„Kommen die Pläne wie ursprünglich von PlusCity-Boss ernst Kirchmayr geplant, wird es am Schillerpark ziemlich hoch hinausgehen, sicher über 100 Meter“, erzählt uns ein Brancheninsider zur Neugestaltung des Schillerpark-Areals. Der dazugehörige Architektenwettbewerb habe bereits hinter verschlossenen Türen stattgefunden. Und obwohl der neue Planungsstadtrat Dietmar Prammer sagt, die Stadt sei in die Ideenfindung „nicht involviert“ gewesen, ist es schwer vorstellbar, dass Luger & Co. nichts von den finalen Plänen wissen. 2017 noch versprachen Luger und Kirchmayr einhellig höchste Transparenz bei der Umsetzung des geplanten Hochhauses. Dafür wäre es spätestens jetzt allerhöchste Zeit. Ein Update.
„Die südliche Landstraße braucht eine Zukunftsperspektive. Mir geht es um eine Ermöglichungskultur, die die Stadt nach vorn bringt, nicht um Blockadepolitik, die uns zurückwirft“, sagte Luger 2017 zu den erstmals publik gewordenen Plänen. Ein bis zu 135 m hoher Bau sollte direkt an der Landstraße in unmittelbarer Nähe zum Linzer Dom entstehen. Vor zwei Jahren schließlich kamen schließlich die wahren Ausmaße des Kirchmayr-Projekts durch eine offizielle Stellungnahme des Umweltanwalts ans Tageslicht, wie die Zahlen in einem Schreiben der OÖ Landesregierung (Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft) belegen:
- In Summe soll der Neubau eine Nutzfläche von etwa 29.000 Quadratmetern aufweisen. Wegen der relativ kleinen Grundfläche würde der Bau wohl mindestes 100 Meter nach oben wachsen, in informellen Kreisen war sogar von 135 Metern die Rede – was etwa der Höhe des Neuen Doms entspricht, der in nur 250 Meter Luftlinie entfernt steht.
- Zum Vergleich: Der 81 Meter hohe Luxtower am Bahnhof verfügt über eine Nutzfläche von etwa 10.000 Quadratmetern – also nur einem Drittel.
- Neben dem Casino sollte auch wieder das Schillerpark Hotel einziehen, allerdings mit zukünftig 150 statt 111 Zimmern.
- Statt der bisherigen Parkgarage mit 165 Stellplätzen waren damals 1.030 Parkplätze vorgesehen – eine gigantische Zahl: Die Tiefgarage am Hauptplatz verfügt über lediglich 377 Stellplätze, jene unter der Promenade hat 488.
- Auf 11.580 Quadratmetern sollten Wohnungen entstehen.
- 3.000 Quadratmeter waren für Büroflächen vorgesehen.
- Die Shopping Mall sollte zwei große Geschäftsflächen mit 6.480 Quadratmetern umfassen – plus einem Cafe.
Bis zu 10.000 zusätzliche tägliche Autofahrten ins Zentrum befürchtet
Eine Tiefgarage mit 1.030 Stellplätzen würde etwa 8.000-10.000 zusätzliche Autofahrten pro Tag mitten ins Zentrum bedeuten. Die Hauptzufahrt würde über die südliche Landstraße erfolgen, die erst vor wenigen Jahren um mehrere Millionen Euro in eine verkehrsberuhigte Begegnungszone mit Einbahnregelung umgewandelt wurde.
Das Vorhaben liegt in einem Luft-Sanierungsgebiet gemäß IG-L, sowohl was PM10, also auch N02 angeht. Und ob ein XL-Hochhaus nur 250 Meter Luftlinie vom Neuen Dom entfernt mit dem Stadtbild vereinbar ist, sorgt wohl ebenfalls für reichlich Diskussionsstoff.
Was weiß Luger?
