Die angeblichen Pläne, am Linzer Hauptbahnhof erneut ein großes Flüchtlings-Erstaufnahmezentrum einzurichten, wirbelten viel Staub auf. Das LINZA stadtmagazin fragte heute beim zuständigen Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer nach. Er versichert, dass dort künftig „nur ukrainische Flüchtlinge, aber keine anderen Nationalitäten“ aufgenommen werden sollen. Ganz beruhigt sind die Kritiker aber nicht.
Von „Traiskirchen 2“, das man beim Bahnhof nicht wolle, sprach Bürgermeister Luger zu den angeblichen Plänen eines Erstaufnahmezentrums, „Ankunfts-Hub“ nennt hingegen Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer heute die Einrichtung im ehemaligen Postverteilerzentrum. Er versprach, dass dort auch künftig nur Flüchtlinge aus der Ukraine erstversorgt werden sollen.
Aktuell kämen aus den Kriegsgebieten lediglich zwar nur bis zu 20 Personen pro Tag, „aber das kann sich sehr schnell wieder ändern“, so Hattmannsdorfer. Aufgrund der unklaren Entwicklung der Flüchtlingsbewegungen aus der Ukraine – die Prognosen liegen laut Hattmannsdorfer zwischen Beibehaltung der aktuellen Zahlen und insgesamt 150.000 bis 200.000 ukrainischen Flüchtlingen in Österreich – halte sich Oberösterreich weiterhin zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge bereit.
Stark steigende Flüchtlingsbewegung aus Afghanistan, Syrien und Tunesien nach Österreich
Spannend wird sein, wo die heuer wieder steigende Zahl von Flüchtlingen aus anderen Ländern untergebracht werden soll. Von Jänner bis Mai 2022 wurden bereits 21.810 Personen registriert – im gesamtem Jahr 2020 waren es hingegen nur 14.775 (2021: 39.930). Haupt-Herkunftsländer aktuell sind Afghanistan (25%), Syrien (24%), Tunesien (10%) und Pakistan (7,5%). Hattmannsdorfer will bei deren Unterbringung weiter auf die bewährten kleineren, über das Land verteilten Einheiten setzen.
FPÖ: „Kein Vertrauen“ in Aussage Hattmannsdorfers
Es gibt auch bereits eine erste Reaktion: „Die FPÖ Linz betont nochmals, dass sie die Aufnahme von Flüchtlingen aus Ukraine, meist Frauen und Kinder, positiv sieht. Die aktuellen Asylzahlen belegen aber eindeutig, dass die meisten Asylwerber aus Afghanistan, Syrien, Tunesien, usw. nach Österreich kommen und angeblich gibt’s es ernsthafte Überlegungen auch diese Flüchtlinge nach Linz zu holen“, heißt es seitens der Blauen. Landesrat Hattmansdorfer habe laut FPÖ „rechtlich gar keine Instrumente, eine Unterbringung dieser Flüchtlingen in Linz zu unterbinden“. Daher könne seiner Garantie, dass im Postverteilerzentrum nur Flüchtlinge aus Ukraine untergebracht werden, kein Vertrauen geschenkt werden.
Österreich: Bei Pro-Kopf-Belastung Nummer 2 in der EU
Was auch auffällt: Während bei den ukrainischen Flüchtlingen der Frauenanteil 70% beträgt, sind es bei den übrigen Nationalitäten lediglich 10,5%. In absoluten Zahlen hatte Österreich im Vorjahr mit 39.930 die viertmeisten Asylanträge aller EU-Staaten zu verzeichnen, bei der Pro-Kopf-Belastung (Anzahl Asylanträge pro 100.000 Einwohner) liegt Österreich EU-weit hinter Zypern sogar auf Rang 2 – mit einem Wert, der dreimal so hoch ist wie der EU-Schnitt.