Dass Radfahren nicht – oder nicht die alleinige Lösung des Linzer Verkehrsproblems ist, beweisen die enormen Rückgänge der Radlerzahlen in den kälteren Monaten: Um bis zu zwei Drittel sinken die Werte an den Radzählstellen im Winter, während in den klimatisch ganz ähnlichen Niederlanden das ganze Jahr über durchgeradelt wird. Eine Studie der Uni Köln ist auf Ursachensuche gegangen: Demnach liegt der starke Rückgang nicht hauptsächlich am Wetter.
Über 700.000 Radler werden jedes Jahr auf der Nibelungenbrücke registriert – um die 2000 pro Tag im Jahresschnitt – eine sehr beachtliche Zahl. Gerade in den Sommermonaten wird damit der Autoverkehr spürbar entlastet. Ab dem Herbst sinken die Radfahrerzahlen jedoch rapide.
Zwei Drittel weniger Radler im Winter
Während etwa in den Niederlanden bei relativ ähnlichen Klimabedingungen wie in unseren Städten auch dann weiter mit dem Rad gefahren wird, sind es in Linz bereits im Oktober um ein Drittel weniger, bis Jänner sinkt die Zahl dann nochmals um ein weiteres Drittel. Im Vorjahr betrug der Rückgang auf der Nibelungenbrücke von Juni mit 91.509 Radfahrern auf 32.624 im Dezember – und das, obwohl die Winter in Linz mittlerweile großteils schneefrei sind.
Es wird suggeriert, dass man im Winter einfach nicht mit dem Rad fährt – ja es am besten bis zum nächsten April in den Keller sperrt und erst dann wieder ‚auswintert‘.
Nicht das Wetter ist schuld
Eine Studie der Universität Köln hat sich jetzt mit dem auch in Deutschland relativ ähnlichen Problem (dort gehen die Radfahrerzahlen bereits ab 15° massiv zurück) auseinandergesetzt. Das Papier kommt zum Schluss, das nicht das Wetter oder das Klima, sondern die Mobilitätskultur schuld sei.
In Deutschland herrsche demnach eine Fahrradkultur vor, die vornehmlich das Radfahren im Sommer fördert – der geläufige Begriff „Fahrradsaison“ ist ein gutes Beispiel dafür. Es wird suggeriert, dass man im Winter einfach nicht mit dem Rad fährt – ja es am besten bis zum nächsten April in den Keller sperrt und erst dann wieder ‚auswintert‘.
Fokus nur auf das Sommerhalbjahr
Auch der Handel verbannt im Winter seine komplette Radabteilung ins Lager, aus den Augen aus dem Sinn. In den Niederlanden gibt es dagegen in den Köpfen keine saisonalen Unterschiede. Auch so gut wie alle Fahrradaktionen, Radtage usw. werden bei uns nur in der warmen Jahreszeit durchgeführt.
Für mehr Radfahrer im Winter könnte eine bessere Beleuchtung der Radwege sorgen. Auch Radwegüberdachungen – etwa zwischen Linz und Steyregg oder Ottensheim und Linz – wären ein spannender Ansatz.