Interessante Parallele mit Linz: Auch Graz verfolgt mit der „Murgondel“ ein städtisches Seilbahnprojekt. Infrastrukturminister Norbert Hofer stellte den Steirern eine umfassende finanzielle Beteilung des Bundes in Aussicht: „Wir zahlen auch in Wien bei dem Ausbau der U-Bahn 50 Prozent der Kosten“, so Hofer. Er will das Grazer Projekt „sehr namhaft fördern“. Jetzt hofft man auch für die Linzer Seilbahn auf Gelder aus Wien. Die Chance, dass Linz tatsächlich eine Seilbahn bekommt, liegt laut dem zuständigen Stadtrat Markus Hein „jenseits der 90 Prozent.“
Immer mehr Städte liebäugeln neuerdings mit Seilbahnen als staufreie Nahverkehrslösung. In vielen Metropolen Südamerikas bereits längst gang und gäbe, steckt diese Idee in Europa noch in den Kinderschuhen. München etwa diskutiert über eine Seilbahn vom Ostbahnhof; in Zürich ist die „Zooseilbahn“ mit Anbindung des Tiergartens an die City bereits im Planungsstadium, sie soll ab 2020 fahren. Auch in Graz wird ein Stadt-Seilbahnprojekt intensiv diskutiert: die „Murgondel“ – eine Seilbahnverbindung vom Norden der Stadt in den Süden bis nach Puntigam. Kosten: etwa 100 Millionen Euro.
Seilbahn um bis zu 50 Prozent günstiger als Straßenbahn
Die Vorteile liegen auf der Hand: hohe Kapazität und Umweltfreundlichkeit. Eine kuppelbare Seilbahn mit 15er-Gondeln erreicht eine Geschwindigkeit von 27km/h und kann bis zu 5.000 Gäste pro Stunde befördern. Die in der City völlig überlasteten Straßenbahnen schaffen bei einer 7,5-minütigen Frequenz nur knapp 2.000 Personen – und müssen um ihren Platz mit Fußgängern, Radfahrern und Autos kämpfen. Zudem läuft der Betrieb einer Seilbahn mit sehr geringem Personalaufwand. Auch der sonstige Investitionsaufwand ist gering: Ein Kilometer neue Straßenbahn kostet zwischen 20 und 30 Mio. Euro, ein Kilometer U-Bahn sogar um die 200 Mio. Ein Kilometer Seilbahn kommt auf vergleichsweise günstige 15 Mio. Euro. Im Talk berichtet Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein zum Stand der Dinge des Linzer Seilbahnprojekts:
Herr Stadtrat Hein – was ist der aktuelle Stand in Sachen Stadtseilbahn in den Linzer Süden?
Zurzeit wird an der Machbarkeitsstudie gearbeitet und der grobe Entwurf der Trasse vom Linzer Süden über das gesamte Industriegebiet bis hin nach Plesching verfeinert.
Hat sich an den Eckpfeilern wie Streckenführung oder System mittlerweile etwas geändert oder gibt es neue Erkenntnisse?
Die grobe Planung war schon recht gut dabei. Aber natürlich wurden bereits einige Bereiche verfeinert, damit eine vernünftige Trasse für eine Seilbahn schlussendlich herauskommt.
Auch Graz verfolgtet mit dem Projekt „Murgondel“ eine ähnliche Idee. Gibt es hier einen Austausch unter den Städten?
Die Grazer, soweit mir bekannt, sind mit dem Projekt ein wenig weiter als wir. Solange wir noch nicht über das Ergebnis der Machbarkeitsstudie verfügen, machen Gespräche noch keinen Sinn. Wir werden aber auf alle Fälle mit Graz in Kontakt treten – schon alleine wegen der zu erwartenden komplexen Behördenverfahren – um Synergien zu nutzen.
Infrastrukturminister Norbert Hofer sagte anlässlich eines Besuchs in der Murmetropole „Graz soll als Gondel-Vorreiter gefördert werden“. Hofer sagte auch, dass er das dortige Seilbahnprojekt „sicher sehr namhaft“ fördern wolle. Dasselbe müsste dann eigentlich auch für das Linzer Projekt gelten.
Ich konnte bereits mit Minister Norbert Hofer wichtige Linzer Verkehrsprojekte besprechen. Auch über unsere Seilbahn wurde geredet und auch uns eine finanzielle Beteiligung durch den Bund in Aussicht gestellt.
Von welchem Prozentsatz Förderung gehen Sie aus?
Über Prozentsätze zu sprechen, ist noch zu früh. Wünschenswert wäre es natürlich, wenn wir hier ähnlich wie Graz bedacht werden.
Wien bekommt für seine U-Bahn 50 Prozent vom Bund. Von so einem Prozentsatz können die Bundesländer-Hauptstädte meist nur träumen.
Wir werden uns überlegen müssen, wie wir den öffentlichen Verkehr in den Großstädten – abseits von Wien – zukünftig überhaupt finanzieren können. Die Städte und Länder sind hier maßlos überfordert, die hohen Finanzbedarfe selbst aufzubringen. Das ist aus meiner Sicht auch einer der Hauptgründe, warum eher Straßen, als der öffentliche Verkehr ausgebaut werden. Für den Ausbau des hochrangigen Straßennetzes gibt es die ASFINAG, die auch den Großteil der Kosten trägt.
Und bei den Öffis?
Für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gibt es leider noch nichts Vergleichbares. Vielleicht könnte ein passendes Pendant zur ASFINAG für den öffentlichen Verkehr Abhilfe schaffen und so den Ausbau beschleunigen. Die Tatsache, dass 60% des Verkehrs in den Städten passiert (vgl. OÖ: 181 Mio. Fahrgäste im ÖV, 112 Mio. alleine mit den Linz Linien in Linz), dürfen wir nicht ausblenden. Wir müssen uns im Ausbau des Öffentlichen Verkehrs vorwiegend auf die Großräume konzentrieren, damit diese nicht endgültig im Individualverkehr und damit verbundenen Staus ersticken.
Weil wir gerade von Prozenten reden: Wie hoch schätzen Sie Chancen ein, dass das Linzer Seilbahnprojekt realisiert wird?
Wenn das Projekt technisch machbar ist, der Bund uns in einer ähnlichen Höhe wie Graz unterstützt, vielleicht auch noch das Land einen Beitrag leistet, dann stehen die Chancen sehr gut. Ich denke, dann können wir von einem Prozentsatz jenseits der 90 Prozent sprechen.
Wird es so wie in Graz auch eine Einladung an Minister Hofer nach Linz geben, um ihn „heiß“ auf das Linzer Projekt zu machen?
Natürlich wird es auch von Linz eine Einladung geben. Ich war diesbezüglich auch schon mit Linz AG Generaldirektor Erich Haider im Kontakt, damit wir das zweitgrößte städtische Verkehrsunternehmen – die Linz Linien – dem Minister vorstellen können.