Es ist in der Tat atemberaubend, was in den letzten Jahren in Linz alles geplant und verwirklicht wurde. Mindestens genauso lang ist aber auch die Liste jener Projekte, die in der runden Ablage landeten. Vom 160m-Hochhaus bis zum Theater im Berg: Wenn die Linzer „Ermöglichungskultur“ an ihre Grenzen stößt… eine Retrospektive.
MUSIKTHEATER IM BERG – R.I.P. 2000
Es war ein aufsehenerregendes Projekt mit europaweiter Strahlkraft: ein Musiktheater für Linz – zwischen Schloss und Römerbergtunnel in den Fels gehauen. Am 8. August 2000 erfolgte die Baugenehmigung, am 26. November steigt eine von der FPÖ initiierte, OÖ-weite Volksbefragung. 50,1 Prozent der Wahlberechtigten stimmten mit, 59,59 Prozent davon votierten gegen das Theater im Berg, 18 Millionen Euro Vorbereitungskosten waren umsonst. Ergebnis: der kleinste gemeinsame Nenner in Form eines Allerwelt-Neubaus am Volksgarten, der 13 Jahre später eröffnet wurde und im Endeffekt mit 186,4 Millionen Euro fast doppelt so teuer wurde wie das ursprünglich geplante Theater im Berg.

SKY GARDEN TOWER LINZ – R.I.P. 2001
45 Stockwerke und 160 Meter hoch: Der SKY GARDEN TOWER hätte zur Jahrtausendwende Österreichs zweithöchstes Gebäude werden sollen – mit Betonung auf „sollen“. Der Bau war auf dem Gelände der heutigen Stahlwelt geplant und hätte (Stand im Jahr 2000) um die 55 Millionen Euro gekostet. Projektleiter Herbert Furch – ein ehemaliger Manager der damaligen VOEST – beteuerte, bereits mehrere Investoren an der Hand zu haben und dass der Grundstein bereits im Herbst 2000 gelegt werden sollte: „Der Turm soll mit 160 Metern das höchste Linzer Gebäude und neues Wahrzeichen der Stadt werden. ‚Vom Restaurant im letzten Stock wird man einen besseren Blick haben als vom Pöstlingberg‘, ist Furch überzeugt. Neben dem Restaurant sollen eine Bar und Shops in den unteren Geschossen auch Geschäftsleute nach Dienstschluss in den Sky Garden Tower locken„, berichteten die OÖN damals. Das Projekt scheiterte kurz vor dem Startschuss letztlich an der Finanzierung und dem fehlenden Interesse von möglichen Mietern.
LINZER DONAUSTEG – R.I.P. 2005
Im Juni 2005 fasste der Gemeinderat einen Beschluss zur Planung einer Fußgänger- und Radbrücke über die Donau auf Höhe des Jahrmarktgeländes. Realisiert wurde das Projekt Donausteg trotz eines aufwändigen, 230.000 Euro teuren Architektenwettbewerbs nie, weil sich vor allem die SPÖ bei der entscheidenden Abstimmung plötzlich dagegen aussprach. Dabei hieß es im Vorfeld noch: “Der geplante Brückenschlag soll nicht nur innerstädtisches Leben ans Flussufer bringen. Er ist zugleich ein wichtiges Signal in Richtung sanfter Mobilität und wird ab 2009 das Linzer Stadtbild entscheidend mitprägen.” Das Projekt hätte schlanke 12 Millionen Euro gekostet. Die Leidtragenden waren neben den Linzern jene 66 Architekten und Planer, die enorme Manpower und (großteils unbezahlte) Zeit in ihre Einreichungen investierten.

EVENTARENA SEGELFLUGPLATZ – R.I.P. 2010
Es war eine aufsehenerregene Pressekonferenz, die am 08. März 2010 über die Bühne ging: Aus dem Linzer Segelflugplatz sollte eine XL-Eventarena werden – mit Platz für bis zu 100.000 Besucher. Promoter Michael Ehrenbrandtner konnte sich damit in Linz auch Acts wie die Rolling Stones, die Red Hot Chili Peppers oder Metallica vorstellen. Die großen Pläne erwiesen sich schnell als Schall und Rauch, zehn Jahre später ziehen (gottseidank) hier immer nur noch Hundebesitzer und Segelflieger ihre Runden…

WEINTURM – R.I.P. 2018
Trotz vieler neuer Türme wachsen die Linzer Hochhäuser nicht in den Himmel: Der mit großer Begeisterung von der Fachwelt angenommene „Weinturm“ (75m) beim Mühlkreisbahnhof wurde nach Anrainerprotesten eingestampft.

FUSSGÄNGER-HÄNGEBRÜCKE IM DONAUTAL – R.I.P. 2021
550m lang und 100 Meter über Grund… sie hätte vor allem ein Tourismusmagnet werden sollen: eine privat finanzierte, nur 1,20m breite Fußgänger-Hängebrücke im Donautal zwischen Linzer Zoo am Pöstlingberg und der Freinbergwarte. Das unausgegorene 4,5 Millionen Euro-Projekt bekam aus Naturschutzgründen eine Absage, auch die Folgekosten waren bis zuletzt unklar.
Titelbild: Zeininger Architekten