Nach wie vor gehört es in Österreich zum guten Ton, über den heimischen Fußball zu schimpfen. Okay, derzeit hält sich das Gemaule wegen der Erfolge des Nationalteams in Grenzen. Die Spezies der Besserwisser lässt sich aber so leicht nicht unterkriegen.
Man muss sich ja nur die Wortspenden zum Thema Ligenformate anhören: Egal, welche Klasse. Und egal, ob zehn, zwölf, 14 oder 16 Klubs: Eigentlich ist alles Arsch. Die Regionalliga ist sinnlos. Die Zehnerliga ist langweilig. Die Erste Liga ist eine „Todesliga“. Die OÖ Liga juckt auch keinen. Relegation: ein Wahnsinn.
Zum Glück liegen die heilsbringenden Lösungsvorschläge zuhauf bereit. Und gottlob weiß diese jeder auswendig: Wir brauchen ganz oben eine 16er-Liga. Oder eine Zwölferliga. Und die Regionalliga gehört sowieso sofort abgeschafft. Genauso wie die Erste Liga. Meinungs-Anarchie pur.
Liebe Leute: Es stimmt schon, dass vieles nach wie vor verkehrt läuft. Und dass manch‘ andere Lösungen als die bestehenden wohl weiser wären. Aber ich wette mit euch um eine Halbe und ein Burenhäutl: Hätten wir ab nächster Saison ein neues Ligenformat oder keine Regionalliga mehr, würde das Gesülze spätestens zur Winterpause von Neuem beginnen.
In Wirklichkeit geht es um was ganz anderes: den Stellenwert im heimischen Fußball. In Deutschland etwa geht auch kaum wer wegen der tollen Leistungen ins Stadion. Dort ist die sportliche Attraktivität bei Duellen von Klubs aus dem Tabellen-Niemandsland verdammt nah dran an Admira gegen Grödig oder Ried gegen Mattersburg. Fußball ist dort einfach sexy und geil. Man geht einfach gerne „Bundesliga schau‘n“.
Ich bin kürzlich auf der Autobahn beim Stadion des deutschen Bundesligisten Hoffenheim vorbeigefahren. Für viele nach wie vor nicht mehr als Retortenklub eines größenwahnsinnigen Milliardärs – in einem Ort mit gerade mal 3.200 Einwohnern. Und dennoch mit einem Zuschauerschnitt von 27.183 pro Heimspiel. Uff! Der LASK hatte in der Vorsaison mit 2.653 pro Spiel nicht mal ein Zehntel davon, obwohl der Großraum Linz über fast 500.000 Einwohner verfügt.
Fußball ist dank Alaba & Co. auch bei uns auf dem Weg, sein Image aufzupolieren. Beitragen können aber auch wir, indem wir endlich aufhören, nur über Ligenformate und „Provinzklubs“ zu sudern, sondern stolz auf unsere Kicker sind. Das wäre schon mal ein guter Anfang.