Da kennt sich keiner mehr aus: Nachdem Bürgermeister Luger die massive Kritik wegen der Absage der Hauptplatz-Silvesterfeier mit den Worten „Wir sind nicht der Veranstalter“ von sich wies, bestätigt er nun, dass die Stadt Linz sehr wohl federführend mit an Bord war – und wohl auch bei der Absage ein sehr gewichtiges Wörtchen mitredete. Luger betont in einem Schreiben, die Absage sei „in Absprache“ mit der Stadt erfolgt. Damit widerspricht er zuvor getätigten Aussagen, die Stadt habe mit all dem nichts zu tun.
Nachdem die Stadt Linz just drei Tage nach den Halloween-Randalen auf der Landstraße die (angeblich schon Wochen zuvor fixierte) mutlose Absage der Silvesterfeier am Hauptplatz verkündete, wandte sich Anfang November ein Altstadtgastronom mit einem Schreiben an Bürgermeister Luger: „Ich bitte Sie, nochmal darüber (die Absage, Anm.) nachzudenken, die Linzerinnen und Linzer hätten sich nach diesen schwierigen Jahren wirklich eine ordentliche Silvesterfeier verdient“, so der damalige Wortlaut.
Luger beteuerte kurz nach Halloween in den Medien mehrmals, die Stadt hätte mit den Silvesterfeiern nichts zu tun, weil man ja gar nicht der Veranstalter wäre, sondern die private WEILER SHOWS GMBH. Jetzt – fast drei Wochen später – bekam der erwähnte Gastronom ein Antwortschreiben vom Bürgermeister. Darin heißt es nun, die Stadt wäre sehr wohl „Mitveranstalter“ der Hauptplatz-Silvesterfeier. Rütteln wolle er an der für viele mutlosen Absage nicht mehr. Luger stellte jedoch in Aussicht, „im kommenden Jahr den Jahreswechsel wie gewohnt am Linzer Hauptplatz feiern zu können.“ Seltsam mutet an, dass er explizit „unerwartete Ereignisse“ als Grund für eine neuerliche mögliche Absage erwähnt – eine Anspielung auf das heurige, aufgrund der Randale beschlossenen Event-Storno?
Kommentar
Nichts für ungut, aber dass eine Silvesterfeier-Absage, die bereits Anfang Oktober erfolgt sein soll, erst vier Wochen später und just drei Tage nach den verrückten Innenstadt-Randalen bekannt gegeben wird, hat ein seltsames Gerücherl – vor allem, wenn dann behauptet wird, die Absage hätte mit der Randale absolut nix zu tun. Auch, dass die Stadt mit den seit vielen Jahren stattfindenden Silvesterfeierlichkeiten am Hauptplatz absolut nichts am Hut habe, stimmt offensichtlich nicht.
Jeder weiß: Veranstaltungen dieser Art passieren immer in enger Abstimmung mit der Stadt – oder sogar auf deren Betreiben hin; zur Durchführung bedient man sich natürlich privater Unternehmer, die sich als Veranstalter zur Verfügung stellen – inklusive entsprechender fünfstelliger Förderung durch die Stadt. Bei der Silvesterfeier am Hauptplatz sollen das in den besten Zeiten über 40.000 Euro gewesen sein.
„Ich möchte Sie hiermit gerne darüber informieren, dass die Silvesterfeier am Hauptplatz keine von der Stadt Linz organisierte Veranstaltung darstellt. Wir sind gemeinsam mit dem ORF lediglich Mitveranstalterin“ , schreibt Luger in seiner Antwort an einen Linzer Gastronomen. Luger widerspricht sich im selben Satz – und gibt damit das Offensichtliche zu – nämlich, dass man bisher immer sehr wohl auch als (Mit)Veranstalter an Bord war.
Das klingt jetzt ganz anders als seine mantraartig getätigten gegenteiligen Aussagen der letzten Tage und Wochen. Er gesteht auch ein, dass die Absage „in Absprache“ erfolgt sei, also kein Alleingang der Weiler Shows GmbH war.
Ganz abgesehen davon: Dass die Feier in ihrer ursprünglichen Form nach den coronabedingten Absagen der letzten Jahre auch heuer wieder ausfällt, ist beschämend. Wo sind der Mut, die Zuversicht und die Lebensfreude, die man den Linzerinnen und Linzer so lange vorenthielt? Nicht jeder hat Familie oder einen großen Freundeskreis zum Feiern – oder das Geld für Fondue, Lachs und Champagner. Viele dieser Menschen hätten sich auf einen gemeinsamen, ungezwungenen Jahreswechsel am Hauptplatz gefreut. Aber die SPÖ und die ‚kleinen‘ Leute: „Es ist alles sehr kompliziert“, hätte der legendäre Genosse Sinowatz gesagt.