Nach Münchener Vorbild bekommt auch Linz verpflichtende Scooter-Parkplätze, künftig wird man die Leih-Roller nur mehr dort abstellen können, sonst wird weiter Leihgebühr verrechnet. In Bayerns Hauptstadt wurde dieses System bereits im August 2022 eingeführt. Wir haben uns die Sache vor Ort im Feldversuch angesehen. Fazit: Es funktioniert, für die Scooter-Fahrer wird es aber ungemütlicher.
München hatte wie alle anderen Citys das Problem mit den wild abgestellten Leihrollern – und macht damit bereits im Sommer 2022 Schluss. Wer seinen gemieteten E-Scooter innerhalb des Altstadtrings nicht auf einer der 43 extra ausgewiesenen Flächen abstellt, hat Pech, denn dann läuft die gebührenpflichtige Ausleihe weiter. Wer den Roller irgendwo am Straßenrand abstellt, kann sich nicht ausloggen. Das geht erst auf einem offiziellen Parkplatz. Jeder, der sich nicht daran hält, wird weiter zur Kasse gebeten. Pro Minute werden so in Linz zusätzliche 30 Cent fällig.
Apropos Gebühren: Die Tarife von Marktführer TIER sind in München um einiges günstiger als in Linz – gleich ist lediglich die Grundgebühr von 1,20 Euro. In München zahlt man aber nur 25 Cent pro angefangener Minute, in Linz sind es mit 30 Cent um satte 20% mehr.
Was auffällt: Linz will 100 Parkplätze in der Innenstadt schaffen. In München sind es (ganz bewusst) nur 43 Parkmöglichkeiten innerhalb des großen Altstadtrings. Scooterfahren wird dadurch ungemütlicher, die Suche nach einem Parkplatz kann durchaus herausfordernd sein, weil man die Abstellflächen nur mit der Handy-App findet – was bedeutet: Stehenbleiben, aufs Hand schauen, weiterfahren, wieder nachschauen… eine zeitintensive und im Verkehr auch gefährliche Angelegenheit. Linz will für seine 600 Scooter 100 Abstellzonen schaffen, in München fahren ca. 11.700 Scooter herum, die sich 43 innerstädtische Parkplätze teilen müssen.
Stadt Linz verdient nichts am Verleihsystem
Laut dem zuständigen Stadtrat Martin Hajart verdient die Stadt nicht am Scooter-Verleihsystem mit. Andere Städte wie Berlin oder Köln sind da schon weiter: Diese Kommunen verlangen von den Rollerverleihern sogenannte „Sondernutzungsgebühren“. Pro E-Roller und Jahr müssen 36 Euro an Berlin abgeliefert werden, in Köln sind es sogar bis zu 130 Euro, wenn der Roller in der Innenstadt unterwegs ist. Rechtlich geht das, weil die E-Roller als „Sondernutzung“ der Straße eingestuft werden. Hochgerechnet auf die 600 Scooter im Linzer Stadtgebiet wären das Einnahmen von knapp 80.000 Euro/Jahr, die man wiederum gut in eine entsprechende Infrastruktur (Radwege, Abstellplätze) investieren könnte.
Hajart: “ Bin gegen Scooter-Verbot“
Ein Verbot der Leihroller nach Grazer Vorbild wird es in Linz übrigens nicht geben – zumindest nicht, wenn es nach dem Linzer Verkehrsreferenten Hajart geht. Man dürfe sich neuen Technologien nicht verschließen, zudem würden Scooter helfen, die sanfte Mobilität zu fördern. In Österreich bieten derzeit 17 Gemeinden Leihscooter an, die größten beiden Citys sind Wien und Linz. Ein gibt aber auch sehr viele Kommunen wie etwa Graz, die sich ganz bewusst gegen die Idee entschieden haben. In der Stadt Salzburg sind die Scooter ebenfalls out, auch Paris macht Schluss und verlängert auslaufende Betreiber-Lizenzen nach vielen Unfällen und Parkproblemen ab August 2023 nicht mehr.