Was würden Sie auf die Frage „Welcher Politiker ist volksnah?“ antworten? Fielen Ihnen da in Linz ein, zwei oder gar drei Namen von Persönlichkeiten ein, die immer wieder mal deswegen auffallen, weil sie nah dran sind am „normalen“ Leben? Der einem in der Straßenbahn begegnet, in der Parkbad Sauna, beim Baden am Pleschinger See oder an der Kassa beim Spar? Selbst Sägewerksmitarbeiter können derlei Begegnungen meist an den verbliebenen Fingern einer Hand abzählen.
Der mittlerweile abgetretene Bürgermeister Klaus Luger etwa war (und ist) zwar Stammgast im Stadion, verlässt aber den geschützten Bereich der VIP-Loge nur zur An- und Abreise, Prammer kommt neuerdings auch, allerdings meist nur fürs Facebook-Foto. Die keine zwei Kilometer lange Fahrt von Lugers Zuhause ins Rathaus soll hauptsächlich im Dienstwagen stattgefunden haben, weil er Begegnungen in Bim & Bus gefürchtet haben soll wie der Teufel das Weihwasser.
Wobei der gefallene Luger keineswegs ein Einzelfall ist: Auch die Vizes und die Stadträte legen selbst kurze Wege oft mit Chauffeur im dickem Dienstauto zurück – warum bitte? Sich ganz bewusst unter die Leute mischt sich kaum einer „von denen“. Dabei wäre genau das so wichtig, Begegnungen der „gewöhnlichen“ Art erden, lehren Demut und bringen auch die eine oder andere Erkenntnis, wie es außerhalb der geschützten Blase aussieht. Die Rederei, dass es heute gefährlicher ist als früher, istNonsens. Klar: Es passiert, dass man auch als Politiker mal blöd angeredet wird. Das kann und muss man aber auch mal aushalten – und das gab‘s auch früher schon. Wer deswegen in seinem Elfenbeinturm verharrt, ist am falschen Platz.
In meiner journalistischen Arbeit galt seit jeher: Jeden Tag mindestens eine Stunde raus auf die Straße, Augen auf, Ohren auf und das eine oder andere Gespräch auch mit fremden Leuten suchen. Nur so erfährt man Wesentliches und ist wirklich nah dran. Vielleicht sollte man das auch Prammer & Co. verordnen.