Durchaus spendabel zeigen sich die Linzer in Sachen Trinkgeld. Bei einem spontanen Rundruf gab es vom Gastropersonal fast durchwegs Lob für die Gäste. Vorsicht ist jedoch im Urlaub geboten, was die Trinkgeldgestaltung betrifft: Der Tritt ins Fettnäpfchen ist oft nicht weit…
Fünf bis zehn Prozent „Schmattes“ sind in Österreich üblich. Während etwa in den USA das Trinkgeld den Löwenanteil des Gehalts bildet, ist es be uns ein nettes Zubrot, das aber nicht unterschätzt werden darf: „Kellner ist einer der wenigen Berufe, wo man durch besonderen Fleiß und Freundlichkeit ein zusätzliches Monatsgehalt dazuverdienen kann – und das komplett steuerfrei“, weiß etwa Günter Hager vom Stadtwirt Josef.
Trinkgelder sind einkommenssteuerfrei
Während Trinkgelder für Unternehmer voll besteuert werden, sind diese für unselbstständige Arbeitnehmer steuerfrei. „Trinkgelder sind lohn- bzw. einkommensteuerfrei, wenn sie in ortsüblicher Höhe von dritter Seite an Arbeitnehmer freiwillig (d.h. ohne Rechtsanspruch des Arbeitnehmers) gewährten werden“, heißt es seitens des Finanzamtes.
Linzer sind (teilweise) großzügig
Selbst wenn es viele Knauserer gibt, ist die Mehrzahl der Linzer Gastro-Beschäftigten mit der Gebefreudigkeit der Linzer sehr zufrieden: „Speziell unser Nachtpublikum ist bei einem guten Service sehr spendabel, im Cafébetrieb tagsüber wird meist auf 50 Cent oder einen Euro aufgerundet“, hören wir in der Remembar. „Unsere Gäste lassen nix anbrennen und bedanken sich beim Service stets sehr großzügig, besonders die Stammgäste“, sagt die Vanilli-Crew.
Im Urlaub ist mit dem Thema Trinkgeld besondere Vorsicht geboten – in nicht wenigen Ländern wird die falsche Handhabe schnell als persönliche Beleidigung gesehen. Unser „Trinkgeld-Knigge“ klärt auf:
Österreich/Deutschland
Fünf bis zehn Prozent vom Rechnungspreis werden zwar offiziell empfohlen. Was aber nicht bedeutet, seinen Menschenverstand auszuschalten. Das Geben von Trinkgeld sollte „zufriedenheitsgesteuert“ sein.
Italien
In der italienischen Gastronomie ist Trinkgeld eher unüblich, weil dieses meist bereits im Punkt „Coperto“ (Gedeck) drinsteckt. In Cafés und Espressobars steht an der Kassa meist ein kleines Sparschweinchen, dem Kleingeld besonders gut schmeckt.
Griechenland
Freundlichkeit ist in der griechischen Gastronomie ein hohes Gut, darum freut sich der Wirt besonders über ein Lob aus dem Mund des Gastes. Darüber hinaus sind die klassischen zehn Prozent Trinkgeldzuschlag kein Fehler.
Ägypten
In Ägypten nennt man Trinkgeld „Bakschisch“ – übrigens genauso wie „Bestechung“. Stimmt auch, denn hier wird vom Touristen für fast jede kleine Dienstleistung (egal ob gewollt oder nicht) eine „klimpernde“ Gegenleistung erwartet. Wenn’s zu viel wird, kann man aber ruhig mal Nein sagen. Im Restaurant sind zehn Prozent angebracht.
Großbritannien / Irland
Bloß nicht: Trinkgeld im Pub, das könnte ein Kopfschütteln oder Übleres nach sich ziehen. Lieber dem Kellner einen Pint ausgeben. Im Restaurant sind zehn Prozent üblich.
Portugal/Spanien
Zehn bis 15 Prozent des Rechnungsbetrages gelten als landesüblich. Den Betrag lässt man einfach am Tisch liegen. Wer kleine Centmünzen zurücklässt, sollte sehen, dass er Land gewinnt: Dies gilt in Spanien und Portugal als grobe Beleidigung.
Türkei
Was auf italienischen Rechnungen das „Coperto“ (Gedeck), findet sich in der Türkei als „Kuver“ wieder. Zehn Prozent Trinkgeld sind dennoch üblich – und bei den günstigen Preisen durchaus vertretbar, auch wenn der Service nicht immer „mitteleuropäisch“ ist.
Frankreich
Eine Servicepauschale von 15 Prozent ist im Rechnungsbetrag inbegriffen. Wer zufrieden ist, sollte dem Kellner trotzdem zehn Prozent „Pourboire“ am Tisch liegenlassen.
USA
Die Gastrogehälter in den USA sind extrem niedrig, weil der „Tip“ den Löwenanteil des Einkommens bildet. 15-20 Prozent sind daher ein Muss. Und das gibt man meist ohnehin sehr gerne, weil das Servierpersonal oft (über)freundlich zu Werke geht und wirklich auf Zack ist. In Tourismusgebieten Floridas ist Trinkgeld mittlerweile oft in der Rechnung enthalten – zu erkennen an der Position „Tip is included“ auf der Rechnung.
China / Japan
Das Thema Trinkgeld hat in Fernost keine historische Tradition. Aufgrund der Globalisierung bürgert sich dieser westliche Brauch jedoch auch hier immer mehr ein. Speziell in den internationalen Hotelketten und den Touristenhochburgen geht man mit dem Thema lockerer um.
Flugreise / Kreuzfahrt
Während es im Flugzeug verpönt ist, der Flugbegleiterin etwas zuzustecken (bei Zufriedenheit besser: nach einem Feedback-Bogen fragen und diesen ausfüllen), wird’s bei einer Schiffsreise meist richtig teuer: Offiziell ist das Geben von Trinkgeld zwar oft freigestellt, in den Reiseunterlagen wird aber oft ein Betrag von fünf bis zehn Euro pro Person und Tag nahegelegt. Zu zweit macht das für eine zweiwöchige Kreuzfahrt dann bis zu 280 Euro extra. Manchmal wird das Trinkgeld auch ungefragt auf die Bordrechnung aufgeschlagen. Daher: Bereits bei der Buchung fragen, ob das Trinkgeld im Reisepreis inkludiert ist.