Mieser öffentlicher Verkehr, Dauerstau, schlecht ausgebaute Radwege… in Linz wird gerne und oft geschimpft. Ein Blick über den Tellerrand zeigt aber: Unsere City steht in vielen Belangen besser da als manche vergleichbare Stadt. In Sachen Rad-Infrastruktur gibt es zwar noch Verbesserungsbedarf, es geht aber voran. 31.000 Bewohner – das entspricht einem Fünftel der Bevölkerung über 12 Jahren – fahren täglich mit dem Rad, das Radwegenetz ist seit 1990 um 82 Prozent gewachsen. Eine Bilanz von „Rad-Stadtrat“ Markus Hein.
„Die Kritik kommt oft gar nicht von den Radfahrern, sondern meist vom politischen Mitbewerb“, sagt Stadtrat Markus Hein, der Linz auf einem guten Weg sieht: „Oft wird versucht, Linz schlechter dastehen zu lassen, als es ist.“ Und wie als Beweis verschicken ÖVP und Grüne bereits kurz nach Heins Präsentation der Rad-Jahresbilanz inhaltsschwere Gegen-Aussendungen mit durchwegs kritischem Inhalt. „Die Zeit der reinen Ankündigungen muss ein für alle Mal vorbei sein“, sagt etwa der grüne Mobilitätssprecher Klaus Grininger. Das Pikante daran: Die Linzer Grünen waren viele Jahre lang für das Radfahren verantwortlich, konnten aber außer den „Himmelbauer-Haltegriffen“ an Kreuzungen keine wirklichen Akzente setzen. Auch das Rad-Nadelöhr an der Nibelungenbrücke wird von den Grünen streng kritisiert. Dort konnten die damals zuständigen Grünen selbst ebenfalls keine Verbesserungen erreichen.
SPÖ und NEOS auf „Hein-Linie“
Unterstützung erfährt Hein nicht nur von der Linzer SPÖ, sondern auch vom NEOS-Gemeinderat Lorenz Potocnik, der ebenfalls viel Potenzial sieht: „Selten hat ein Verkehrsreferent so intensiv an konkreten Lösungen gearbeitet wie Hein. Eines der wichtigsten künftigen Radprojekte ist jedoch kein innerstädtisches, sondern ein Radschnellweg vom Süden in die Stadt. Dort explodiert die Einwohnerzahl bald von 18.000 auf 30.000. Nur mit einem Rad-Highway kann ein wesentlicher Hebel erzeugt und der Autoverkehr entlastet werden.“
Radwege-Ausbau wird weiter forciert
150,5km umfasst das Linzer Radwegenetz aktuell, das Budget zum Ausbau der Radwege wurde von Hein von 285.000 auf 535.000 Euro erhöht. Zudem gibt es mittlerweile eine Reihe von Busspuren, die für Radfahrer freigegeben wurden. Diese Initiative wird fortgeführt, so Hein.
Radfahreranteil nur die „halbe Wahrheit“
Aktuell liegt der (ausbaufähige) Radfahrer-Anteil in Linz bei 8,1 Prozent. Nackte Zahlen seien aber nicht das Wesentliche so Hein: „Ziel muss sein, die Menschen nicht zum Radfahren zu zwingen, sondern mehr Autos von der Straße zu bringen.“ So gesehen sind die gut augebauten Linz Linien einer der „Hauptkonkurrenten“ der Radler. Dort wurden – zu Lasten des Rad-Anteils – im Vorjahr 110 Millionen Fahrgäste gezählt – nur der Wiener Raum hatte mehr Öffi-Nutzer.
Brennpunkt sichere Stellplätze
Für viele potenzielle Radnutzer ein großes Problem: die fehlenden sicheren Rad-Abstellplätze in der City. Als erster Schritt ist in der Rad-Garage am Bahnhof der Zutritt nur mehr mit einer Bankomatkarte möglich. Hein: „So wird die Garage sicherer und verhindert, dass diese weiter als Schlafstätte und Urinal missbraucht wird.“ Zudem wird laut Hein dafür gesorgt, dass das sehr bescheidene Budget für den Ausbau von Abstellplätzen von 4.700 zumindest mal auf 30.000 Euro erhöht wird.
Tiefgaragen mit Rad-Abstellplätzen
Der Idee, zukünftig auch innerstädtische Parkgaragen als sichere Radabstellanlage zu nutzen, kann Markus Hein etwas abgewinnen: „Eine Idee wäre, jeweils drei bisherige Auto-Parkplätze mit Radständern zu versehehen. Das ließe sich leicht auch ohne Gemeinderatsbeschluss umsetzen. Ich werde dazu das Gespräch mit den Garagenbetreibern suchen.“ Ein Testbetrieb für drei Monate sei schnell umsetzbar, so Hein.