Mittels einer IMAS-Umfrage wollten die Linzer Tourismusverantwortlichen herausfinden, wie es so steht um Linz in Sachen Attraktivität und Bekanntheit. Ergebnis: ganz schön viel Luft nach oben. Es braucht wohl noch das eine oder andere „Skandalvideo“, um Linz stärker in die Köpfe reinzubringen. Oder endlich eine andere Stoßrichtung. Unser Kommentar am Ende der Story hat da so ein paar Ideen.
An der Bekanntheit muss Linz trotz aller Bemühungen noch arbeiten. Linz kommt laut dieser aktuellen IMAS-Umfrage (Sample: 1.011 Befragte) unter Österreichs Städten auf Rang 4 mit einer (überschaubaren) Bekanntheit von 52%. Wien (82%), Salzburg (70%) und Graz (63%) haben hier die Nase klar vorne. Wels liegt mit 16% auf dem elften Rang.
Relativ unterirdisch wird’s für Linz bei der Frage, wie attraktiv unsere City als Ziel für einen Städtetrip, Ausflug oder längeren Aufenthalt ist. Linz ist hier nur auf Rang 7 zu finden – hinter Bregenz und Klagenfurt. Linz konnte lediglich das nicht wirklich schnuckelige Eisenstadt und das fast schon abscheuliche St. Pölten auf Distanz halten. Nur 18 Prozent finden Linz als Reiseziel „sehr attraktiv“, satte 60 Prozent aber „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“. Uff: Das ist eine echte Watschn.
Die Gründe, warum jemand Linz besucht, sind entsprechend austauschbar: Am öftesten genannt wurde „Einkaufen, Bummeln“ (25%) und „Familie/Freunde besuchen“ (23%). Das Visitieren von Sehenswürdigkeiten oder Veranstaltungen nannten lediglich 15%. In Zeiten wie diesen wenig überraschend: Sieben Prozent gaben als Grund für ihre Linz-Visite die „Teilnahme an einer Demo“ an. Hmm: Demohauptstadt Linz – wäre doch ein ausbaufähiger Titel?
Kultur und „Digital City“ floppen
Angesichts der intensiven Bewerbung von Linz als Kulturstadt und „Digital City“ fast schon ein Schlag ins Gesicht sind die Ergebnisse auf die Frage nach den spontanen Assoziationen zu unserer Stadt: Am meisten genannt wurden „Stahlstadt“ (15%), „Landeshauptstadt“ (13%) und „Donau, Hafenstadt“ (13%). Acht Prozent nannten die Linzer Torte. Mit den Assoziationen AEC, Lentos, Höhenrausch & Museen konnten lediglich sieben Prozent etwas anfangen. Klangwolke und Pflasterspektakel nannten fünf Prozent. Immerhin: Die schlechte Luftqualität brachten nur mehr zwei Prozent der Befragten mit Linz in Verbindung.
Messbar gewirkt hat die umstrittene „Linz ist Linz“-Kampagne, die unsere Stadt als ungeschminkte Liebe auf den zweiten Blick ins durchaus sympathische Bild rückt: Immerhin 19 Prozent der Befragten haben von der Kampagne gehört. Und 58% jener, die die Kampagne und das vieldiskutierte Video kennen, finden es „Sehr Gut“ oder „Gut“.
Ob die Kampagne mehr Lust auf einen Linz-Besuch macht? Offen! Immerhin 32 Prozent – oder ein Drittel der Befragten – gaben an, „Sehr interessiert“ oder „Eher interessiert“ an einem Linz-Besuch in den nächsten zwölf Monaten zu sein, während es 63% „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ nach Linz zieht.
Kommentar
Mit einem – zugegenbermaßen gelungenen – Trash-Video über Linz alleine ist es nicht getan. Es braucht mehr, um die Destination Linz sexy und attraktiv zu machen. Was fehlt? Das bewusste Setzen auf die Stärken und USPs von Linz – etwa die Industrie – hat sonst keiner. Diese vom Tourismus, aber auch von der Stadtpolitik fast schön verpönten Themenfelder bieten spannende Angriffspunkte. Think different: Eine Aussichtsplattform auf den Schlackebergen oder Klettertouren auf einen der stillgelegten Kokerei-Kamine und und und: Mit dem Industrie-Thema ließe sich hervorragend spielen – traut sich sonst keiner. Gut in Erinnerung sind mir die Werkstouren in die Voestalpine mit Werksbahn und mitten ins Stahlwerk, dem eigentlichen, pulsierenden Herz von Linz. Die jetzige Stahlwelt ist bestenfalls ein müder Abklatsch dieser „heißen“ Erlebnisse.
Und bitte: Was ist mit der Donau? Warum passiert da nix? Wakeboardlift, Bootsverleih, Fortgehmeile, schwimmende Gastro oder ein Floating Hotel im Hafen? Auch Urban Hiking is ein Riesen-Themenfeld, das keiner am Radar hat. Linz hat stattdessen kürzlich eine todlangweilige Stadtwanderkarte, die bestenfalls rüstige Senioren spannend finden, herausgebracht. Statt die Linz-USPs zu fordern und zu fördern, neu zu designen und urban aufzuladen, werden immer wieder komplizierte und mit konstruierten Inhalten vollgepackte Themen präsentiert, die nicht verstanden werden. Tourismusdirektor Georg Steiner ist da ein gutes Beispiel – er ist zwar sehr bemüht und hat vieles auf den Weg gebracht. Aber alleine seine oft endlos langen Postings in den sozialen Netzwerken zeigen das Problem: Verzopftheit. Wenn man aber 20 Schachtelsätze oder mehr braucht, um eine vermeintlich gute Idee zu erklären, funktioniert sie nicht. Die heutige Zeit braucht spontane, schnelle, unique Erlebnisse und keine lähmenden Endlos-Geschichten. Oft wird vom Tourismus fast schon krampfhaft nach neuen, „exklusiven“ Feldern gesucht – und landet dann wie heuer beim abgedroschenen Thema „Frauen“.
Cut: Linz muss sich seiner Stärken und USPs besinnen. Nix künsteln und bis auf den letzten Beistrich pseudoakademisch erklären. Back to the Roots, einfache und unverwechselbare Erlebnisse, aber geil verpackt – ohne Endlos-Erklärungen. Lasst Linz endlich wirken as it is!