Mit Thomas Stelzer übernahm ein waschechter Urfahraner das höchste Polit-Amt in unserem Bundesland. Wir besuchten einen erstaunlich entspannten angehenden Landeshauptmann in seinem Büro am Bahnhof, das er in wenigen Wochen mit dem Amtssitz im Landhaus tauscht. Ob bei ihm auch mal das „Fett in der Pfanne spritzt“ (Copyright: Josef Pühringer), verriet er im exklusiven LINZA-Talk:
22 Jahre lang hieß der oö. Landeshauptmann Josef Pühringer, der damals mit 45 Jahren den höchsten Polit-Posten im Land übernahm. Sein Nachfolger Thomas Stelzer eroberte den Landesthron am 06. April – mit ebenfalls noch recht frischen 50 Lenzen. Wir wollten vom neuen Mann u.a. wissen, was er denn wirklich anders – oder gar besser – als sein Vorgänger machen will – und was er von Beliebtheitswerten hält.
Herr Bald-Landeshauptmann, wann war für Sie klar: Der Job wäre doch was für mich! Haben Sie schon in der Sandkiste gewusst, dass Sie einmal ganz oben stehen wollen? Sowas gibt’s bei großen Karrieren ja des öfteren.
Landeshauptmann ist kein wirklicher Beruf, den man in einer Karriere einplanen kann, sondern es ist eine ganz besondere Funktion. Das erste Mal war wurde es vor einigen Jahren spruchreif, als mir Josef Pühringer sagte, dass seine entsprechenden Gedanken in meine Richtung gehen und ob ich das überhaupt will.
Nach außen hin fühlte es sich ein bisschen nach einem fast endlosem Hinwarten an. Haben Sie nicht öfters gedacht: Jetzt könnte es mal ein bisschen flotter gehen?
Nachdem ich den genauen Zeitpunkt bereits länger wusste, war es für mich kein endloses Dahinwarten. Natürlich habe ich mir bei den ständigen Nachfragen der Journalisten sehr oft auf die Zunge beißen müssen. Aus meiner Sicht war es aber ein guter Zeitpunkt und eine gut getimte Übergabe.
Ihr weiterer beruflicher Weg ist jetzt auf fixen Schienen: vier Jahre plus zwei Perioden Landeshauptmann, dann der obligatorische Wechsel an die Spitze des Seniorenbundes. So ein fix vorgegebener Weg: Ist das etwas, das Sie brauchen?
Nein, eigentlich gar nicht, weil ich bereits bisher sehr flexibel war und viele verschiedene Aufgaben zu bewältigen hatte. So weit voraus denke ich in diesem Fall nicht. Jetzt kommt mal die Wahl zum Landeshauptmann am 06. April, dann die Wahl 2021, die hoffentlich auch gut für uns ausgeht und erst dann schauen wir, was die nächsten Schritte sein werden.
Eine der wichtigsten Aufgaben eines Landeshauptmannes ist das Repräsentieren, das Händeschütteln. Werden Sie diesbezüglich auch so umtriebig sein wie Ihr Vorgänger?
Das Wichtigste ist auch für mich, unter den Leuten zu sein. Nur dann hat man ein G’spür dafür, was den Menschen wirklich wichtig ist, was sind die Sorgen und Wünsche. Natürlich gehören da auch viele Repräsentationsaufgaben dazu. Inhalte sind aber mindestens genauso wichtig.
In einem Interview sagten Sie kürzlich, dass viele bisherige Antworten nicht mehr die richtigen seien. Was wollen Sie denn bewusst ganz anders machen?
Bitte um Verständnis, dass ich erst in der Regierungserklärung am 06. April konkrete Dinge beim Namen nenne. Was ich mit dieser Aussage andeuten wollte: Wir sind derzeit generell in einer großen Umstellungsphase, es ändert sich manches grundsätzlich, etwa in der Technologie und damit in der Arbeitswelt bis hin zur Zusammensetzung unserer Gesellschaft. Das alles verlangt nach neuen Antworten.
