Ruhig ist es derzeit geworden in Sachen LASK-Stadion am Pichlingersee. Nach lauter Kritik der Gegner und einer eingebrachten Klage des LASK schweigen momentan die Waffen. Aber wie geht es weiter – und welchen möglichen Plan B gibt es? Der Versuch eines Updates.
Eines vorweg: Kein – oder fast kein – vernünftiger Mensch bezweifelt die überlebenswichtige Notwendigkeit für den LASK, ein eigenes, zeitgemäßes Stadion zu bauen. Auch eine einmalige Förderung von 25-30 Millionen Euro ist durchaus nachvollziehbar und gerechtfertigt, denkt man an die enormen Summen, die in den letzten Jahren von Stadt und Land alleine in den Bau von Kultureinrichtungen flossen. Musiktheater: 190 Millionen Euro Baukosten; AEC: 32 Millionen; Lentos Kunstmuseum: 33 Millionen; Neubau Südflügel des Linzer Schlosses: 24 Millionen, um nur einige zu nennen.
Und da ist noch lange nicht Schluss: Für den laufenden Betrieb der Landestheater-Häuser zahlt die öffentliche Hand weitere 38 Millionen Euro Zuschuss – pro Jahr wohlgemerkt. Zahlen, von denen der LASK nicht mal träumen darf. Auch die Black Wings-Eishackler fretten sich seit mittlerweile Jahrzehnten mit einer immer wieder notdürftig geflickten Halle herum. Ganz ehrlich: Ungerechter geht’s eigentlich nicht mehr. Förderungen und Zuschüsse sollten daher außer Streit stehen – auch wenn der LASK mittlerweile eine GmbH ist, so ist er das nur, weil es die Bundesliga so vorschreibt. Zudem gehört diese GmbH zu 100 Prozent dem Trägerverein LASK, der wiederum die Gemeinnützigkeit in seinen Statuten festgeschrieben hat. Gewinne entnehmen geht in der klassischen Form also gar nicht.
Volksbefragung: Unterschriften-Sammlung startet im März
„Im März starten wir mit der Sammlung der 6.100 nötigen Unterschriften für die Bürgerbefragung“, sagt mit NEOS-Gemeinderat Lorenz Potocnik der Kopf der Gegner des Stadionstandorts in Pichling. Dass diese Zahl an Unterschriften erreicht werden wird, daran zweifelt nicht mal LASK-Präsident Gruber. Die Bürgerbefragung selbst dürfte dann im Herbst durchgeführt werden – logisch, im Sommer wäre das Ganze keine gute Idee. Wie die Sache ausgeht, ist offen. Man darf aber zurecht annehmen, dass es ein Nein zum Standort Pichling geben wird – nicht zuletzt, weil die LASK-Fans mehrheitlich außerhalb der Landeshauptstadt wohnen – und damit nicht mitwählen dürfen.
Mehr als straffer Zeitplan
Beim LASK bastelt man davon unbeeindruckt im Hintergrund eifrig am Standort Pichlingersee weiter. Bereits 2022 soll dort der Ball rollen – selbst wenn man die Bürgerbefragung außer acht lässt, ist das ein extrem ehrgeiziger Zeitplan. Da dürfte weder bei der Umweltverträglichkeitsprüfung (dauert bis zu einem Jahr) noch bei der Baubewilligungserteilung noch bei etwaigen Einsprüchen etwas danebengehen. Von möglichen Problemen in der Bauphase ganz zu schweigen. Es wäre ein mittleres Wunder, wenn die zeitliche Punktlandung 2022 tatsächlich gelingt – und die ist dringend nötig, darf der LASK doch nur bis zu diesem Zeitpunkt in Pasching spielen. Doch wie unabwendbar diese Befristung ist, weiß keiner.
Hat der LASK einen Plan B?
