Die relativ aufwändigen Aushubarbeiten für die Baumpflanzungen in der Domgasse/Zollamtstraße schreiten zügig voran. Fast eine Million Euro investiert die Stadt hier in ein paar Bäume, obwohl die engen Gassen auch im Sommer relativ kühl und schattig bleiben. Gleichzeitig wurde heute die geplante Wasserbucht auf der sechs Fußballfelder großen Betonfläche des Jahrmarktgeländes aus Kostengründen medial zu Grabe getragen. Im Dezember 2020 beschloss der Linzer Gemeinderat unter dem Titel „Pakt für Linz“ noch ein Investitionspaket mit einem Volumen von 65 Millionen Euro, vier Millionen davon sollten in die Neugestaltung Urfix-Areals inklusive Wasserbucht fließen. Davon will heute offensichtlich keiner mehr was wissen.
Quer durch die politischen Fraktionen war die Begeisterung groß, als vor zwei Jahren die Vorstellung des Projekts Donauinsel inklusive Neugestaltung des Jahrmarktgeländes erfolgte. Sitzstufen am Wasser, Bäume, Grünstreifen und Verweilbereiche mit einer Wasserbucht sollten realisiert werden. Bürgermeister Luger kündigte sogar den Beginn der Umgestaltungsarbeiten für den Herbst 2021 – zufälligerweise kurz vor der Wahl – an. Passiert ist trotz mehrfacher Redimensionerung des Projekts bis heute nichts.
Mehr noch: Heute wurde die von allen bejubelte und begrüßte Wasserbucht am östlichen Ende des Jahrmarktgeländes medial zu Grabe getragen. Mit laut Krone „deutlich abgeflauter Begeisterung“ sagt Bürgermeister Luger in einem aktuellen Artikel des Kleinformats: „Sollte die Genehmigung kommen und die Bucht lässt sich um die einst beschlossenen rund drei Millionen Euro realisieren, werden wir das tun. Wenn das Projekt aber jetzt aufgrund der Preissteigerungen sieben oder acht Millionen kosten sollte, sieht die Sache anders aus.“
Ganz abgesehen dass es bei den Baukosten keine Fantasie-Preissteigerung von drei auf acht Millionen (oder völlig aus der Luft gegriffene 120 Prozent Mehrkosten) gibt, spielt die aktuelle Teuerung im Bauwesen (die bei maximal 30 Prozent liegt) für Luger bei anderen Projekten wie dem Westring, dem blau-weißen Donauparkstadion oder der relativ sinnlosen Baumpflanzungsaktion zwischen Zollamtstraße und Domgasse offensichtlich keine Rolle. Wo ist hier die Besorgnis über Preissteigerungen?

Wobei speziell die Baumpflanzungen im Pfarrplatzviertel zeigen, wie völlig daneben die aktuellen Klimaschutzmaßnahmen der „Klimahauptstadt“ Linz sind. Das sechs Fußballfelder große, zubetonierte Jahrmarktgelände ist vermutlich Österreich größter Heißluftproduzent, im Sommer wurden dort bereits Bodentemperaturen von bis zu 55 Grad gemessen. Dem auf der anderen Donauseite – noch dazu in den hohen, kühlen Gassen der Altstadt – mit ein paar sauteuren Baumpflanzungen zu begegnen, grenzt an völlige Ignoranz, ja fast schon Dummheit.

Mit dieser Million – und den im Mai 2021 fix versprochenen vier Millionen aus dem „Pakt für Linz“ – hätte man das Jahrmarktgelände bereits zur grünen Naherholungszone samt Wasserbucht umgestalten können – wenn man gewollt hätte. Natürlich nur, wenn es der zuständigen Stadträtin Eva Schobesberger ernst gewesen wäre mit Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt. Ganz offensichtlich haben sowohl Luger als auch die Frau Stadträtin einmal mehr ziemlich viel heiße Luft produziert – und das im wahrsten Sinn des Wortes.
Es zeigt aber auch: Wirkliche Maßnahmen, die Lebensqualität in Linz zu verbessern, interessieren die Stadtpolitik nicht. Man setzt lieber auf sinnbefreite Placebo-Effekte.