Als „überlebenswichtig“ bezeichnet Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner die geplante Linzer Osttangente. Diese soll Linz großräumig umfahren und bei Ebelsberg in die Westautobahn münden. Möglicher Realisierungszeitraum: bis Ende der 2030er-Jahre. Die Zeit drängt, denn auf tschechischer Seite wird die Autobahn Prag-Linz in den nächsten fünf Jahren wohl fertiggestellt – und dann rauscht der Großteil des LKW-Verkehrs aus Nordeuropa Richtung Balkon verstärkt durch Linz. Steinkellner will gemeinsam mit dem Linzer Stadtrat Michael Raml bei der neuen Bundesregierung die Wichtigkeit des Projekts unterstreichen. Diese müsse eine Aufnahme des Projekts in das Bundesstraßengesetz vollziehen, was bisher nicht nicht geschehen ist, so Steinkellner.
Bis 2027 wird laut Steinkellner in Tschechien die Autobahn bis zur Grenze nach Oberösterreich durchgängig befahrbar sein (in Tschechen geht man von einer Komplett-Fertigstellung bis 2031 aus) – mit für Linz fast schon dramatischen Folgen: Die LKW-Route von Nordeuropa und Berlin Richtung Balkan wird damit um 115 Kilometer kürzer, zudem sind die Mautgebühren bei unseren nördlichen Nachbarn bedeutend günstiger als in Deutschland. Die Folgen sind klar: Es kommt zu einer extremen Verlagerung des Transitverkehrs, der in wenigen Jahren dann über die A7 mitten durch Linz fahren wird: „Daran führt kein Weg vorbei, auch der Ausbau der Summerauerbahn, den ich voll unterstütze und fordere, wird das nicht ändern“, so Steinkellner.
In Oberösterreich wurde mit dem Bau des rund sieben Kilometer langen A7-Lückenschlusses Freistadt Nord bis Rainbach Nord im November 2023 begonnen, die Verkehrsfreigabe ist im Frühjahr 2027 geplant. Für den weiterführenden Abschnitt zur Staatsgrenze bei Wullowitz laufen derzeit die Planungen. Daraus ergibt sich ein verbesserter und fast durchgängiger Verbindungskorridor zwischen Berlin-Dresden-Prag-Linz und von dort aus weiter in Richtung Süden.
Die Trasse (Projektbeschreibung)
„Die Ostumfahrung in der geplanten Form durch den Pfenningberg, Steyregg und den Linzer Süden wird eine Gesamtlänge von rund 13,5 Kilometern umfassen. Von diesen verlaufen etwa 6,4 Kilometer in Tunnelabschnitten, während weitere 2,9 Kilometer als Brückenstrecke konzipiert sind. Die Strecke soll die wichtigsten regionalen Verbindungen zwischen den Autobahnen A1 und A7 herstellen und gleichzeitig eine direkte Anbindung an bedeutende Industriegebiete ermöglichen. Der zweispurige Schnellstraßenquerschnitt erlaubt eine effiziente und sichere Verkehrsführung sowohl für Pkw als auch für Schwerlastverkehr.
Die Verlagerung des Verkehrs von der A7 auf die Ostumfahrung wird die Verkehrslast auf der stark frequentierten Voestbrücke in Linz um etwa 15.000 Fahrzeuge pro Tag reduzieren. Diese Entlastung ist dringend notwendig, um die Kapazität der A7 auch in Zukunft sicherzustellen und den Verkehrszuwachs zu bewältigen. Die Ostumfahrung wird zudem dafür sorgen, dass der innerstädtische Verkehr im Linzer Straßnnetz verringert wird, wodurch die Lebensqualität in den Wohngebieten entlang der A7 und in der Linzer Innenstadt verbessert wird. Auch der Linzer Süden, der derzeit besonders verkehrsbelastet ist, wird profitieren.“
„Derzeit sind 70 Kilometer der Autobahn D3 in Betrieb, die Prag mit České Budějovice und der österreichischen Grenze verbinden. Im Dezember dieses Jahres wird die tschechische Direktion für Straßen und Autobahnen (ŘSD) weitere 28 Kilometer der Strecke von České Budějovice bis Kaplice eröffnen, einschließlich der Umgehungsstraße von Budějovice mit dem fast einen Kilometer langen Pohůrka-Tunnel. Insgesamt wird die D3 von Prag bis zur Grenze 170 Kilometer umfassen und soll bis 2031 vollständig fertiggestellt sein.“ (Quelle: HIER)
Kostenfrage offen
Die Höhe der möglichen Baukosten konnte Steinkellner noch nicht nennen. Der in der Bauweise ähnliche, aber mit 4,4 Kilometer weit kürzere Westring kostet ca. 1,1 Milliarden Euro, bei der Ostumfahrung geht es wohl in Richtung drei Milliarden, die aufgrund der erwähnten Entwicklungen in Tschechien allerdings wohl alternativlos sind.