Er schaffte es als erster FPÖ-Kandidat in die Stichwahl um den Linzer Bürgermeistersessel: Stadtrat Michael Raml geht gestärkt aus der Wahl hervor und hat seinen Fokus bereits auf 2027, dem nächsten regulären Wahltermin gerichtet. Politik sei das Bohren dicker Bretter, so Raml im LINZA-Talk.
Die Wahl ist geschlagen – mit einem lachenden und einem weinende Auge für die FPÖ. Wie schaut Ihr Resumee aus?
Ich danke allen, die zur Wahl gegangen sind und mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Und ich danke ebenso herzlich den Dutzenden freiwilligen Helfern, ohne die mein Wahlkampf nicht möglich gewesen wäre. Politik ist oft das Bohren dicker Bretter und diesmal hat es noch nicht für den Stichwahlsieg gereicht, aber die rote Vorherrschaft in Linz hat schon ordentlich Risse bekommen. Bereits 2027 werden die Karten wieder neu gemischt und dann wird aufgrund der Kombination mit Landtags- und Gemeinderatswahl auch die Wahlbeteiligung deutlich höher ausfallen. Dann werden wir wieder alles daran setzen, damit unsere freiheitliche Politik auch im Bürgermeisteramt ankommt – und ich werde mich wieder als erster Herausforderer präsentieren.
„Die von mir im Wahlkampf angesprochenen Themen waren absolut richti. Auch mein Kontrahent Dietmar Prammer übernahm unsere Forderungen.“
Haben Sie auf die richtigen Themen gesetzt?
Die von mir im Wahlkampf angesprochenen Themen waren absolut richtig. Wir haben im Wahlkampf tausende Hausbesuche gemacht, und Themen wie unkontrollierte Zuwanderung, fehlende Integration und die daraus entstandenen Konflikte in den Wohnvierteln oder Wohngebäuden sowie schlecht beleuchtete Straßen und Gassen sind genau die Anliegen, die die Linzer beschäftigen. Auch mein Kontrahent Dietmar Prammer übernahm unsere Forderungen und gab zu, dass seine Partei, die Linzer SPÖ, in der Vergangenheit viele Integrationsprobleme ignoriert und nicht wahrhaben wollte.
Trotz großem Einsatz der Kandidaten blieben sogar im ersten Wahlgang fast 60 Prozent der Linzer daheim. Machen Sie sich selber auch Vorwürfe, die Menschen zu wenig für die Wahl begeistert zu haben?
Die Politikverdrossenheit ist eine Erscheinung, die in der Politik häufig vorkommt. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ein Superwahljahr 2024 hinter uns hatten und viele Bürger schlichtweg wahlmüde waren. Hinzu kam die Weihnachtszeit, in der das Interesse an Politik traditionell nachlässt. Daher war es alles andere als einfach, einen Wahlkampf im Dezember und Januar zu führen. Das wusste auch die Linzer SPÖ, als sie den Wahltermin auf Januar festlegte, anstatt – wie von anderen Parteien vorgeschlagen – im Dezember zu wählen. All diese Faktoren führten zu einer vergleichsweise niedrigen Wahlbeteiligung.
Dietmar Prammer leitete aus der niedrigen Wahlbeteiligung eine „hohe Zufriedenheit mit der Politik“ ab.
Ich teile seine Meinung nicht. Vielmehr ist es so, dass die Menschen die Politik nicht mehr als bürgernah empfinden. Wir müssen durch ehrliche und gewissenhafte Arbeit das Vertrauen der Bürger in die Politik zurückgewinnen.
„Was wir entschieden ablehnen, ist das ständige Bashing gegen Autofahrer, bei dem sie zum Sündenbock der städtischen Verkehrspolitik gemacht werden.“
Was bedeutet dieses Wahlergebnis in Hinblick auf 2027, dem nächsten regulären Wahltermin in Linz? Hauptziel wird 2027 vermutlich sein, den zweiten Stadtratsposten wieder zurückzuholen.
Die Karten werden 2027 neu gemischt, und wir sind natürlich bereit, Verantwortung zu übernehmen. Unser Hauptziel wird es sein, viele Gemeinderatsmandate zu holen sowie den zweiten Stadtsenatsposten und, warum nicht, auch den Bürgermeistersessel zu erobern.
Vor der Stichwahl wurde anhand Ihres JA zur Ostumfahrung neuerlich versucht, die FPÖ als Autofahrerpartei zu stigmatisieren.
Wir bleiben die einzige Partei für alle Verkehrsteilnehmer. Was wir jedoch entschieden ablehnen, ist das ständige Bashing gegen Autofahrer, bei dem sie zum Sündenbock der städtischen Verkehrspolitik gemacht werden. Zahlreiche Parkplätze in der Innenstadt und anderen Linzer Bezirken wurden gestrichen, was der städtischen Wirtschaft und den lokalen Kleinunternehmern erheblich schadet. Ich verstehe, dass die Grünen die Agenda einer autofreien Stadt forcieren und konsequent verfolgen. Warum jedoch die SPÖ und die ÖVP sie dabei jedes Mal unterstützen, ist für mich persönlich unverständlich und befremdlich.
Und was erwarten Sie sich vom neuen SPÖ-Bürgermeister Dietmar Prammer bezüglich einer Zusammenarbeit oder der Umsetzung blauer Themen?
Dietmar Prammer hat im Wahlkampf viele unserer Forderungen aus dem Sicherheitsbereich übernommen. Ich werde ihn nun daran messen, ob er bereit ist, diese Forderungen gemeinsam mit mir als Sicherheitsreferent umzusetzen. Es hat zudem zugegeben, dass seine Partei früher die Fehlentwicklungen im Integrationsbereich ignoriert und unter den Teppich gekehrt hat. Daher werden wir bereits in der kommenden Gemeinderatssitzung einen Antrag zur Ausarbeitung einer neuen städtischen Integrationsstrategie einbringen. Wir müssen den Wechsel von einer Willkommens- zu einer Leistungskultur vorantreiben.