Erstmals zeigt eine Studie im Auftrag des ÖIF, wie migrantische jugendliche Submilieus in Österreich, unter anderem in Linz und Wels, organisiert sind und mit welchen Maßnahmen sie zu erreichen sind. „Wir dürfen nicht wegschauen, wenn sich im Jugendbereich problematische Milieus bilden, die zu Integrationsverweigerung und Gewalt neigen. Falsch verstandene Toleranz wird uns in der Integrationspolitik nicht weiterbringen“, sagt Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer bei der Präsentation der Studie.
Zentrale Ableitungen der Studie, die vom renommiertenDipl.-Soz. Kenan Güngör im Auftrag des ÖIF durchgeführt wurde, ist u.a. die Feststellung, dass sich eine Verlagerung der Jugend-Szene in den digitalen Raum und damit ein „Flashmob-artiges“ Mobilisierungspotenzial entwickelt hat. Die Organisation von Aktionen wird durch den digitalen Raum vereinfacht (siehe Halloween-Ausschreitungen via TikTok). Künftig braucht es daher eine stärkere Online-Beobachtung der Szene durch Polizei und den Verfassungsschutz. Eine Maßnahme könnten digitale Angebote in Form von „Digital Streetwork“ sein.
„Das Problem sind nicht Milieus und Bubbles – wir alle leben in solchen. Das Problem ist, dass manche Milieus anfällig sind für Integrationsverweigerung. Es ist wichtig, zwischen integrationsfördernden, integrationsneutralen und desintegrativen (Migranten-)Milieus zu unterscheiden. Bei desintegrativen Milieus braucht es Maßnahmen, damit sich diese nicht von der Mehrheitsgesellschaft abwenden.“
Kenan Güngör, Soziologe, Studienleiter
Interessant ist auch, dass die Jihadismus-Sxmpathies abgenommen haben und es vermehrt zu Zunahme von Nationalismus, Islamismus und Rechtsextremismus kommt: „Scheitern des Islamischen Staates hat eine Abkehr von radikalen-islamistischen Ideen bewirkt, es wurde durch ein teilweise konservatives Islamverständnis – Verbreitung von Homophobie und Sexismus, Ablehnung pluralistischer, westlicher Werte – verdrängt, so die Studie. Als Gegenmaßnahme wird der Ausbau von Werteschulungen & Orientierungskursen und verstärkten Community-Peer-Ausbildungen empfohlen (Nutzung des kulturellen Hintergrunds von Migranten um diese zu Coaches innerhalb der Community auszubilden – mit dem Ziel, eine bessere Durchdringung von Milieus zu schaffen).
„Wir haben Gewalt-Präventions-Programme im Rahmen unseres ‚Respekt‘-Pakets massiv ausgebaut. Als neue Herausforderung haben wir Massen-Mobilisierungen im digitalen Raum, wo wir mit digitalem Streetwork gegensteuern wollen. Erstmals zeigt uns die Studie zu jugendlichen Milieus, welche Angebote wir bei welcher Gruppe brauchen.“
Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer
Weiters heißt es, dass sozial schlechter gestellte Milieus Aufstiegsversprechen brauchen. Die Mobilität in den einzelnen Jugendgruppen und -szenen nimmt zu – jedoch meist innerhalb der gleichen sozialen Schicht: „Jugendliche müssen Aufstieg schaffen und auch materiellen Erfolg haben, um nicht ansprechbar und anfällig für Gewalt und Kriminalität zu sein.“