Das Jahresergebnis der Radzählstelle Nibelungenbrücke ist da – mit überraschenden Zahlen. Erstmals seit der Inbetriebnahme 2013 gab es im Vorjahr einen starken Rückgang auf knapp 701.000 Radfahrer. Schuld am Minus ist die im August 2021 eröffnete Eisenbahnbrücke mit ihren breiten Radwegen, auf die sich ein Teil des Radverkehrs verlagerte.
Bei der Radzählstelle Nibelungenbrücke wurde 2020 erstmals die 750.000er-Grenze übersprungen. Im letzten Jahr gab’s einen Rückgang um 6,8%. Bis zum Sommer 2021 war man im Vorjahr auf neuerlichem Rekordkurs, im Juni gab es mit über 91.000 gezählten Radfahrern – das sind über 3.000 (!) pro Tag – der stärkste Monat seit Beginn der Zählungen.
Über 50.000 Radler weniger
Dann gingen die Zahlen aber kontinuierlich zurück, kurz nach der Eröffnung der Eisenbahnbrücke sanken die Zahlen auf der Nibelungenbrücke beträchtlich (September 2020: 90.002 / September 2021: 76.632), ehe sich die Werte im November und Dezember wieder erholten. Am Ende wurden im Vorjahr 700.687 Radler auf der Nibelungenbrücke gezählt – das sind im Jahresschnitt beachtliche 1.920 pro Tag.
Bald wird auch die Eisenbahnbrücke mit einer Radzählstelle ausgestattet, das hat der Stadtsenat im Oktober 2021 beschlossen. 26.179 Euro werden für diese Maßnahme aufgewendet.
Linzer Radzählstellen werden zu smarten Radbarometern Radverkehrszählungen wie auf der Nibelungenbrücke liefern wichtige Daten für die Verkehrsplanung, um den Bedarf an Radinfrastrukturmaßnahmen und ihre Wirksamkeit zu erkennen und darauf reagieren zu können.
Zählstellen mit Anzeige, so genannte „Radbarometer“ wie es sie in Wien bereits gibt, sind ebenfalls geplant. Voraussetzung dafür ist eine automatisierte Abfrage der Daten in Echtzeit (z.B. über GSM). Die Radzählstelle auf der Nibelungenbrücke ist aufgrund ihres Alters dazu aber nicht in der Lage, weshalb diese erneuert wird. Geprüft wird ein Upgrade auf eine Wärmebildkamera, die zusätzlich auch Fußgänger erfassen kann.
Durch die Modernisierung der Geräte auf der Nibelungenbrücke wird es möglich sein, die Position der AEC-Zählstelle zu verbessern. Aktuell werden viele Radfahrer auf der Ostseite nicht erfasst, weil diese bereits vorher über die AEC-Rampe die Nibelungenbrücke verlassen. Durch eine neue Positionierung werden exaktere Zahlen möglich sein.
„Die Digitalisierung auf Radwegen liefert uns verlässliches Zahlenmaterial für die bedarfsgerechte Planung der Radinfrastruktur und trägt auch zu einer besseren Sichtbarkeit der Mobilitätsform Radfahren bei“, so Mobilitätsreferent und Vizebürgermeister Bernhard Baier.
Radfahreranteil in Linz bei 8,1 Prozent
Aktuell ist der Radfahreranteil noch ausbaufähig. 2012 hat der Linzer Gemeinderat 2012 einstimmig beschlossen, den Radverkehrsanteil bis 2020 auf „mindestens 15 Prozent“ zu erhöhen. Die letzte verfügbare Auswertung ergab jedoch lediglich 8,1 Prozent, während es in Salzburg 20 Prozent sind. Auch das mit Linz gern verglichene Graz liegt mit 19,3 Prozent Radfahreranteil klar vor Linz.
Radwege-Ausbau wird weiter forciert
Über 150km umfasst das Linzer Radwegenetz derzeit. Zudem gibt es mittlerweile eine Reihe von Busspuren und Einbahnen, die für Radfahrer freigegeben wurden. Dass man gerade in der Stadt das Auto eigentlich viel öfters stehen lassen könnte, beweist der hohe Anteil an den kurzen Wegen: 19 Prozent aller Stadtstrecken liegen unter 2,5 Kilometern, 40 Prozent unter fünf Kilometern – alles Distanzen, zu denen das Fahrrad eine mehr als brauchbare Alternative ist.