Die abgelaufene Meisterschaft der darf durchaus als Meilenstein in der 50 jährigen Bundesliga-Geschichte abgeheftet werden – und das nicht nur aus Linzer Sicht. Erstmals seit 27 Jahren spielten wieder zwei Klubs aus Linz im Oberhaus. Und sowohl die wirtschaftliche als auch die sportliche und öffentlichkeitswirksame Performance strafte all jene Lügen, die 1997 im Rahmen der „Fusion“ behaupteten, Linz wäre sowohl sportlich, als auch wirtschaftlich und vom Zuschauerpotenzial her viel zu klein für zwei Bundesligavereine.
Das Erfreulichste an der abgelaufenen Meisterschaft ist aber wohl die Tatsache, dass mit Sturm Graz endlich mal ein anderer Verein als Salzburg den Titel holte. Das sollte auch dem LASK die Zuversicht geben, dass man in absehbarer Zeit um den Meisterteller mitspielen kann – man stelle sich nur vor, was ohne den „Hänger“ zu Beginn der Meisterrunde alles möglich gewesen wäre. Umso unrühmlicher, ja fast schon beschämender war das Finale beim Auswärtsspiel in Salzburg, in dem es für den LASK um nichts mehr ging. Die Linzer können und dürfen sich deswegen in der Mozartstadt nicht mit einer besseren 1b-Mannschaft bereitwillig abschlachten lassen. Man stelle sich vor, Sturm Graz hätte wegen dieser groben Linzer Unsportlichkeit den Titel verloren. Freunde macht sich der LASK mit solchen Blödheiten jedenfalls nicht – und wer weiß, vielleicht brauchen auch die Linzer mal Hilfe aus Graz, wenn es ums Erreichen großer Ziele geht. Solche Verhaltensweisen gehen in 11 von 10 Fällen nach hinten los, Yin grüßt Yang.
Und sonst, LASK? Hmm: Solange die interne Unruhe einerseits zwischen Fans und Präsidium und andererseits zwischen dem jeweils aktuellem Trainer und der Vereinsführung bestehen bleibt, wird wohl auch weiter der dritte Platz das Höchste der Gefühle bleiben – bestenfalls, denn irgendwann wird auch der SK Rapid wieder in die Bahn kommen und nach vorne drängen. Ziel muss sein, endlich mehr Vertrauen (dem Trainer gegenüber) und Gelassenheit (seitens der Fans wegen ein paar bunter Auswärtsleiberl) an den Tag zu legen. Großes entsteht nur durch Kontinuität und überlegtes Handeln. Auch der Umgang mit verdienten Spielern und/oder Publikumslieblingen ist (noch) alles andere als meisterwürdig, Peter Michorl lässt grüßen.
Uneingeschränkt sensationell der Zulauf bei den Heimspielen, der natürlich auch der großartigen Raiffeisen Arena geschuldet ist. Fast 13.000 kamen im Schnitt zu den Matches der Schwarz-Weißen, ohne den vielen Nebenschauplätze und Unruheherden wären es wohl noch bedeutend mehr.
Nicht minder großartig – auch wenn der eine oder andere LASKler nur milde darüber lächelt: die Zuschauerzahlen beim Lokalrivalen und Aufsteiger FC Blau-Weiß Linz:4.900 Stück pro Heimspiel bedeuten fast eine Verfünffachung des Schnitts aus der zweiten Liga. Das hat den Blau-Weißen, die im Sommer 2023 erst im allerletzten Abdruck auf den Erste-Liga-Zug aufsprangen – so gut wie niemand zugetraut, vermutlich nicht mal der größte Fan und – dank Linz AG – auch Sponsor) des Klubs, Bürgermeister Klaus Luger: Auch wenn die Eröffnung des neuen Donauparkstadions ein absoluter und überlebenswichtiger Meilenstein für den Klub war, ist er in seiner Dimension wenig durchdacht.