Wer LASK-Boss Siegmund Gruber kennt, weiß: Der Mann ist in seinen wirtschaftlichen Unternehmungen sehr erfolgreich. Und bei aller Emotion und „Drüberfahr-Mentalität“ macht er nichts Unüberlegtes. Klar, dass er einen Plan B in der Tasche hat (was er auch selber schon mal einräumte), sollte es etwa längerfristige Verzögerungen beim Bau geben. Oder der als meinungsmäßige Wackelkandidat bekannte Linzer Bürgermeister Klaus Luger tendiert in eine andere Richtung, weil er ein starkes Wählervotum bei der Bürgerbefragung nicht ignorieren kann (2021 wird der Bürgermeister neu gewählt). Aber wie würde er aussehen, dieser Plan B?
Plan B/Variante 1
Wahrscheinlichste und denkbarste Variante: Der LASK bleibt in Pasching und pimpt das Waldstadion auf. Dafür spricht der derzeitige Bau von zwei weiteren Trainingsplätzen – wofür benötigt man die, wenn der LASK 2022 sowieso auszieht? Ja, aber die Anrainer? Nun, dieses „Problem“ in Form einer überschaubare Population an Hausbesitzern ließe sich wohl auch in irgendeiner Form lösen – mit Ablösen, Lärmschutzmaßnahmen oder ähnlichem.
Plan B/Variante 2
Vielleicht hat Siegmund Gruber ja aber auch ganz konkret einen zweiten – oder besser gesagt „zweitbesten“ – Standort am Radar. Nur liegt der eben nicht in Linz und darum will er ihn auch nicht preisgeben, um seine Position in Sachen Pichling nicht zu schwächen. Wo der sein könnte? Darüber kann man nur spekulieren – in diesem Fall hält die schwarz-weiße Schweigemauer komplett dicht. Hinter der PlusCity oder in Haid wären denkbare Flecken, machbar und durchaus logisch.
Plan B/Variante 3
Dritte, allerdings für Siegmund Gruber (wohl auch zurecht) „völlig undenkbare“ Variante: Der LASK geht auf eine neuerlich umgebaute Gugl zurück. Eine Absenkung des Spielfelds bei gleichzeitigem Wegfall der Stadionlaufbahn klingt ja gut und verlockend. Die echten Probleme wären für den LASK damit nicht gelöst – und da sind gar nicht mal die Parkplätze gemeint: Durch die gemeinsame Nutzung der Räumlichkeiten mit der TIPS Arena und dem zweiten Linzer Fußballklub Blau-Weiß Linz wäre es ein eigentlich nicht handlebares Dauerprovisorium. Auch die unbedingt nötigen, weil umsatzbringenden VIP Sky-Boxen (in Pichling ist von 40 Stück die Rede) wären in Linz nicht realisierbar.
Und da gibt es dann noch den um viele Millionen Euro ausgebauten Olympiastützpunkt auf der Gugl, der ohne Laufbahn und ohne TIPS Arena einfach nicht mehr funktionieren würde. In letzter Konsequenz müsste dann auch dieser absiedeln – aber wohin?
Klar, alles – auch ein großes Parkhaus neben der Gugl – wäre irgendwie machbar, aber das ginge in einen astronomisch hohen Investitionsbereich. In Summe ist das Linzer Stadion als neue LASK Arena wohl in etwa so realistisch wie ein muslimischer Ministerpräsident in Israel.
Plan B/Variante 4
Ebenfalls unrealistisch (zumindest bis zu einem möglicherweise eindeutigen Volksbefragungsergebnis mit entsprechender Beteiligung): Der LASK, Fachleute, Planer sowie Stadt- und Landespolitik knuffen sich liebevoll in die Seite, setzen sich an einen Tisch, bestellen ein Bier, drücken gemeinsam den großen roten Reset-Knopf und stellen alle Hebel auf Null. Danach verständigt man sich (inklusive Finanzierung) auf ein JA zu einem neuen LASK-Stadion ohne Wenn und Aber und beginnt bei der Standortsuche ganz von vorne. Klingt alles viel zu sehr nach Friede-Freude-Blumewiese, um wahr zu sein? Vielleicht, aber in letzter Konsequenz möglicherweise der einzig gangbare Weg. Für den LASK wäre das natürlich im ersten Augenblick extrem bitter, denn vor 2027 bis 2028 würde es dann wohl kein Eröffnungsspiel im neuen LASK-Stadion geben – fünf Jahre später als geplant.Aber was ist das schon gegen eine mittlerweile 111-jährige Vereinsgeschichte?