Seit April 2013 steht der Vorchdorfer Gerhard Götschhofer an der Spitze des OÖ Fußballverbandes. Der 57-jährige Anwalt galt anfangs als Zwischenlösung, hat sich durch seine ruhige, sachliche und sehr erfolg-reiche Art der Verbandsführung aber als echter Volltreffer erwiesen. Speziell das Thema Integration wird bei den Vereinen – dank Unterstützung des Verbandes – vorbildlich gelebt.
Herr Präsident Götschhofer – anfangs hieß es da und dort, Sie wären nur eine Zwischenlösung. Mittlerweile sieht es aber so aus, dass Sie gekommen sind um zu bleiben. Stimmt dieser Eindruck?
Das Präsidentenamt war in meiner Lebensplanung nie vorgesehen. Nach dem plötzlichen Rücktritt meines Vorgängers war es aber erforderlich, dass ich die Aufgaben interimistisch übernehme. Was dann nach Ablauf dieser Funktionsperiode bei der nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2017 passiert, lässt sich jetzt noch nicht sagen.
Sie wirken – anders als es das Amt vermuten ließe – nicht wie jemand, der sich unbedingt in den Mittelpunkt stellt und medial nach vorne drängt.
Die Intention des Verbandes ist es, den Fußball in all seinen Facetten wie beispielsweise seiner tragenden sozialen Bedeutung in den Mittelpunkt stellen – und nicht einzelne Personen. Außerdem habe ich aus beruflichen Gründen ein knappes Zeitbudget, weshalb die Aufgaben und die Repräsentation unserer Organisation auch unter den anderen Vorstandsmitgliedern und den Führungskräften aufgeteilt werden.
Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit mit den Top-Klubs? Speziell mit dem LASK war das Verhältnis zuletzt doch manchmal etwas angespannt.
Unser Ziel ist es immer, gemeinsam einen sinnvollen Weg einzuschlagen, Synergien zu nutzen und Interessen im Sinne des Fußballs zu verfolgen. Das funktioniert grundsätzlich gut, wenngleich ich es bedauere, dass es in der jüngeren Vergangenheit bisher keine Annäherung beim Thema Zusammenarbeit hinsichtlich der Linzer Fußballakademie gegeben hat.
Derzeit steht das Thema Integration stark im Fokus. Wie reagiert der Verband darauf?
Wir sind in der komfortablen Lage, nicht reagieren zu müssen, weil wir schon vor Monaten agiert haben und daher bereits fertig konzipierte Maßnahmen anbieten können. Der Fußball ist ein Motor der Integration und tritt gegenwärtig den Wahrheitsbeweis dafür an. Im Rahmen des Vereinscoachings etwa wurden verschiedene Aktionen gesetzt. Deshalb wurden wir auch vor einem Jahr gemeinsam mit unserem Kooperationspartner OÖ Gebietskrankenkasse von den Ministern Klug und Kurz mit dem österreichweit ausgeschriebenen Integrationspreis Sport ausgezeichnet.
Wie weit schlagen die Erfolge und die Euphorie rund um das Nationalteam auf das OÖ Unterhaus durch?
Konkrete Auswirkungen lassen sich aktuell noch nicht definieren. Fakt ist aber, dass mit der Bestellung von Teamchef Koller eine Renaissance des Teams und eine bundesweite Euphorie ausgelöst wurde, die den Stellenwert unserer Sportart weiter in die Höhe getrieben hat.
Relativ ruhig ist es hingegen in der Diskussion um mögliche andere Ligenformate hinunter bis zur Regionalliga geworden. Gibt es hier noch entsprechende Initiativen?
Der OÖFV kann sich bei diesem Thema nur sehr bedingt einbringen. Die grundlegenden Entscheidungen werden beim ÖFB in Abstimmung mit der Bundesliga getroffen. Es ist ein Ligenformat definiert worden, das laufend evaluiert wird. Ein Blick in die Vergangenheit lehrt uns, dass es immer wieder zu Anpassungen gekommen ist, weil die optimale Lösung für ein Land wie Österreich mit all seinen spezifischen Gegebenheiten noch nicht gefunden worden ist.
