Die Salzburger Straße im Linzer Süden als Verlängerung der Wiener Bundesstraße und Verbindung zur Mühlkreisautobahn ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen von Linz. Ausgerechnet diesen Straßenzug sieht die Linzer Stadtplanung jetzt als „zukunftsträchtiges Stadtentwicklungs-Projekt“ und „lebenswerten Stadtraum“. Statt fertig ausgearbeitete und auf dem Tisch liegende Projekte wie die Donauinsel endlich umzusetzen, verirrt sich die Stadtplanung in der utopischen Idee eines „Tors nach Linz“ – mitten in einer der größten Verkehrshöllen der Stadt.
Im Linzer Süden treffen mit der Salzburger Straße, der Mühlkreisautobahn und der Landwiedstraße/Dauphinestraße einige der intensivsten Linzer Verkehrsachsen aufeinander. Diese Tatsache lässt sich nicht wegplanen oder wegleugnen, denn diese Routen werden fixer Bestandteil des Linzer Verkehrsnetzes im Süden bleiben – das geht mangels Alternativen auch gar nicht anders. Dennoch hat der neue Linzer Planungsstadtrat Dietmar Prammer ausgerechnet die vierspurige, autobahnähnliche Salzburger Straße als „zukunftsträchtigen und lebenswerten Stadtraum“ ausgemacht.
„Hohe Aufenthaltsqualität“
„Das Areal rund um die Salzburger Straße soll als neuer zentraler Ort im Stadtraum gedacht werden … mit eigenständiger Identität und hoher Aufenthaltsqualität“, sagt Prammer. Er will dazu „Standort-Qualitäten“ und „Stadtentwürfe“ in öffentlichen Diskussionen und Präsentationen sammeln.Viel mehr, immer wieder bis zum Geht-nicht-mehr gehörte Mode-Schlagworte aus der Stadtplanung passen fast nicht mehr in zwei Sätze. Seitens der eingebundenen städtebaulichen Kommission soll auch davon die Rede gewesen sein, die Salzburger Straße tieferzulegen oder zu überbauen.
„Was soll dieses Sand-in-die-Augen-streuen mit einem bestenfalls „Nice-to-have“-Projekt, das mindestens einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten würde?“
Klingt kuschelig, allerdings: Die Kosten dafür würden wohl in den hohen zweistelligen Millionen Euro-Bereich gehen. Gleichzeitig sagte Prammer noch kürzlich in einen Krone-Artikel, dass die Investition für die seit fünf Jahren versprochene Umgestaltung des versiegelten Jahrmarktgeländes (laut Architekturkollektiv G.U.T. ca. 7 Millionen Euro) zu einem Naherholungsgebiet „untragbar“ hoch seien. Wenn Linz nicht mal dieses Geld hat: Was soll dieses Sand-in-die-Augen-streuen mit einem bestenfalls „Nice-to-have“-Projekt, das mindestens das Zehnfache kosten würde?
Nochmal ganz dick gedruckt: Die Salzburger Straße ist kein „Tor nach Linz“, das Besucher willkommen heißt. Sie hat auch nicht im Ansatz das Zeug dazu. Die Salzburger Straße ist und bleibt eine alternativlose Haupt-Verkehrsroute. Direkt hinter ihr geht’s auf die Autobahn und dann in ein riesiges, hässliches Tunnelportal. Egal was man hier andenkt, da kommt keine Welcome-Stimmung auf. Linz hat hier keine Chance, Gäste mit Blumenkränzen und Limbo-Dance willkommen zu heißen.
„Die Salzburger Straße ist kein „Tor nach Linz“, das Besucher willkommen heißt. Sie hat auch nicht im Ansatz das Zeug dazu. Direkt dahinter geht’s auf die Autobahn und in ein hässliches Tunnelportal.“
Unter dem Strich ist klar: Der (immer noch relativ farb- und ideenlose) Planungsstadtrat Prammer will sich – verständlicherweise – mit innovativen eigenen Ideen Profil verschaffen. Mehr als eine schnell produzierte Headline, ein eher seltsames Hirngespinst ohne Chance auf eine sinnvolle und mögliche Realisierung steckt aber auch hier nicht dahinter. Das war auch beim Ebelsberger Seilbahnprojekt so, das eigentlich schon längst tot war, aber von Prammer ebenfalls für eine „Wir evaluieren weiter“-Story herhalten musste – inklusive Dienstreise zur „Cable Car World“-Seilbahnmesse in Essen.
Prammer muss sich entscheiden, ob er wie viele andere nur lauwarmes Blabla oder bis 2027 tatsächlich Handfestes liefern will. Innovativ wäre mehr „innovativer Realismus“: Etwa fixfertig auf dem Tisch liegende, visionäre und leistbare Projekte wie die Donauinsel samt Wasserbucht zu realisieren statt eigene Pseudo-Ideen zu generieren, die a) unleistbar und b) völlig sinnentleert sind. Linz und seine Wähler würden’s dem trotz allem bemühten Neo-Planungsstadtrat (und wohl auch kommenden Linzer Bürgermeister) danken.