Sind zwei vollwertige Bahngleise mitten durch bewohntes Gebiet wirklich der Weisheit letzter Schluss – noch dazu oberirdisch? Mit einer interessanten Trassen-Variante für die neue S7 lässt die Initiative „Verkehrswende Jetzt“ aufhorchen: Statt quer durch Urfahr und dichtbebautes Areal soll die S7 aus Gallneukirchen/Pregarten bei Treffling abbiegen und unter dem Pfenningberg über die Steyregger Brücke geführt werden. Die Fahrzeit zum Hauptbahnhof würde sich von 40 auf 25 Minuten verkürzen – und wäre dann auch zum Auto konkurrenzfähig.
Die aktuell geplante Streckenführung der S7 hat einige problematische Stellen zu bewältigen. Über die Kepler Uni und quer durch Dornach würden die Züge im 15min-Takt am Donaudamm, der ein beliebtes Naherholungsgebiet darstellt, führen. Unter der VOEST-Brücke durch fährt die Bahn dann in einer Doppelkurve durch dichtbebaute Gebiet rund um die Prager Straße und die Linke Brückenstraße. Die Kurvenradien der Gleise reichen teilweise bis zwei Meter an Wohnhäuser heran. Beim Gasthaus Lindbauer ist ein Bahnhof geplant, wo sich S-Bahn, Straßenbahnen und mehrere Buslinien treffen. „Bahnhof bedeutet Problemzone und Gewalt, das brauchen wir in Urfahr nicht“, sagen Anrainer, die auf die fast täglichen Übergriffe am Hauptbahnhof verweisen.
Von Pregarten bis zum Hauptbahnhof Linz würde die Fahrzeit auf der von der Politik festgelegten Trasse 40-45 Minuten betragen, während die Strecke mit dem Auto meist in 20 Minuten zu schaffen ist. Eine von ÖAMTC und der TU Wien durchgeführte Pendler-Umfrage ergab aber, dass das wesentliche Kriterium für die Verkehrsmittelwahl eine möglichst kurze Fahrzeit ist. Pregartens Bürgermeister Fritz Robeischl hat unlängst davon gesprochen, dass das Bahnangebot erst bei einer Fahrzeit von 25 bis 30 min angenommen würde.
„Das große Problem ist, dass man mit der A7 eine übermächtige Konkurrenz hat, die man noch dazu gerade mit 200 Millionen Euro in Form der Bypass-Brücken ertüchtigt hat. Daher kann man nicht mit einer normalen Regional-Bahn auffahren, sondern muss es hier schon ein Sprinter sein, um maßgebende Anteile des Verkehrs auf die Bahn verlagern zu können“, glaubt Gerald Oberransmayr von der „Verkehrswende Jetzt“.
Neue Streckenführung würde auch Summerauer Bahn einen Turbo verleihen
Am besten sei das umsetzbar, wenn nach Gallneukirchen eine direkte Tunnelverbindung bis zur Summerauer Bahn im Bereich der Steyregger Brücke geschaffen wird, wo dann auf ca. 9 km Länge Geschwindigkeiten von 100 km/h gefahren werden können. Auch die antiquierte, kurvige Streckenführung der Summerauer Bahn könnte davon profitieren: Sogar die Bahnpassagiere oberhalb von Pregarten bis hinauf nach Freistadt hätten dann eine schnelle und zum Auto konkurrenzfähige Alternative nach Linz.
Mit Linz-Auhof (Kepler Uni) würde zwar ein wichtiger Zielpunkt der S7 wegfallen. Das Viertel ist aber bereits jetzt mit der Straßenbahn und Buslinien sehr gut erschlossen. „Auf der Dammtrasse in Urfahr könnte auch eine Express-Straßenbahn fahren und das Uni-Viertel deutlich besser und schneller anbinden als jetzt“, so Oberransmayr.
Wenn hier große Anteile der Investitionskosten vom Bund übernommen werden, dann sollte laut „Verkehrswende Jetzt“ eine umfassende, offene Variantenuntersuchung vorliegen. In Deutschland seien etwa alle Projekte, die nach dem Bundesverkehrswegeplan umgesetzt werden, verpflichtend einer Kosten-Nutzen-Untersuchung zu unterziehen.
Die Initiative Verkehrswende jetzt! ist ein Netzwerk von 20 Bürgerinitiativen und Vereinen, das sich für eine klima-, umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende in Oberösterreich einsetzt: www.verkehrswende-jetzt.at