Die Bevölkerung in Urfahr tappt bezüglich der beiden geplanten S-Bahnlinien, die ab 2026 den gesamten nördlichen Stadtteil zentral durchqueren sollen, immer noch im Dunkeln. Viele Fragen zur Streckenführung sind offen, Informationen an die Bewohner gab es bislang sehr spärlich. Wir haben einige der wichtigsten Fragen an den zuständigen Landesrat Günther Steinkellner gestellt.
Bereits in wenigen Jahren werden zwei S-Bahn Linien Urfahr in west-östlicher Richtung im 15-Minuten-Takt durchqueren. Die Streckenführung erfolgt dabei großteils auf dicht bewohntem Gebiet. Ersten veröffentlichten Entwürfen zufolge werden die Trassen durchgehend oberirdisch verlaufen. Wir haben einige der offenen Fragen der Bewohner direkt an Günther Steinkellner weitergeleitet.
Bezüglich der Trassenführung auf Linzer Stadtgebiet sind nach wie vor noch einige Fragen offen. Wann werden die genauen Details präsentiert?
In Kürze werden die Planungsleistungen dazu ausgeschrieben, die dann Anfang 2022 starten können. Sobald dazu die ersten Ergebnisse vorliegen, werden diese auch der Bevölkerung präsentiert.
Für die Durchbindung der Mühlkreisbahn war auch eine teilweise unterirdische Streckenführung im Bereich zwischen Urfahraner Hauptstraße und Wildbergstraße im Gespräch. Laut einer offiziellen Projektbroschüre ist das jetzt vom Tisch, es wird durchgehend oberirdisch gefahren…?
Nein, es laufen für den Abschnitt Mühlkreisbahnhof bis Urfahr-Ost aktuell Studien. Kundennutzen und Kundenfreundlichkeit werden hier genauso betrachtet, wie gegenseitige Beeinflussungen von Straßen- und Bahnverkehr, sowie Fahrplanstabilität und Wirtschaftlichkeit.
Wie wird das Verkehrsproblem bei diesen Hauptverkehrsadern gelöst, falls die Straße oberirdisch bleibt?
Die im Punkt zuvor beschriebene Studie beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen der Stadtbahn und dem Straßenverkehr.
Warum gibt es keine grundsätzliche unterirdisches Streckenführung?
Wo es sinnvoll ist, wird es unterirdische Streckenabschnitte geben. Etwa taucht die Strecke von Urfahr kommend vor der Derfflingerstraße ab, unterquert das Krankenhausviertel und das Designcenter und taucht dann nach dem Europaplatz wieder auf.
Das Naherholungsgebiet Donaudamm wird künftig zur S-Bahn-Gleistrasse. Wie sehr wird sich das Gesicht des Geländes dort verändern?
Die Bahn wird nach aktuellem Planungs- und Wissensstand auf dem Damm verkehren. Begleitende Maßnahmen werden im Zuge des Vorprojektes behandelt.

Die Bewohner in der Pragerstraße fürchten aufgrund der engen Verhältnisse, dass durch die zwei Gleisstränge bis zu 200 Bewohner-Parkplätze wegfallen. Stimmt das?
Auch hier müssen wir auf die Ergebnisse der Planungen warten.
Es ist uns jedoch wichtig, dass für alle Beteiligten, also auch für die Anrainer des Projektes, das bestmögliche Ergebnis erzielt wird.
Das Vorprojekt wird auch hier weiterhelfen. Es kann selbstverständlich sein, dass die Bahn dort verkehrt, wo heute Parkplätze sind. Jedoch wird dann auch über Ersatz nachgedacht.
Wie wird das Problem gelöst der fehlenden Parkplätze gelöst?
Wenn es durch das Projekt zu einer punktuellen Reduktion der Parkplätze kommt, dann wird man hier entsprechenden Ersatz suchen.
Wo wird die Trasse zweigleisig verlaufen und wo eingleisig?
Auch das wird im Zuge des Vorprojekts geklärt. Hier spielen sowohl topografische Rahmenbedingungen als auch jene der Platzverhältnisse mit hinein. Genauso wichtig sind betriebliche Rahmenbedingungen, sodass die Fahrplanstabilität gesichert und die Fahrzeiten attraktiv sind. Dazu laufen aktuell Betriebssimulationen.

Mit welchen Geschwindigeiten wird die Stadtbahn auf Stadtgebiet verkehren?
Das hängt vom jeweiligen Umfeld ab.
Welche Lärmentwicklung is zu erwarten – ist die Kulisse mit einer Straßenbahn zu vergleichen?
Sowohl der Ober- und Unterbau der Strecke, als auch die modernen Lightrail (Tram-Train) Fahrzeuge entsprechen dem modernsten Stand der Technik. Emissionen sind nur im geringsten Ausmaß zu erwarten, beispielsweise durch die Lüfter des vorbeifahrenden Fahrzeuges.
Die Anrainer befürchten auch, dass am geplanten „Bahnhof“ Urfahr Ost eine Art Bahnhof entsteht – mit allen entsprechenden Nachteilen. Wie wird dieser Umstiegsknoten genau konzipiert?
Am Nahverkehrsknoten Urfahr Ost werden die Linzer Straßenbahn, die städtischen und regionalen Busse sowie die Stadtbahnen miteinander verknüpft und attraktiv vertaktet. Dieser moderne Umstiegsknoten wird das Viertel maßgeblich aufwerten, da dann rasche Verbindungen in Richtung Hauptbahnhof mit Anschluss an den Regional- und Fernverkehr genauso möglich sein werden, sowie beispielsweise in Richtung Uni.

Ursprünglich gab es für die S-Bahn aus Gallneukirchen auch andere Trasenvarianten auf Linz Stadtgebiet. Wo wären diese verlaufen und warum wurden diese ausgeschieden?
Im Zuge der letzten 30 Jahren gab es unzählige Trassenvarianten.
Sei es durch unbewohntes (und daher für den ÖV-Nutzer unattraktives) Gebiet durch das Mühlviertel, oder beispielsweise über den Linzer Taubenmarkt im rechten Winkel zur aktuellen Straßenbahnachse.
Die nun vorliegende Trassenführung ist das verkehrliche Optimum der vorgegebenen Rahmenbedingungen. Es ist vermutlich auch die letzte Chance durch das Linzer Stadtgebiet zu kommen, da die Stadt rasant wächst und in Kürze schlichtweg kein Platz mehr für eine durchgebundene Stadtbahn vorhanden gewesen wäre.
Wie schaut der tatsächliche Zeitplan der Umsetzung aus? Durch die Medien geistert immer wieder die Jahreszahl 2026.
Bei solch einem Mamutprojekt kann es immer zu unvorhergesehenen Verzögerungen kommen. Zum aktuellen Zeitpunkt kann noch kein exakter Nostradamus-Plan kommuniziert werden.
Mit welchen Baufortschritten wird das Projekt starten – was werden die ersten Maßnahmen sein?
Begonnen wird mit dem Anschluss des Krankenhausviertels an die Westbahnstrecke und den Linzer Hauptbahnhof.
Fotos/Grafiken: Moviemedia Film & Mediaproduction/Youtube/Land OÖ, LADL,