Traurig aber wahr: Linz vermüllt zusehends. Die Linzer ÖVP will dem mit einer breit angelegten Sauberkeitskampagne entgegenwirken. Ob das alleine hilft, scheint aber fraglich. Es muss wohl auch härter gegen Müllsünder vorgegangen werden. In Singapur kostet ein weggeworfener Tschickstummel etwa 1.300 Euro.
„In den Fokus rücken nicht mehr bloß die Müllsammlung und Abfallentsorgung, sondern auch bewusstseinsbildende Maßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit. Sauberkeitskampagnen sind deshalb in den saubersten Städten der Welt bereits Usus“, heißt es seitens der Linzer ÖVP. Die Stadt Singapur sei hier seit Jahrzehnten Vorreiter und habe sich dadurch auch weltweit einen Namen gemacht. Die erste Sauberkeitskampagne „Keep Singapore Clean“ startete bereits 1968. Die Kampagne zeigte so großen Erfolg, dass sie bis heute weitergeführt wird.
„I bim sauber“
Auch die Stadt Wien, die seit Jahren zu den saubersten und lebenswertesten Städten der Welt zählt, wirbt seit 2010 jährlich mit einer immer neu angepassten Kampagne. Mit Werbeplakaten, kurzen Videos und lustigen Sprüchen auf Mülleimern wird auf das Thema Sauberkeit in der Stadt aufmerksam gemacht. Jährlich werden dabei neue thematische Schwerpunkte gesetzt.
Besonders auffällig sind bei der Kampagne die orangen Abfalleimer, welche mit Beschriftungen wie „A echter Wiener haut nix runter!“, „l bim sauber“ oder „Hasta la Mista Baby“ auf humoristische Weise dafür sorgen, dass die Abfalleimer besser wahrgenommen und entsprechend häufiger genutzt werden.
Auch in Linz sollte dieses Bewusstsein durch eine Sauberkeitskampagne gestärkt werden. Die ÖVP fordert nun mittels Gemeinderatsantrag die zuständige Stadträtin Schobesberger (Grüne) auf, eine Sauberkeitskampagne zu planen und umzusetzen. Allein wird diese Maßnahme wohl nicht reichen (eine ähnliche Kampagne, allerdings mit relativ wenig finanziellen Mitteln, gab es bereits vor Jahren), ein guter Ansatz ist die Idee allemal.
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Kommentar
Der Ansatz der Linzer ÖVP, Linz (endlich) wieder sauberer zu machen und das mit einer entsprechenden Kampagne zu erreichen, klingt gut und macht Sinn. Sie nimmt sich dabei Singapur und deren seit 1969 laufende Sauberkeitskampagne zum Vorbild.
Was die ÖVP aber nicht dazusagt: In der fernöstlichen Metropole funktioniert das alles nur deswegen so hervorragend, weil auch seit Jahrzehnten rigoros mit Strafen gegen Müllsünder und Kaugummi-Ausspucker vorgegangen wird. Selbst ein weggeworfener Tschickstummel kostet in Singapur mindestens 1.300 Euro, detto ein ausgespuckter Kaugummi.
Stellt man bei uns einen „Kippen-Wegschnippser“ zur Rede, wird man bestenfalls ausgelacht, meist aber unflätig beschimpft. Genau hier könnte etwa der Linzer Ordnungsdienst aber sinnvoll punkten.
Solange Müllvergehen aller Art bei uns aber als nicht zu ahndendes Kavieliersdelikt durchgehen und nicht (auch) mit entsprechenden Bußgeldern dagegen vorgegangen wird, bringt selbst eine Sauberkeitskampage mit ein paar witzigen Sprüchen wenig.
Was anders als in Wien ebenfalls fehlt in Linz: adäquate Tschickstummel-Sammelbehälter. Kein Wunder, dass der Großteil auf der Straße landet. Aber das ist eine andere Geschichte….