Die 2015 vor dem Brucknerhaus eröffnete „Sandburg“ Strandbar war heute Thema im Gemeinderat. Die LINZplus-Gemeinderatsfraktion wollte von Bürgermeister Luger wissen, wie es mit den entsprechenden Pachtverträgen ausschaut. Heraus kamen einige haarsträubende Details.
Keine Chance für andere Beachbars oder Street Food-Anbieter
Verrückt: Auf der Koref-Promenade zwischen Brucknerhaus und Lentos wurde laut Bürgermeister Klaus Luger den Sandburg-Betreibern 2015 eine Exklusivität eingeräumt, ein anderer Gastronom darf hier kein ähnliches Angebot haben. In Wien gibt es mit dem Donaukanal ein vergleichbares Beachbar- und Streetfood-Konzept. Dort tummeln sich allerdings dutzende Anbieter und Wirte – und bieten so nicht nur bei den Preisen, sondern auch bei der Auswahl eine entsprechende Vielfalt.
Vertrag auf unbestimmte Zeit
Kurios: Der Vertrag mit Betreiber „Feel Events“ wurde laut Bürgermeister Luger am 1. Juni 2015 auf – für derartige Projekte völlig unüblich – unbestimmte Zeit abgeschlossen. Zusätzlich haben sowohl die Stadt als auch die Pächter wechselseitig auf das Ausüben des Kündigungsrechts für sechs Jahre verzichtet.
Pro Quadratmeter und Monat betrug der Pachtzins im Jahr 2019 nur 1,07 Euro.
Top-Lage, günstige Pacht
Mittlerweile umfasst die von der Sandburg genutzte Fläche in Top-Lage ca. 2.500 Quadratmeter öffentliches Gut. Die Pachtzinseinnahmen für die Stadt Linz betrugen im Jahr letzten Vor-Corona-Jahr 2019 relativ bescheidene 32.098,95 Euro – oder 1,07 Euro pro Quadratmeter und Monat, im Jahr danach waren es mit 14.773 Euro sogar nur die Hälfte. Für 2021 liegen noch keine Zahlen vor, weil die entsprechende Steuererklärung fehlt.
„Fünffache Pacht wäre marktgerecht“
Wir haben mit einem Szene-Insider geplaudert: „So eine Location in dieser Lage unbefristet zu vermieten, ist unüblich und eigentlich ein Wahnsinn. Auch die Pachteinnahmen sind ein Witz: Eine Jahrespacht von 32.000 Euro hat der Pächter in zwei Tagen herinnen, im Sommer tummeln sich dort bis zu 1.000 Gäste und ziehen das gesamte Potenzial aus der Innenstadt ab. Realistischerweise müsste Linz hier mindestens das Fünffache an Pachteinnahmen lukrieren.“
Kommentar
Manchmal muss man sich in Linz wirklich an den Kopf greifen: Der Pacht-Deal rund um die Linzer Sandburg ist wohl dem damaligen Druck, Linz an die Donau zu rücken, geschuldet. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich die Politik auf so einen haarsträubenden Deal eingelassen hat. Der Stadt entgeht jährlich ein sechsstelliger Pachtertrag – und den täglich bis zu tausend Gästen ein breiteres Angebot, weil man sich mit den Betreibern auf ein Exklusivrecht in Sachen Gastronomie (und das in der wohl besten Open Air-Lage der City) eingelassen hat.
So nett und fleißig die aktuellen Betreiber auch sind: Diese ’nordkoreanischen‘ Verhältnisse in Sachen Angebotsvielfalt gehören ebenso wie der Dumping-Pachtzins schleunigst repariert. Und es müssen endlich auch andere Gastronomen zum Zug kommen. Deren Gastgärten sind durch die in den Jahren immer weiter gewachsene Sandburg von Mai bis Oktober quasi leergesaugt. Warum ist es nicht möglich, entlang der Koref-Promenade anderen Streetfood-Anbietern ebenfalls die Möglichkeit zu geben, ihr Geschäft zu machen – mit zehn Standplätzen, die alle paar Jahren eu ausgeschrieben werden?