Der Wähler ist und bleibt ein unberechenbares Wesen: Die Wahlbeteiligung bei der gestrigen Stichwahl zur Linzer Bürgermeisterwahl, in der Dietmar Prammer (holte 77,1, Prozent der Stimmen) von der SPÖ und Michael Raml von der FPÖ gegeneinander antraten, betrug bemerkenswerte 42,2 Prozent – und war somit gleich hoch wie beim ersten Wahlgang, der am 12. Januar stattfand. Gewöhnlicherweise zieht die Stichwahl kaum noch Wähler an, vor allem, wenn der Vorsprung so hoch war wie diesmal (Prammer gewann den ersten Wahlgang mit 20 Prozent Vorsprung). Zum Vergleich: Bei der Stichwahl im Jahr 2021, die zwischen Klaus Luger (SPÖ) und Bernhard Baier (ÖVP) ausgefochten wurde, lag die Wahlbeteiligung lediglich bei 30,3 Prozent. Vieles deutet darauf hin, dass das oft erwähnte Argument einer „Richtungswahl“ bei den Wählern ankam.
Dass es am klaren und haushohen Sieg Prammers nichts zu rütteln gibt, zeigen die absoluten Zahlen: Insgesamt gaben von 151.668 wahlberechtigten Linzern gestern 63.997 Linzer ihre Stimme ab (beim ersten Wahlgang mit sieben Kandidaten am 12. Januar waren es mit 64.025 Wählern gerade mal 28 mehr).
In der Stichwahl erzielte Prammer 48.714 Stimmen, Raml kam auf 14.462 Stimmen. Zeigt: Die große Mobilisierung gelang Raml und der FPÖ nicht, denn der blaue Kandidat holte lediglich um 1.600 Stimmen mehr als vor zwei Wochen, während Prammer mit einem Plus von über 23.000 Stimmen seine Stimmen fast verdoppelte. Während es von den Grünen sogar eine offene Wahlempfehlung für SPÖ-Kandidat Prammer gab, kam von der ÖVP und dem bürgerlichen Lager keinerlei Unterstützung für Michael Raml.
Apropos Michael Raml: Auch wenn die FPÖ von einem „beachtlichen Erfolg“ und einem Ergebnis, das „nur zwei Prozent unter dem historisch besten Ergebnis für die FPÖ in Linz liegt“, war das Ergebnis der Stichwahl angesichts des enormen finanziellen und personellen Aufwands – und auch des Rückenwinds aus dem Bund – doch ernüchternd. Fast 60 Prozent hinter Prammer über Ziellinie zu gehen, ist aus blauer Sicht ein ernüchterndes Ergebnis.
Foto: Zoe Goldstein