Mit einer Kapazität von 5.595 Plätzen (ohne Gästesektor und ohne VIP-Bereich haben gar nur 4.400 Zuschauer Platz) hat man sich für die nächsten Jahrzehnte bestenfalls auf SV Ried-Niveau einzementiert. So eine geringe Stadionkapazität taugt nicht mal für die Gruppenphase der Conference League (für die man sich in Österreich bekanntlich noch als Tabellenachter qualifizieren kann), denn dafür bräuchte man mindestens 8.000 Sitzplätze. Auch ein Ausbau der Arena ist aufgrund der Bauweise auf dem Dach eines Möbellagers so gut wie unmöglich. Etwas mehr Weitsicht wäre da durchaus angebracht gewesen, ein neues Stadion baut man schließlich nicht für eine Saison, sondern für 40, 50 oder 60 Jahre. Und was in dieser Zeit alles passieren kann, hat ja die Vergangenheit gezeigt. Fünf Betonstufen auf den Tribünen rund ums Stadion hätten unwesentlich mehr gekostet, aber alle Eventualitäten für die nächsten Jahrzehnte abgedeckt.
Sportlich war die abgelaufene Meisterschaft aus Sicht eines Aufsteigers am Papier durchaus okay, alles andere als der Klassenerhalt (und der gelang bereits famose drei Runde vor Schluss) wäre ein Extrazuckerl gewesen. Man muss aber auch sagen, dass es ohne die magere Punkteausbeute von Absteiger Lustenauer wohl ganz anders ausgesehen hätte. Ob es nächstes Jahr wieder einen Klub gibt, der in die Rolle einer blau-weißen Lebensversicherung schlüpft? Verlassen sollte man sich darauf jedenfalls nicht.
Rätsel gibt Trainer Scheiblehner auf. Sportlich war es für ihn ein erfolgreiches Jahr, in menschlichen Belangen soll es da und dort noch einiges an Luft nach oben geben. Das Verhältnis zwischen ihm und der Mannschaft scheint angespannt, war jedenfalls immer wieder zwischen den Tönen zu hören. In dieses Bild passt Scheiblehners Verhalten gegenüber dem ehemaligen Kapitän Michael Brandner: In der Vorsaison noch der Garant für den Aufstieg und oftmals bester Mann am Platz, sortierte Scheiblehner den Salzburger im Sommer 2023 aus und ließ ihn fast die gesamte Meisterschaft bei den Amateuren dunsten. Nicht mal ein paar Minuten im letzten Spiel der Saison wollte Scheiblehner ihm als Abschied gewähren.
Die Erklärung des Trainers („Ich bin einer, der nichts zu verschenken hat“) lässt tief ihn die Persönlichkeit des Coaches blicken. Auch, als er sich mitten in der Meisterfeier im Vorjahr an die Fans wandte und sich im allgemeinen Freudentaumel via Mikro beschwerte, dass manche Fans da und dort mal gepfiffen hätten: Pffft, was soll dieses wirklich seltsame Statement bei einer Meisterfeier? Einfach nur zum Kopfschütteln, wenn man weiß, dass der Anhang nicht mal dann aufmuckt, wenn sich die Blau-Weißen in einem Spiel fünf Eigentore schießen.
Die Ziele für die kommende Saison sind aus Linzer Sicht klar: Der LASK kann/darf sich nicht mehr mit einem dritten Platz zufrieden geben. Sturm Graz hat (allerdings mit jahrelanger ruhiger Arbeit, die beim LASK noch fehlt) gezeigt, was möglich ist. Dazu braucht es allerdings den richtigen Trainer, dem man auch tatsächlich das Vertrauen schenken muss.
Und Blau-Weiß Linz? Hier darf man sich neben dem Klassenerhalt für 2024/25 durchaus mehr zutrauen, auch wenn mit dem GAK ein Team aufsteigt, das mit jeder Menge Euphorie wohl ebenfalls nach oben strebt und mit dem Abstieg nix zu tun haben wird. Wird spannend, ob das mit Trainer Scheiblehner gelingen kann.