Dass der Linzer Bürgermeister nichts vom Wettbewerb und dem Siegerprojekt weiß, ist schwer vorstellbar. 2017 sagte Luger noch: „Als Bürgermeister ist es meine Aufgabe, die Stadt nach außen zu vertreten. Daher führe ich regelmäßig Gespräche mit Menschen, die den Wunsch und die Möglichkeit haben, positiv zu unserer Stadtentwicklung beizutragen.“ Die Situation der südlichen Landstraße war dabei Inhalt solcher Gespräche, die Immobilie am Schillerplatz spielte dabei eine zentrale Rolle, hieß es damals. „Dabei werden anhand einer transparenten Vorgehensweise verschiedene Ideen geprüft. Und das ist gut so, um etwas weiter zu bringen“, so Luger damals.
Städtebauliche Kommission: maximal 40 statt 135 Meter Bauhöhe
Die erst 2018 ins Leben gerufene Städtebauliche Kommission nahm sich 2019 aufgrund der gewaltigen Dimension dieses Projekts an. Ergebnis: Die von der Kommission festgelegte Vorgaben erlaubten für diesen Standort nur Projekte, die sich in das bestehende Gefüge eingliedern.
Wird sich Luger über die Vorgaben der Städtebaulichen Kommission hinwegsetzen?
Die da und dort genannte Bauhöhe von bis zu 135 Metern sei laut städtebaulicher Kommission nicht machbar: “Aus städtebaulicher Sicht sollte die vorherrschende Leithöhe von ca. 20 Metern weitergeführt werden”, heißt es im dazugehörigen Papier. Baukörper mit Dimensionen wie im benachbarten Bahnhofsviertel (wo bis zu 99 Meter nach oben gebaut wurde) seien für diesen Standort nicht vorstellbar. Möglich wären lediglich einzelne “Hochpunkte bis ca. 40 Meter”. Es bleibt abzuwarten, ob sich Luger über diese Vorgaben der damals von ihm persönlich mit eingesetzten Kommission (deren „Urteile“ freilich nicht rechtlich bindend sind), hinwegsetzt.
Garage ist so klein wie möglich zu dimensionieren“
Der Standortes liege an der wichtigsten ÖV-Achse und sei sowohl zu Fuß wie auch mit dem Fahrrad sehr gut erreichbar, so die Städtebauliche Kommission. Mehr motorisierten Individualverkehr würde die südliche Landstraße – die um viel Geld in den vergangenen Jahren in eine Begegnungszone umgebaut wurde – nicht vertragen. Daher schließt die Kommission eine wesentliche Vergrößerung der bereits bestehenden Tiefgarage auf über 1.000 Plätze aus: “Diese ist aus städtebaulicher Sicht auszuschließen. Die Garage ist so klein wie möglich zu dimensionieren, dabei sind alle Möglichkeiten eines zukunftsorientierten Mobilitätskonzepts auszuschöpfen.”
PlusCity-Boss Ernst Kirchmayr: “Sachverständige legen den Rahmen fest”
Auch von seiten der PlusCity gab es damals ein (sonst sehr rares) Statement zum Projekt: “Derzeit werden grundsätzliche Gespräche geführt und ein 10-Punkte Programm abgearbeitet, das die Rahmenbedingungen für künftige Überlegungen festlegen soll. Erst wenn man weiß, was überhaupt möglich sein wird und darf, wird es ein Konzept im Rahmen der dann vorliegenden Gutachten geben.“ Danach wollte Ernst Kirchmayr einen internationalen Architektenwettbewerb ausschrieben und intern. Stararchitekten einladen, was mittlerweile geschah. „Erst das Siegerprojekt wird dann das Wie, Wo und Wann definieren.“ Wie alle anderen seiner Projekte wolle Kirchmayr auch dieses transparent in Kooperation mit der Stadt und den Betroffenen durchführen, hieß es damals.
Nun wäre es so weit, diese 2017 versprochene Transparenz an den Tag zu legen…