Ja gibt’s denn das? Zwei volle Jahre sind es jetzt schon wieder, dass eines der traditionsreichsten Linzer Wirtshäuser geschlossen ist – und ein neuer Pächter weiter nicht in Sicht scheint: Der Oberwirt in St. Magdalena bleibt das große gastronomische Sorgenkind in Linz – trotz einer sehr moderaten Pacht von 2.258 Euro. Kommt es jetzt zum Verkauf der Immobilie, die der Stadt Linz gehört?
Rückblick: Im Jänner 1999 erwarb die Stadt Linz den Oberwirt in St. Magdalena vulgo das ehemalige Traditionsgasthaus Reichl um 7,5 Mio. Schilling. Ein glückliches Händchen bewies die Stadt danach bei der Verpachtung des Lokals nicht: Seit dieser Zeit gab es bereits vier Pächter – rechnet man die Zeiträume weg, die das Lokal geschlossen hatte, war jeder Betreiber gerade mal um die vier Jahre am Ruder, der letzte Pächter hielt gerade mal eineinhalb Jahre durch.
Aktuell wird wieder ein Gastronom gesucht, der den Oberwirt mit einer Gesamtnutzfläche von knapp 800 Quadratmetern und bis zu 320 Sitzplätzen übernehmen will. Wie zu erfahren war, gab und gibt es immer wieder Interessenten, die aber vornehmlich „orientalische“ oder internationale Speisen anbieten wollen, seitens der Stadt soll aber traditioneller, heimischer Küche, wie es der Tradition des Standortes entspricht, der Vorzug gegeben werden.
Auch über einen Verkauf der Immobilie samt Umbau zu einem Wohnhaus wurde zuletzt immer wieder spekuliert. Dem „Schwarzen Anker“ am Hessenplatz blühte vor einigen Jahren bekanntlich dasselbe Schicksal. Nachdenken wird man darüber wohl müssen, denn die allgemeine personelle Lage und die Aussichten im Gastronomiesektor sind alles andere als rosig.
Kommentar
„Wir werden uns die notwendige Zeit nehmen, einen geeigneten Pächter mit einem geeigneten Konzept zu finden, haben keinen Stress und keine Eile“, sagte der zuständige SP-Stadtrat Dietmar Prammer in einem OÖN-Interview im März 2022 zum Problemfall Oberwirt. Nach allzuviel Elan oder gar einem Plan klingt das nicht. Gleichzeitig stellt sich die Frage: Ist es überhaupt die ureigenste Aufgabe einer Stadt wie Linz, Gastronomiebetriebe zu führen oder zu verpachten – oder können das Andere möglicherweise besser?
Unter dem Strich entgeht der Stadt durch diese lasche, umambitionierte Vorgehensweise bei der Vermietung stadteigener Immobilien jedenfalls viel Geld. Daher: Bitte g’scheid oder gar nicht. Vielleicht ist es aber auch ganz einfach so, dass solche großen, „gutbürgerlichen“ Gastrobetriebe einfach nicht mehr in die heutige Zeit passen…
Foto: Stadt Linz
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