Wie hat sich die vielgescholtene Regionalliga Mitte aus ihrer Sicht entwickelt, die mittlerweile ja fast schon eine zweite OÖ Liga ist?
Aus Sicht von Oberösterreich ist die aktuelle Situation sehr positiv, da wir mit sieben Klubs, die sich sportlich gut präsentieren, vertreten sind und auch das sportliche Niveau ein ansprechendes ist. Dieser Wandel zeigt sich auch darin, dass für die Spitzenklubs der OÖ-Liga der Titel und damit verbundene Aufstieg wieder mehr an Attraktivität gewonnen hat.
Mittlerweile drängen auch viele wirklich kleine Vereine wie Gurten oder Stadl-Paura in die dritte Liga. Gut oder schlecht?
Sportlich haben alle eine Berechtigung, sonst würden sie nicht in dieser Liga spielen. Und speziell die beiden angesprochenen Vereine treten heuer bislang sehr überzeugend auf. Wie auch in der Bundesliga ist jedenfalls die Nachhaltigkeit entscheidend – und damit meine ich, dass man nicht den wesentlichen Fokus auf Infrastruktur und Nachwuchsarbeit verlieren darf. Bei diesem Punkt kann man nicht zwischen sogenannten „kleinen“ und großen Vereinen unterscheiden. Es geht um die Philosophie des jeweiligen Klubs, das Festhalten daran und um das realistische Einschätzen seines wirtschaftlichen Potenzials.
Ein Dauerthema ist die Misere um das Linzer Stadion. Würde sich der Verband eine neue Arena wünschen oder ist alles gut so wie es ist?
Wir sind immer starke Befürworter, wenn es um das Schaffen zeitgemäßer Infrastruktur geht. Das gilt in der jeweils vernünftigen Größenordnung für eine kleine Gemeinde ebenso wie für die Landeshauptstadt.
Warum gibt es eigentlich keine diesbezügliche Initiative vom Verband?
Weil wir andere Prioritäten zu erfüllen haben. Ein Landesverband ist neben der Förderung des Spitzennachwuchses vor allem für den Spielbetrieb, die Administration sowie die Interessensvertretung von 376 Vereinen zuständig. Wir müssen unsere Kräfte auf die Erfüllung unserer Kernaufgaben fokussieren, zumal die Schaffung und Erhaltung von Infrastruktur Sache der Gemeinden beziehungsweise der Politik ist.
Angesichts der immer größer werdenden Konkurrenz von anderen Freizeitbeschäftigungen: Wie hat sich die Mitgliederzahl beim OÖFV entwickelt?
Das Erfreuliche ist, dass der Fußball trotz der angesprochenen Entwicklung noch immer ein Zugpferd ist. Im Schnitt steigt jährlich die Anzahl der aktiven Spielerinnen und Spieler in unserem Bundesland um 1.000 Personen. Der Fußball bewegt Massen: Neben den 59.000 Aktiven, von denen 33.500 im Nachwuchsbereich kicken, kommen wöchentlich zudem über 70.000 Zuseher zu den Meisterschaftsspielen.
Das Thema Frauenfußball scheint jedoch nicht richtig in die Gänge zu kommen. Die Spiele des Nationalteams etwa sind selbst der Kronenzeitung meist nicht mehr als eine kleine Randspalte wert.
Man muss zwischen der tatsächlichen Entwicklung und der Resonanz in den Medien differenzieren. Die Anzahl der gemeldeten Spielerinnen steigt ständig, im FIFA-Ranking freuen sich die ÖFB-Auswahlen über ein Allzeit-Hoch. Ein Meilenstein war dabei das Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten, in dem übrigens ein Fünftel aller Talente aus OÖ kommt.