LH Thomas Stelzers „Herzensprojekt“ ist wieder in den Schlagzeilen. Ein Lift von der Altstadt zum Linzer Schloss um 2,1 Mio. Euro und eine 50 Meter lange Freiluft-Rolltreppe (um weitere ca. 2 Mio. Euro) sollen nun doch gebaut werden: Der Aufzug könnte bereits 2023 in Betrieb gehen, die umstrittene Rolltreppe zu einem späteren Zeitpunkt. Bezweifelt wird, ob die kostenintensiven Pläne Sinn machen und ökonomisch vertretbar sind. Laut einer Zehnjahres-Nutzungsrechung würde jede Fahrt Kosten von mindestens zehn Euro pro Person verursachen.
Seitens des Direktors der Landes Kultur GmbH, Alfred Weidinger, heißt es in den OÖN, derzeit sei die Zugangssituation von der Altstadt zum Schloss hinauf „für Mütter mit Kinderwägen, Rollstuhlfahrer und ältere Personen unzumutbar“. Unklar ist, wie groß diese betreffende Zielgruppe, die zu Fuß vom Tummelplatz zum Schloss gelangen will, tatsächlich ist – und ob genau die erwähnten Zielgruppen (Alte, Gehandicapte, Mütter mit Kinderwägen) tatsächlich prädestiniert sind, eine Rolltreppe zu benutzen.
In Summe besuchen etwa 80.000 Menschen jährlich das Schlossmuseum, viele davon bewältigen den kurzen Fußweg von der Altstadt mit seinen moderaten 30 Höhenmetern in weniger als fünf Minuten. Viele nutzen aber auch die bestehenden Busverbindung, das Taxi oder das Auto.
Die Frage bleibt, warum es neben einem Aufzug (der in einen alten, bestehenden Bunkerschacht eingebaut werden soll) eine zusätzliche, 50 Meter lange und 24 Meter hohe Freiluft-Rolltreppe mit entsprechend intensiven Wartungskosten braucht. Die Rolltreppen-Idee vom Tummelplatz zum Schloss sollte bereits im Kulturhauptstadtjahr 2009 umgesetzt werden, scheiterte aber bereits damals an den Kosten. Man entschied sich 2009 für ein kostenloses und um ein vielfach günstigeres Taxiservice.
Kommentar
Aus der Welt, unerreichbar oder schlecht angebunden ist das Linzer Schloss nicht, im Gegenteil. Die Idee von zwei zusätzlichen barrierefreien Zugängen in Form einer Rolltreppe UND eines Aufzugs von der Altstadt hinauf zum Schloss hinterlässt daher nicht nur darum Fragezeichen. Nutznießer sollen alte und gehandicapte Menschen sein, aber auch Mütter mit Kinderwägen – alle drei erwähnte Gruppen sind seltsamerweise aber alles andere als eine Rolltreppen-Zielgruppe. Und ganz ehrlich: Die Rolltreppen-Idee riecht in erster Linie nach Prestigeprojekt.
Eine störanfällige, wartungsintensive Retro-Rolltreppe verursacht zudem beträchtliche Eingriffe in die Optik des historischen Schlossberges. Das in seiner jetzigen Form über 420 Jahre alte Schloss-Ensemble hat bereits 2009 mit dem Anbau des gewöhnungsdürftigen Südflügels gelitten.
Ein relativ unkompliziert zu bauender Lift würde voll vollauf genügen, hat aber ein Problem: Er taugt nicht als fotogene Landmark. Was vom Land OÖ, das als Projektbetreiber auftritt, in der Diskussion zudem geflissentlich verschwiegen wird: Vom Tummelplatz zum Schloss sind es keine fünf Gehminuten und moderate 30 Meter Steigung, es gibt auch eine ganz gute Öffi-Anbindung vom Taubenmarkt. Ob da eine Investition von ca. vier Millionen Euro (aufgrund der Steigerung der Baukosten aber wohl eher noch mehr) wirklich ökonomisch vertretbar ist, darf bezweifelt werden. Das macht schon eine simple Rechnung klar: Würde – sehr optimistisch geschätzt – die Hälfte der etwa 80.000 jährlichen Schlossmuseum-Besucher die neuen Zugangshilfen über zehn Jahre lang nutzen, entspräche das umgerechnet 10 Euro pro Person und Fahrt – da fehlen aber noch die Wartungs- und Betriebskosten. Aber vielleicht plant man ja, angesichts der aktuellen Budgetsituation die Benützer für Rolltreppe und Lift zusätzlich zahlen zu lassen – das wäre dann Schnapsidee Nummer 2.