Schöne, bunte Werbewelt: Flyer, Folder, Inserate und Internet gaukeln uns perfekte Schönheit, Hochgenuss und Makellosigkeit vor. Die Realität? Hinkt meist meilenweit hinterher. Wir wollten es genau wissen. Und haben den Reality-Check in der Linzer Fastfood-Szene gemacht: Was bleibt von der heilen Werbewelt im „real life“?
Bei irreführender Werbung können sowohl Mitwerber und Konsumenten rechtliche Schritte einleiten“, erklärt Ferdinand Kerschner, Zivilrechtsprofessor an der Linzer Johannes Kepler Universität. So dürfen bei den Verbrauchern keine falschen Vorstellungen, etwa über den Preis oder wichtige Eigenschaften des Produkts, hervorgerufen werden.
Ein Beispiel: Vor einigen Jahren wurde es einer österreichischen Handelskette verboten, Früchte mit der Beschriftung „Erntefrisch aus Österreich“ zu kennzeichnen. In Wahrheit stammten die nämlich aus Afrika. Gut, mit genügend Hausverstand ausgestattet, könnte man im Winter noch darauf schließen, dass es hierzulande weder Freilanderdbeeren noch frischen Spargel gibt, doch die in unserem Test festgestellten Abweichungen, die zwischen Realität und Werbung bestanden, waren teilweise gravierend – und bewegten sich auf einer anderen Ebene. Wraps, die in der Werbung mit reichlich Fleisch und Salat angepriesen wurden, entpuppten sich als dürftig gefüllte Palatschinken. Und der Inhalt der farbenfrohen Verpackung eines Fertiggerichtes erinnerte eher an den Hit von Wolfgang Ambros „Kasernenhof“: „Grau in grau, wohin i schau.“
Wer jetzt aber glaubt, beim nächsten Burger-Kauf sofort zum Rechtsanwalt hecheln zu müssen, um mit der recht(lich)en Faust auf den Tisch zu trommeln, der sei gewarnt. Einerseits besteht ein enormes Kostenrisiko, zweitens sind die Entscheidungen der Gerichte, die Für und Wider abwägen, immer anlassbezogen. Das wirksamste Zeichen des Protests ist und bleibt immer noch der „Nicht-Kauf“ – oder das neuerdings so hippe Anleiern eines Shitstorms auf Facebook…
Burger King / Whopper
„Seit 1957 hat sich am Erfolgsrezept des WHOPPER® nichts geändert. Auf offener Flamme frisch gegrilltes Beef und frische Zutaten garantieren dir den unvergleichlichen Geschmack“ – verspricht Burger Kings Internetauftritt. Die Versprechungen erfüllen sich in der realen Welt zumindest optisch leider überhaupt nicht: der lieblos hingeklatschte Whopper tut einem fast leid und macht keine so rechte Lust zum Reinbeißen.
McDonalds / Backhendl-Erdäpfel-Salat
Hmpf! Beim Backkhendlsalat von McDonalds sausen Werbung und Realität in zwei unterschiedliche Richtungen: Auf den grünen Salat wurd ein Schöpfer Kartoffelsalat draufgeklatscht und obendrauf noch ein nicht mal richtig durchgeschnittenes Hühnerschnitzel. Viva la Lieblosigkeit. Und für sowas mussten ein Pippihendi und mehrere Kartoffeln ihr Leben lassen.
Merkur Chef Menü / Pangasiusröllchen
Hmmm… bereits die Verpackung verspricht optisch einen Hochgenuss: die Pangasiusröllchen mit Spargel-Gemüsesauce und Reis von „Chef Menü“ entpuppen sich beim Auspacken aber als zwei Klumpen in einer beigen Brühe plus gepresstem Reis. Soferne man das Auge nicht allzuviel mitessen lässt: Geschmacklich war das Produkt durchwegs passabel.
McDonalds / McWrap
Ein prall vollgepacktes Füllhorn an lukullischen Fastfood-Genüssen erwartet man angesichts der Wrap-Bilder auf Flyern und im Internet. Das reale Leben beschert gut versteckte Inhalte und eine auf den ersten Blick leer wirkene „Palatschinke“…
Subway / Chicken Teriyaki Sandwich
Noch relativ jung in Linz ist die Fastfood-Kette Subways in der Freistädterstraße. „Leckere Subs, Wraps und Salate – immer frisch“ lautet der Slogan der Sandwichmacher. Auch hier klafft zwischen schöner Werbewelt und Reality eine optische Lücke. Wiewohl die Subs (Sandwiches) geschmacklich höchst formidabel rüberkommen.
Eine ähnlich hohe Übereinstimmung von Sein und Schein konnte übrigens angeblich auch mit Profilfotos auf Single-Portalen festgestellt werden 😉