Es ist ein aufsehenerregendes Projekt: ein Speicherkraftwerk samt acht Hektar großem Speichersee am Pfenningberg. 2010 erstmals im Gespräch, scheint es aktueller denn je. 2019 war laut Grundeigentümer Niklas Salm-Reifferscheidt noch von einem Konsortium, das Interesse an der Finanzierung hatte, die Rede. Der geplante See zwischen den beiden Pfenningberg-Gipfeln würde mit Donauwasser gespeist und könnte mit einer Fallhöhe von über 300 Metern “grünen” Strom für Spitzenzeiten erzeugen. Auf der Strecke bliebe allerdings das Naturparadies Pfenningberg und das zweitgrößte Waldgebiet im Linzer Becken.
Der Pfenningberg ist gerade mal 616 Meter hoch. Das reicht aber für die Pumpspeichertechnologie: Bei einer Fallhöhe von 300 Metern könnten mit zwei Turbinen 300-400 Megawatt Strom produziert werden. 7,8 Hektar würde die Fläche des Stausees betragen, der Durchmesser beträgt um die 320 Meter. Um Donauwasser in den See pumpen zu können, wären Druckrohrleitungen mit einer Länge von 1.940 Metern nötig. Das Prinzip ist denkbar einfach: Durch das (mit Überschusstrom) hochgepumpte Wasser kann quasi Energie gespeichert und genau dann Strom produziert werden, wenn er benötigt wird – zu den teuren Spitzenzeiten.
Über 300 Millionen Euro Investionskosten
Da sich mittlerweile die Situation am Strommarkt – Stichwort Alternative Energiequellen und Versorgungssicherheit – geändert hat, ist auch das Pfenningberg-Projekt wieder für Investoren attraktiv. „Im Falle eines Blackouts könnte das Speicherkraftwerk am Pfenningberg ganz Linz vier Tage lang mit Strom versorgen“, sagt Niklas Salm-Reifferschscheidt. Dem Schlossherrn der Burg Steyregg gehören große Flächen am Pfenningberg – auch das Gebiet, wo der See entstehen soll.
Keine Staumauer nötig
Eine Staumauer wird man vergeblich suchen, denn der See soll durch Grabungen und Aufschütten des Aushubmaterials entstehen. Zwischen den beiden Pfenningberggipfeln würde eine Art Trichter entstehen, der mit Wasser gefüllt wird. Um Donauwasser in den 300 Meter über der Donau gelegenen See pumpen zu können, sind Druckrohrleitungen mit einer Länge von 1.940 Metern nötig.
Das Turbinenhaus wäre beim Donauufer an den Abhängen des Pfenningberg geplant– etwa auf Höhe des LIFAG-Autohauses auf halber Strecke zwischen Pleschingersee und Steyregg. Die Druckrohre würden entweder ober- oder unterirdisch geführt.
Laut Salm-Reifferscheidt ist ein Konsortium an der Errichtung des Kraftwerks interessiert, es gab bereits Gespräche, Namen werden aber noch keine genannt. In weiterer Folge sei eine Beteiligung bzw. Übernahme durch heimische Energieversorger oder Unternehmen wie die voestalpine (die für zukünftige Formen der Stahlerzeugung enorme Strommengen benötigt) denkbar.
UVP als Hürde
Eine Hürde stellt die verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung dar, weil fast zehn Hektar Wald betroffen wären. Aktuell ist Gipfelbereich teils eine baumfreie Landschaft, weil Käfer und Klima den Baumbestand vernichtet haben, Nachwuchs wurde aber bereits gepflanzt. „Eine echte Bewirtschaftung des Waldes ist auch in Zukunft kaum noch möglich“, so Salm-Reifferscheidt, der nicht nur deswegen bereits seit Jahren nach Alternativen zur Nutzung sucht. Klar ist aber auch: Seine Rolle als Grüne Lunge und Naherholungsparadies mit vielen naturbelassenen Zonen wäre der Pfenningberg dann los.
Freizeit-Paradies Pfenningberg, See allerdings kaum nutzbar
Durch die Freigabe mehrerer Mountainbike-Strecken am Pfenningberg hat der Grundeigentümer das Gebiet bereits für Freizeitsportler großflächig zugänglich gemacht. Auch einen in die Landschaft eingebetteten Bogensport-Parcours gibt es bereits. Zusätzlich angedacht waren (Stand 2019) Reiterwege und ein „Friedhofswald“, in dem naturgerechte Urnenbestattungen möglich sein sollen.
Der Speichersee zwischen den beiden Pfenningberg-Gipfeln wird sich als Freizeitoase jedoch nur bedingt eignen, da sich durch das regelmäßige Abfließen und Wiederauffüllen große Schwankungen des Wasserspiegels ergeben. Ein Rundweg um den See sei aber angedacht. Auch eine schonende Einbettung in die Landschaft soll realisiert werden.
Speicherkraftwerk: So funktioniert’s
Mit überschüssigem, billigem Strom wird Wasser in den Speichersee hochgepumpt. Bei Spitzenstrombedarf – etwa in den Morgenstunden und am Nachmittag – wird dann das Wasser durch die Turbinen gelassen und somit Strom erzeugt, der als Spitzenstrom teurer verkauft werden kann. Auch am Pfenningberg könnte ein Teil des Stroms fürs Hinaufpumpen aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Wenn etwa bei Schönwetter oder bei entsprechenden Windverhältnissen die Photovoltaik oder die Windkraftwerke mehr Strom produzieren als gebraucht wird, übernehmen Pumpspeicherkraftwerke diesen überschüssigen Strom, indem sie diese Energie in Wasser speichern. Bei Bedarf wird dann das Wasser durch die Turbinen abgelassen. Pumpspeicher können etwa 75 Prozent des bezogenen Pumpstroms zeitversetzt ans öffentliche Netz zurückliefern.
Fotos: Holzleitner, OpenStreetMap-Mitwirkende