Vor wenigen Wochen hieß es noch, den Stelzer kennt keiner. Laut neuesten Umfragen sind Ihre Bekanntheits- und Beliebtheitswerte hervorragend, obwohl Sie noch gar nicht im Amt sind. Wo liegt die Wahrheit?
Die wirklich harte Währung ist der Wahltag, dass wir dort als Nummer 1 durchs Ziel gehen. Die ÖVP hat ihre Arbeit immer auf den Spitzenmann fokussiert, daher habe ich auch immer sehr viel „zugearbeitet“, was so manche ältere Umfrage erklärt.
Ihr Vorgänger hat gerne mal gebitzelt, wenn ihm was nicht gepasst hat. Wie lassen Sie Dampf ab? Kann ein Thomas Stelzer auch mal das ‚Fett in der Pfanne spritzen‘ lassen?
Natürlich kann ich auch Emotionen zeigen. Aber in Verhandlungspositionen versuche ich klarerweise, mich auf mein Gegenüber einzustellen und solange wie möglich gelassen und ruhig zu bleiben.
Ihr Vorgänger hat in Bezug auf Oberösterreich sehr gerne und oft von der Champions League gesprochen, in Wirklichkeit sind wir aber nicht im europäischen Spitzenfeld zu finden. Da sind auffälligerweise aber gleich mehrere dänische Regionen vorne dabei. Wie können Linz und Oberösterreich Dänemark werden?
Klar ist: Wir haben als Industrie- und Wirtschaftsstandort nur dann eine Chance, wenn wir im internationalen Vergleich an der Spitze mitmischen. Dort müssen wir hinkommen. Wir haben eine gute Basis, müssen uns aber gewaltig anstrengen.
Würden Sie den Begriff ,Champions League‘ ebenso intensiv verwenden wie Ihr Vorgänger? Schließlich ist das, um in der Kickersprache zu bleiben, ein ziemlicher Steilpass…
Lassen Sie es mich so sagen: Unser Ziel sollte sein, auf Dauer bei den Spitzenteams mitspielen zu können.
Also ist der Begriff ‚Champions League‘ besser bei Ihrem Lieblingsverein LASK aufgehoben?
(lacht) Ja bei den Schwarz-Weißen schaut’s momentan gut aus, aber verschreien wir nichts.
Wo wir gerade bei Farben sind: Schwarz-Blau funktioniert auf Landesebene ganz gut. Werden Sie diesen Kurs samt FPÖ als Partner beibehalten?
Ganz klar ja. Wir haben das Regierungsübereinkommen für die gesamte Periode geschlossen, das gilt auch für mich. Und wir arbeiten politisch auch gut zusammen, das stimmt. Wir haben uns inhaltlich auf einen gemeinsamen Weg geeinigt und es passt auch persönlich.
Wenn Sie nach der Nationalratswahl 2018 im Verhandlungsteam sind: Wären Sie für Schwarz-Blau auch auf Bundesebene?
Mir ist wichtig, dass sich die ÖVP auf Bundesebene ALLE demokratischen Möglichkeiten offen hält. Auf der anderen Seite: Nur weil etwas in einem Bundesland gut funktioniert, ist es noch lange nicht ausgemacht, dass das auch auf Bundesebene so sein muss.
Und wie schaut es mit der Zusammenarbeit zwischen Land OÖ und Stadt Linz aus? Die Achse Pühringer/Dobusch hat sehr gut funktioniert. Zwischen Luger und Pühringer war’s schon etwas angespannter.
Nachdem ich lange Zeit selber im Gemeinderat gesessen bin, kenne ich viele der handelnden Personen und habe da durchaus tragfähige Gesprächsbeziehungen. Aber das muss sich erst in der Realität zeigen, was wir da gemeinsam zusammenbringen. Ziel ist natürlich, bei den großen Fragen zwischen Stadt und Land gemeinsam an einem Strang zuziehen.
Seitens der SP gab es kürzlich Anschuldigungen, die ÖVP würde mit diversen Geschichten Unruhe in die andere Partei tragen. Konkret: Ihre Partei hätte das Gerücht in die Welt gesetzt, Klaus Luger will sich von der SPÖ abspalten. Klingt nicht nach guter Zusammenarbeit.
