Während andere Linzer Hausberge immer stärker mit Investoren-Bauprojekten zugebaut werden, blieb der Pfenningberg davon bislang großteils verschont. Immer mehr von der Zivilisation beansprucht wird das zweitgrößte zusammenhängende Waldgebiet rund um Linz aber dennoch: Nach einem Bogenpark und mehreren MTB-Downhillstrecken wurde jetzt noch ein Campingplatz für bis zu neun Meter lange Wohnmobile mitten im Grünen errichtet. Auch ein Kraftwerks-Projekt samt Speichersee zwischen den beiden Gipfeln des Pfenningbergs könnte jetzt wieder aktuell werden.
Unglaubliche Mischwälder, viele kleine Pfade und versteckte Kraftplätze – das ist der Pfenningberg im Linzer Osten. Im März 2019 unterzeichneten der Waldbesitzer Graf Nikolas Salm und Steyreggs Bürgermeister Hans Würzburger einen Nutzungsvertrag für mehrere MTB-Strecken durch den Pfenningberger Wald.
Im November 2021 folgt schließlich die Eröffnung der Downhillstrecke „Hornissentrail“, der Track wird laut dem Verein MTB Linz von 150 Downhillern täglich genutzt, die durch den Wald abwärts brettern. Da viele der immer zahlreicher auftretenden Sportler nicht ortskundig sind, werden nun mitten im Wald weitere, relativ massiv dimensionierte Info-Schilder aufgestellt, die nur bedingt ins „Ortsbild“ passen.
Bogensportpark, Reiterwege, Friedhofswald
Auch einer der größten Bognesport-Parcours Österreichs wurde vor einigen Jahren auf mehreren Hektar des Waldes angelegt. Der Begehrlichkeiten, den Wald zu barer Münze machen, gibt es aber noch mehrere: In einem Gespräch 2019 sagte Grundeigner Niklas Salm-Reifferschscheidt, dass auch Reiterwege und ein “Friedhofswald” geplant seien, in dem naturgerechte Urnenbestattungen möglich sein sollen.
Neuestes Projekt nur 400 Meter Luftlinie vom Gipfel entfernt: Campingplatz für Wohnmobile und Wohnwägen bis neun Meter Länge
Jetzt wurde unweit des Gasthauses Daxleitner am Waldrand Richtung Gipfel unter dem Begriff „Mountaincamp Pfenningberg“ ein Campingplatz für Wohnmobile und Wohnwägen bis neun Meter Länge errichtet. „Das Mountaincamp Pfenningberg setzt sich zum Ziel, eine ökologisch und finanziell nachhaltige Tourismusstruktur für Campinggäste zu betreiben. Wir möchten dazu beitragen, Menschen und Natur näher zu bringen“, heißt es seitens des Projektbetreibers Michael Radhuber, der perfiderweise selbst jahrelang vor naturegefährdenden Projekten wie die Ostumgehung auftrat. Aber selbst wenn das „Mountaincamp Pfenningberg“ sich als „Klima:aktiv Partner“ ausweist, bringt es dennoch mehr Verkehr, Menschen, Lärm, Umwelteinflüsse und Unruhe ins Wald- und Naturgebiet, das bisher den Tieren und Pflanzen vorbehalten war.
Donausteig-Rastplatz als Treff für PS-starke Müllsünder
Ein weitere „Zivilisations-Hotspot“ am Pfenningberg ist der Donausteig-Rastplatz auf der großen, zur Stadt gewandten, almartigen Wiese. Der Ort wurde in den letzten Jahren immer stärker zum Treff von PS-Freaks, die sich dort trafen, um ihre zuvor gekauften „Schachtelwirt“-Menüs zu verzehren. Das Ergebnis: ein Müllchaos und jede Menge Reifenspuren auf den Kuhweiden. Kürzlich hat der Grundstücksbesitzer Tabula rasa gemacht -–mit Begrenzungstangen und einem zum Holzlagerplatz umfunktionierten Parkplatz. Die durchwegs jugendlichen PS-Freunde kommen trotzdem weiter, perfiderweise, um die Natur und die sensationelle Aussicht auf die Stadt meist im Auto sitzend zu genießen….
Wasserhaushalt des Pfenningsbergs durch Ostumfahrungstunnel in Gefahr?
Eine weitere Gefährdung der Naturoase Pfenningberg droht durch die geplante Ostumfahrung – der Wasserhaushalt des Bergs wäre durch den Bau eines fünf Kilometer langen Tunnels möglicherweise gefährdet. Auch die anschließende Donau-Au würde auf etwa 100 Meter Breite durchschnitten werden. Die Initiative „Kein Transit in Linz“ befürchtet wegen der geologischen Situation, dass der Tunnel unter dem Pfenningberg Wälder, Wiesen und Felder vertrocknen lasse.
Pläne für ein Speicherkraftwerk-Projekt
Ein Speicherkraftwerk samt acht Hektar großem Speichersee am Pfenningberg? Klingt utopisch, war aber seit Jahren geplant und ist scheinbar nicht vom Tisch. 2010 tauchte das Projekt erstmals auf, der geplante Speichersee sollte zwischen den beiden Pfenningberg-Gipfeln entstehen und mit Donauwasser gespeist werden.
Über 300 Millionen Euro Investitionskosten
Da sich mittlerweile die Situation am Strommarkt – Stichwort Alternative Energiequellen und Versorgungssicherheit – geändert hat, ist auch das Pfenningberg-Projekt wieder für Investoren attraktiv. “Im Falle eines Blackouts könnte das Speicherkraftwerk am Pfenningberg ganz Linz vier Tage lang mit Strom versorgen”, sagt Niklas Salm-Reifferschscheidt noch 2019. Dem Schlossherrn der Burg Steyregg gehören große Flächen am Pfenningberg – auch das Gebiet, wo der See entstehen soll. Geplant wäre der trichterförmige See in der Senke zwischen Hauptgipfel und 3-Buchen-Kreuz, der mit einer 1.940m langen Druckrohrleitung mit der Donau verbunden wäre. Die Kosten wären freilich enorm: Geschätzt werden um die 300 Millionen Euro.
Kommentar
Der Pfenningberg ist neben dem Kürnbergerwald das größte zusammenhängenden Waldgebiet im Linzer Becken – mit unglaublichen Mischwaldbeständen. Das Gebiet gilt u.a. als eines der letzten Hirschkäfer-Refugien im Land. Warum kann man sich nicht darauf verständigen, den Pfenningberg genau so zu lassen, wie es ist? Genau dann hat er nämlich den größten Erholungswert und Nutzen für Mensch und Tier. Unserer Eventgesellschaft reicht ein „langweiliger“ Wald offensichtlicher nicht mehr, es braucht zusätzliche Action, Kick, Infrastruktur und Projekte alle Art. In Steyregg erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, dass der Grundeigentümer Salm-Reifferscheidt ’seinen‘ Wald vermarkten und damit mehr Einkünfte als nur durch die Holzwirtschaft erzielen will. Da dass mit Bauprojekten wegen der fehlenden Widmungen nicht ginge, sollen diverse andere, vermeintlich „grüne“ Projekte durchgezogen werden. Unter dem Strich eine nachdenklich machende Entwicklung.