Heute streitet sich Linz über 100 Meter hohe Türme, aber bereits vor 23 Jahren wollte unsere Stadt noch viel höher in den Himmel wachsen: 160 Meter hoch, 36.000 Quadratmeter Nutzfläche, 45 Stockwerke und 720 Millionen Schilling teuer – der überraschend grüne SKY GARDEN TOWER am heutigen Gelände der voestalpine Stahlwelt hätte 2000 eine neue Ära im Linzer Hochhausbau einleiten sollen. Das Projekt wurde aber kurz vor Baubeginn fallengelassen. Ein Rückblick.
160 Meter – der von der voestalpine projektierte Turm hätte das damals höchste Gebäude der Stadt, die Lentia City (81m) um das Doppelte überragt – und er wäre auch heute noch die absolute Nummer 1 in Linz. Selbst der imposante Bruckner Tower (99m) ist um gute 60 Meter niedriger. Österreichweit wäre der Sky Garden Tower hinter dem Millennium Tower (202m) und dem IZD Tower (162m) in Wien damals der dritthöchste Wolkenkratzer des Landes gewesen.
„Vom Restaurant im letzten Stock wird man einen besseren Blick haben als vom Pöstlingberg“, schwärmte Herbert Furch, Manager des Büroturm-Projekts. Die Fassade des Turms war als transparente Glas-Stahlkonstrunktion geplant. Der Sky Garden Tower wurde als „verbindendes Element zwischen Werksgelände, Stadt Linz und der Donau“ gepriesen – und dennoch nie verwirklicht.
Neben dem Restaurant hätten eine Bar und Shops in den unteren Geschoßen auch Geschäftsleute nach Dienstschluss in den Sky Garden Tower locken sollen. Das Konzept sah ein „Miteinander von Arbeitsplatz und Freizeit“ vor – mit Büros, Seminarräumen, Geschäften, Friseur und Sportcenter. Es war in der Tat ein visionäres Projekt: Ganz oben wäre das Restaurant geplant gewesen und darüber, am Dach, der namensgebende „Sky Garden“, ein grüner Himmelsgarten als Aussichtsterrasse. In jedem Stock hätten sich zusätzlich drei große Wintergärten befunden, die sich im von der Architektengruppe Schlemmer & Jell entworfenen Konzept netzartig über die gesamte Fassade gezogen hätten.
Sieben Prozent Rendite versprach voestalpine-Manager Furch damals möglichen Investoren. Kein Kopfzerbrechen bereitete Furch die Vermietung: Kurz vor Baubeginn sagte er, dass bereits Angebote für fast ein Viertel der 45 Geschosse vorliegen würden – umgekehrt gesagt: Es gab 75 Prozent Leerstand vor Baubeginn, viel zu viel für ein so großes Projekt. Die Mieten zwischen 110 und 180 Schilling lagen an der Spitze dessen, was der Linzer Markt damals hergab.
„Mit dem Sky Garden Tower wird ein modernes, zukunftsweisendes Gebäude errichtet, das den Wirtschaftsstandort Linz bereichert“, sagte der damalige Linzer Bürgermeister Frank Dobusch zum 160m-Turm. Kurze Zeit später kam das endgültige Aus, auf der geplanten Fläche wurde 2009 die voestalpine Stahlwelt sowie ein modernes Bürogebäude errichtet.
Laut offizieller Version sprangen kurz vor Baubeginn zwei Investoren ab, Furch & Co, bekamen kalte Füße und fürchteten, ein Millionengrab zu produzieren – und damit jede Menge negative Schlagzeilen für die voestalpine.