„Kann das überhaupt noch eine gute, ernstzunehmende neue Uni werden?”, fragt der STANDARD in seiner Ausgabe vom 10. März. Grund sind die unwürdigen Versuche, die Wahl der Informatikprofessorin und KI-Expertin Stefanie Lindstaedt (TU Graz) zur Gründungspräsidentin der neuen Linzer Digital Uni madig zu machen. Weil der von einigen Herren favorisierte Kandidat (Meinhard Lukas) nicht durchgewunken wurde, wird jetzt alles versucht, den Bestellungsprozess neu aufzurollen. Die großen Verlierer stehen jetzt schon fest: die neue Universität, aber auch die beiden Kandidaten Lindstaedt und Lukas. Herr Landeshauptmann: Bitte stoppen Sie diesen traurigen Akt der Selbstbeschädigung.
Was soll das bitte? Jetzt macht auch das vom Land Oberösterreich entsandte Konventsmitglied – Softwareunternehmer Helmut Fallmann – gegen die Bestellung von Stefanie Lindstaedt mobil und fordert vom Ministerium die Aufhebung der Entscheidung der unabhängigen Kommission. Zuvor rülpste bereits IV-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch seinen Unmut medienwirksam hinaus. Verständlich: Alles war nach dem Motto „Des mach ma scho“ mutmaßlich perfekt eingefädelt: JKU-Rektor Meinhard Lukas dürfte sich vorher die vermeintlich fixe Jobzusage für die Leitung der neuen Uni geholt haben, ehe er siegessicher auf eine neuerliche Amtsperiode in der JKU verzichtete. Das Bettchen war angerichtet, Lukas durfte dann aber nicht reinspringen, weil die unabhängige Kommission es wagte, anders zu entscheiden, als sie es – natürlich völlig freiwillig – „durfte“.
Die Reputation für die neue Uni ist weg, Linz als Unistandort und mögliche berufliche Herausforderung für zu lukrierende Lehrende und KI-Spezialisten beschädigt. Wer will sich so eine Provinzposse antun? Dass sich gerade Kapazunder wie führende Politiker und gekränkte Wirtschaftskapitäne bis hin zu obersten Vertretern der Industriellenvereinigung für so ein schäbiges Verhalten hergeben – noch dazu gegen eine Frau, die es geschafft hat, sich im Kampf um eine Führungsposition gegen einen Mann durchzusetzen, ist blamabel, beschämend und unwürdig. Wissen die Herren eigentlich, welchen Schaden sie da gerade anrichten?
Was auffällt: Von fast allen OÖ Medien gibt es weitgehendes Stillschweigen bzw. kaum Kritik an der fast schon aggressiven Abwehrhaltung seitens der „Meinhard-Lukas-Fraktion“. Offensichtlich gibt es auch da einige sehr verlässliche Seilschaften. Bezeichnend, dass nur einige Wiener Zeitungen den Ball aufnahmen und dieses unwürdige Schauspiel aufzeigten. In Linz wagte sich lediglich die OÖ Krone etwas aus der Deckung.
Ein Lichtblick kam hingegen vom 3. Landtagspräsidenten Peter Binder, er fordert in einem offenen Brief das eigentlich Selbstverständliche: nämlich, die „objektive Entscheidung des Gründungskonvents zu akzeptieren“. Oder frei nach Matthias Strolz: „Es ist vorbei, Meinhard.“