Ehrlich gesagt: Dieser Vorwurf war so abstrus, dass ich mich nicht mal damit beschäftigt habe.
Ihr Privatleben wird – auch wenn Sie jetzt sicher sagen, alles bleibt beim Alten – enorme Änderungen erfahren. Ihr Vorgänger sagte dazu mal „Landeshauptmann geht nur zu hundert Prozent“. Ein großer Teil des Privatlebens ist ab dem 06. April wohl weg.
Was natürlich stimmt: Landeshauptmann ist man immer. Das ist kein Beruf mit Büroschluss und am nächsten Tag um sieben Uhr geht’s wieder los. Man muss immer ansprechbar sein. Was mir aber wichtig ist: Die ÖVP hat sich für mich als Landeshauptmann entschieden – auch darum, weil ich so bin wie ich bin. Einen wesentlichen Teil meiner Person macht eben das Familienleben aus. Und ich glaube, dass auch die Leute durchaus ein Interesse daran haben, dass ein ’normaler‘ Mensch in dieser Funktion ist, der sich Zeit für seine Familie nimmt.
Wie kann man sich das vorstellen: Mit fixen ‚Auszeiten‘ für die Familie, etwa ein kurzer Mittwoch oder so etwas in der Art?
Das geht natürlich nicht, aber es gibt gewisse Anlässe und Termine, die mir, meiner Frau und unseren Kindern wichtig sind und die genauso einzuhalten sind wie berufliche Termine.
Und wo verstecken Sie sich, wenn Sie mal nicht gefunden werden wollen?
(lacht) Ich hoffe, dazu wird es nie kommen, weil ich keinen Anlass habe, mich vor irgendwem oder irgendwas zu verstecken.
An welchen Lieblingsplatzerln in Linz und Oberösterreich trifft man einen Thomas Stelzer am ehesten an?
Nachdem ich am Freinberg in die Schule gegangen bin, ist das dort oben mit der Aussicht auf die Stadt ein besonderer Ort für mich. Und in Oberösterreich ist es meine aktuelle Heimatgemeinde Wolfern mit dem wunderschönen Blick ins Alpenvorland.
Aufgewachsen in Linz, jetzt in Wolfern am Land: Sind Sie mehr Stadt- oder Landmensch?
Ich bin ein gutes Beispiel, dass man das nicht mehr so allgemein festmachen kann. Es geht viel mehr um Lebensstile. Mir gefällt die Stadt, ich bin ein Linzer, fühle mich aber mittlerweile in Wolfern genauso heimisch. Ich trenne da gar nicht mehr.
Nochmal kurz zurück zum Fußball: Sie sind bekennender LASK-Fan. Wie die Schwarz-Weißen mussten auch Sie lange auf den „Aufstieg“ warten. Welchen Querpass gibt es noch zwischen Thomas Stelzer und dem Fußball?
Ich habe damals in Schülerliga gespielt und bin schon lange LASK-Fan. Eine spezielle Parallele ist, dass auch ein noch so toller Einzelstar wenig hilft, wenn das Team nicht funktioniert und zusammenspielt. Es geht nur mit einer entsprechenden Gesamtleistung.
Bitte um zwei Vorbilder – einerseits aus der eigenen Partei und andererseits aus einer Partei der politischen Mitbewerber.
Da gibt es viele, sowohl in der Politik als auch außerhalb. Ein klassischen Vorbild habe ich aber nicht. Menschennähe und politisches G’spür konnte man sich sehr gut bei Josef Ratzenböck und Josef Pühringer abschauen. Was die politischen Visionen anbelangt, gibt es einiges vom guten alten John F. Kennedy, das mir gefällt.
Am 06. April: Was wird Ihre erste Tat nach der Kür zum Landeshauptmann sein?
Das erste wird eine Start- und Eröffnungsbilanz sein. Und ich will schnelle Maßnahmen setzen, die den Wirtschaftsstandort Oberösterreich so in Schwung bringen, dass wir bereits in den nächsten Jahren wieder an der Spitze stehen.
Interview: Wilhelm Holzleitner