz für den Religionsunterricht, sondern als demokratiepolitisch wichtiges Zusatzangebot.“ Unverständlich ist für Hajart, warum die Stadt Linz – anders als etwa Wels – das Angebot des Integrationsministeriums, einen Linzer Integrationsbericht zu erstellen, abgelehnt hat.
Hajart: „Die Vogel-Strauß-Politik der Linzer SPÖ und der für Integration zuständigen Vizebürgermeisterin Tina Blöchl wird uns nicht weiterbringen. Man muss endlich den realen Problemen ins Auge sehen. Integration ist ein Zusammenspiel von Fördern und Fordern, beides findet in Linz noch zu wenig statt. Es braucht keine Angstmache, aber auch kein Schönreden. Was es braucht, sind Realismus und Handeln.“