Dass Adolf Hitler in Linz oder Österreich nochmals für Begeisterung und Applausstürme sorgen würde, war bis gestern Abend undenkbar – bis Simon Jaritz kam und der Figur im Vermes-Stück „Er ist wieder da“ zu neuer Popularität verhalf. Aber keine Angst: Die Bühnenfassung des satirischen Romans, die im Phönix Österreich-Premiere feierte, wurde zu keiner Ode an den Nationalsozialismus. Und ja: Man darf über Hitler lachen. Was sonst? Sehenswertes komödiantisches Theater mit einer Prise Tiefgang!
Sommer 2011. Adolf Hitler ist wieder da. Er erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin und taumelt in einen Zeitungskiosk. Der Besitzer des Lädchens glaubt, in ihm einen unentdeckten Comedian zu erkennen und vermittelt ihn an eine Showproduktion. Aber dieser Hitler ist keine Witzfigur, sondern erschreckend real. Unsere oberflächliche Selfie- und Facebook-Gesellschaft erkennt das aber nicht und liegt dem vermeintlichen Bühnentalent mit Schnauzbart zu Füßen. Das hatten wir doch schon mal…?
Angst oder Betroffenheit kommt beim Zusehen kaum auf – zu surreal scheint die Vorstellung – oder doch nicht? Nicht wenige ertappten sich dabei, wie sie mit dem im Hier und Jetzt verloren wirkenden „GRÖFAZ“ Mitleid haben. Etwa als er seine Uniform in eine Reinigung bringt, die ausgerechnet von einem Türken namens Yilmaz betrieben wird und der etwas schmächtige Adolf in seinem Adidas-Trainingsanzug zu bitzeln beginnt…
Das Lachen bleibt dem Publikum erst spät – vielleicht zu spät – bei der Schluss-Sequenz im Hals stecken, als Hitler von seiner Vergangenheit eingeholt wird und dorthin verschwindet, wo er ganz gut aufgehoben war: im ewigen Dunkel. Dennoch: Über Hitler darf gelacht werden – wahrscheinlich muss es das sogar. Bester Beweis der Dialog zwischen „Zeitungskrämer“ Markus Hamele und dem „Führer“ Simon Jaritz:
Hitler: „Seh‘ ich etwa aus wie ein Verbrecher?“
Zeitungskrämer: „Hallo? Sie sehen aus wie Adolf Hitler!“
Hitler: „Na also!“
In Summe eine sehr unterhaltsame, kurzweilige 90-Minuten-Produktion (hervorragend, aber wegen des textintensiven, mühsamen Hitler-Sprechgekrächzes auch bedauernswert: Simon Jaritz als Adolf), die es ohne ständig erhobenem Zeigefinger schafft, zum Nachdenken über unsere Gesellschaft anzuregen.
Erwähnt sei auch die professionelle Entwicklung des Theater Phönix. Eine kleine, aber feine Bühne, die mit so manch‘ hochbezahlten Kollegen ein paar hundert Meter weiter stadteinwärts „spielend“ mithalten kann. Chapeau!