Tabula rasa im bislang denkmalgeschützten Arbeiterviertel Sintstraße: Von 18 Häusern werden sieben abgerissen. Die vom legendären Stadtbaudirektor Curt Kühne von 1927-1931 erbaute Hafenarbeiter-Siedlung hätte enormes Potenzial – jetzt wird das Gelände von der GWG maximal verwertet.
Auf zwei Drittel der Fläche sollen gehobene Eigentumswohnungen statt dem bisher hier angesiedelten leistbaren sozialen Wohnraum entstehen. Die Frage bleibt: Was hat das mit dem ursprünglichen Sinn von Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaften zu tun? Und wie war das nochmals mit sozialer Musterstadt?
Naheliegendes Ziel im Sinne der Stadt und ihrer wachsenden Bevölkerung bzw. dem Verlust der „Mittelschicht“ an den Speckgürtel, wäre eine Wohnsiedlung für junge Familien gewesen. Die Lage im aufstrebenden Hafenviertel und die Durchgrünung mit altem, mächtigen Baumbestand wären prädestiniert dafür gewesen. Linz und die von Bürgermeister Klaus Luger geführte GWG entschieden sich anders – und vergeben damit eine große Chance. Erst wurde einfach an den Hächstbieter verkauft – und jetzt als zweiter Akt wird das Areal ohne Vorgaben nochmal zu Geld gemacht.
Aufgedeckt hat die Sache der Linzer Stadtentwickler und Gemeinderat Lorenz Potocnik: „„Es ist von der GWG und damit der Stadt Linz ein fatales Zeichen, das ausgesendet wird: „Aus einer Arbeitersiedlung, in der bis vor kurzem noch billiger Wohnraum zur Verfügung gestellt wurde, werden großteils teure Eigentumswohnungen und Anlageobjekte.“
Das Schicksal des 18 Häuser umfassenden, denkmalgeschützten Wohnensembles war ein jahrzehntelanger Kampf, Ideen und kompetente Interessenten hätte es genug gegeben, aber Bürgermeister Klaus Luger (GWG!) und das Profitdenken scheinen sich wieder einmal durchzusetzen, so Lorenz Potocnik.