1982 gab es in der Linzer Altstadt noch keine Lokale, der Straßenstrich hat sich durch die Hofgasse hinaufgezogen. Dennoch eröffnete hier der 25-jährige Franz Wagner das Vanilli. Größen wie Falco oder Udo Jürgens machten hier einst die Nacht zum Tag. Gibt es jetzt – zum 40. Jubiläum des Kultlokals – das Aus?
Vor 48 Jahren eröffnete der damals erst 18-jährige Franz Wagner in Prambachkirchen mit dem FLY die angesagteste Disco außerhalb Wiens. Auch das gesamte Linzer Partyvolk jettete damals jedes Wochenende in das knapp 40km entfernte Dörfchen – die kurvenreiche Straße forderte dabei so manchen Blechschaden. Einige Jahre später eröffnete Wagner auch den Kultklub Vanilli in der Linzer Altstadt.
„Ich habe 1974 mit 18 als jüngster Unternehmer Österreichs das Fly in Prambachkirchen eröffnet. Das war schwierig, weil keiner den Ort kannte. In Linz war 1982 eigentlich die Gegend ums Casino die Ausgehmeile. Ich dachte mir, wenn ich es schaffe, dass die Leute nach Prambachkirchen kommen, wird es mir wohl auch gelingen, dass ich die Leute in Linz von einem Viertel ins andere bewegen kann – so kam ich auf die Altstadt“, sagt Vanille-Gründer und Gastro-Legende Franz Wagner über die damalige Zeit.
Warum er genau diese Location mit den langen, engen Gängen wählte? Wagner: „Wenn Reibungen – sprich Körperkontakte – passieren, trinken die Leute mehr. Darum hat mir die Schlauchform des Lokals sehr gut gefallen.“
Auf den Namen kam Franz Wagner durch ein Berliner Lokal, das – kein Witz – „Milli Vanilli“ hieß. Den Namen hat er übernommen, ein paar deutsche Playback-Sänger einige Jahre später übrigens auch 🙂
Am 12. November 1982 wurde eröffnet. Wagner: „Vom ersten Tag an lief das Lokal. Sowas gibt‘s heute nicht mehr – jeden Tag um 19 Uhr brechend voll – und das über Jahre.“ Es waren aber keine jungen Gäste die kamen, sondern eher die älteren: „Die Leute sind direkt aus den Büros, den Banken usw. zu uns gekommen – eine durchwegs sehr gutes Klientel.“
Ziemlich zeitgleich eröffnete das Podium am Hofberg, etwas später folgte die Sansibar direkt gegenüber vom Vanilli. Franz Wagner: „Dann begann sich in der Altstadt etwas zu bewegen. Dank der Sansibar haben wir um 30 Prozent mehr Umsatz gemacht. Denn je mehr Lokale kamen, desto weiter stieg der Umsatz.“ Konkurrenz belebt eben.
Heute ist vom alten Glanz nicht mehr viel übrig: Mitte der 2000er-Jahre übernahm LT1-Macher Dieter Holzhey das Lokal und führte es in neue Höhen, das Vanilli wurde wieder zum In-Treff.
2015 wurde nochmals umgebaut und mit Ex-Shine Bar-Geschäftsführer Matthias Jantsch kam neuerlich frischer Wind ins Lokal. Doch mit dem Weggang von Jantsch (der seitdem das Goldende Einhorn auf der anderen Seite der Altstadt führt) verlor das Vanilli an seinem Glanz. Auch Dieter Holzhey soll als Eigentümer nicht mehr an Bord sein. Laut Firmenbuch wird Marcel Hohl und die Thor Beteiligungs GmbH als Geschäftsführer bzw. Gesellschafter geführt.
Bleibt das Vanilli für immer zu?
Und jetzt droht das Aus – ausgerechnet zum 40. Geburtstag des einstigen Kultlokals. Die Vanilli-Homepage gibt es seit geraumer Zeit nicht mehr – und der letzte Facebookeintrag über das „Vanü“ ist fast zwei Jahre alt und stammt vom März 2020.