Nachdem das Innenministerium am Linzer Polizeisportplatz mehrere Zelte aufstellte, um Flüchtlinge unterzubringen, war der Aufschrei groß. Am allerlautesten plärrten die Politiker über diese „unhaltbaren Zustände“ – und damit genau jene Leute, die diese Misere verursachten.
Die Crux mit den Flüchtlingen: Kein Medium und kein Politiker wird müde, zu betonen, wie wichtig es sei, menschlich zu handeln, zu helfen und diese Menschen in Notlage aufzunehmen. Doch wenn es um die Bereitstellung entsprechender Unterkünfte geht, beutelt sich jeder ab – wohl wissend, dass die Bevölkerung Flüchtlingsheimen oft nur sehr begrenzt positiv gegenübersteht. Da windet man sich, versteckt sich hinter Phrasen wie „aus Widmungsgründen nicht möglich“ oder perfiden Ausschlussgründen wie „In der Nähe ist gleich eine Schule“.
Die FPÖ ist die einzige Partei, die in dieser Frage ehrlich und offen sagt, was sie denkt und was sie will, nämlich so wenige Flüchtlinge wie möglich aufnehmen. Ob man das nun gutheißen mag, ist eine ganz andere Frage. Alle anderen Parteien haben zumindest nicht den Mut, auch hinter ihren Positionen zu stehen. In Linz ist es seltsamerweise gerade die SPÖ, die bei der Schaffung adäquater Schlafplätze bremst. Längst schon hätte man etwa die Kaserne Ebelsberg oder andere leerstehende öffentliche Gebäude öffnen können, wenn man denn gewollt hätte. Hat man aber nicht.
Um nichts besser die ÖVP in „ihren“ Landgemeinden: Auch dort nutzt man Winkeladvokaten und kreative Wortformulierungen, um zu erklären, warum es in der eigenen Gemeinde „leider unmöglich“ ist, Flüchtlinge zu beherbergen. Da ist es viel einfacher, weiter auf das Innenministerium hinzuhauen und Vorwürfe auszusprechen.
Wirklich böse sein kann man den Politikern dennoch nicht. Denn Hand aufs Herz: Wenn Sie mit Ihrer Familie die Wahl hätten, direkt gegenüber eines Flüchtlings-Erstaufnahmezentrums zu wohnen oder doch lieber in Ihrer gewohnten Umgebung: Wofür würden Sie sich entscheiden? Wie weit wäre es da bei Ihnen um die so oft bemühte „Toleranz“ bestellt?
Ganz abgesehen davon: Die Zeltstädte mögen auf den ersten Blick für uns etwas befremdlich wirken. Aber als Notlösung für die ersten zwei bis drei Tage – nur dafür waren und sind diese auch gedacht – ist das angesichts der explodierenden Flüchtlingszahlen durchaus vertretbar – und um vieles besser als das, was diese leidgeplagten Menschen die letzten Wochen und Monate durchmachen mussten.