Erst 2025 – nach der Fertigstellung der Westringbrücke – soll die Nibelungenbrücke durch Freigabe eines Fahrstreifens „Radfahrerfreundlicher“ gemacht werden. Der Radlobby Linz ist das zu spät, denn bereits im kommenden Jahr könnte man ohne Umbauten Verbesserungen erzielen – etwa dadurch, die Autos auf der am Fahrbahnrand gelegenen Fahrspur auf 30km/h einzubremsen, um die Sicherheit für die Radler zu erhöhen. Pikant: Laut Gesetz wäre diese Maßnahme eigentlich zwingend nötig…
Die Freigabe eines Fahrstreifens für Radfahrer 2025 sei zwar ein Meilenstein, aber eben ein sehr später, so die Radlobby Linz: „Der Weg zu einer sicheren und klimafreundlicheren Nibelungenbrücke beginnt heute, mit ersten Schritten, die schon jetzt ohne Baumaßnahmen gestartet werden können.“ Die zwei weiteren Jahre bis zu den versprochenen Radspuren sind noch lang: Mehr als eine Million Radfahrer sind bis dahin sind pro Jahr auf der unsicheren Nibelungenbrücke gefährdet.
- Im Schnitt fahren 35.000 Kfz täglich über die Brücke.
- An Radfahrspitzentagen sind rund 5.000 Radfahrer pro Tag unterwegs.
- An einem typischen Werktag queren knapp 800 Straßenbahnen planmäßig.
Täglich fahren hunderte LKWs/Busse und tausende PKWs viel zu knapp an Radfahrern am Brückenradweg vorbei, im Glauben, sie können völlig ohne Berücksichtigung der Radfahrer am daneben geführten Brückenradweg unterwegs sein: „Tatsächlich gilt aber §15 Abs. 4 StVO: „Beim Überholen ist ein der Verkehrssicherheit und der Fahrgeschwindigkeit entsprechender seitlicher Abstand vom Fahrzeug, das überholt wird, einzuhalten.“ Das ist gemäß vielen Erkenntnissen bei Tempo 50 mindestens ein Meter, was hier jeden Tag tausendfach mit Tempo 50 und mehr unterschritten wird“, schreibt die Radlobby in einer Aussendung.
Dieses knappe Vorbeifahren ist mit ein Grund, wieso die Nibelungenbrücke bei vielen Radfahrern so gefürchtet ist: Am schmalen Radweg kommen einem von der einen Seite Fußgänger sehr nahe, auf der anderen Seite rasen Autos und Busse knapp vorbei. Es gab schon Unfälle, bei denen Radfahrer auf die Fahrbahn stürzten. Genau deswegen dürfe der Autoverkehr nicht mehr zu schnell bzw. zu knapp am Radweg vorbeifahren, so die Radlobby.
Solange der Abstand baulich nicht vergrößert werden kann, müsse daher das Tempo des Autoverkehrs auf der Brücke angepasst werden: „Die Rahmenbedingungen sind hier nach dem schwächsten Verkehrsteilnehmern auf bzw. unmittelbar neben der Straße festzulegen.“
Im Bereich vor dem Ars Electronica Center müssen sich die Radfahrer in den Auto- und Busverkehr einfädeln. In diesem Umfeld – dort ist auch eine Busbucht mit ein- und ausfahrenden Linienbussen – ist bei massivem KFZ-Verkehr ein Radeln im Mischverkehr bei Tempo 50 gesetzlich eigentlich gar nicht zulässig. Es gibt sogar einen Linzer Gemeinderatsbeschluss, der diesen gefährlichen Mischverkehr seit 30 Jahren verbietet, dieser wird laut Radlobby seitens der Stadt Linz konsequent ignoriert.
Der Gesetzgeber hat im Herbst 2022 mit der Novellierung der StVO bewusst den Radverkehr aufgewertet und Regelungen eingeführt, um ihn sicherer zu machen. Dazu zählt auch das gleichwertige Weiterfahren von Radfahrern am Ende eines Radwegs, d.h. das Reißverschlusssystem von KFZ- und Radverkehr:
„Wenn auf Straßen mit mehr als einem Fahrstreifen für die betreffende Fahrtrichtung … ein Fahrstreifen endet, ist den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Wechsel auf den zunächst gelegen verbleibenden Fahrstreifen in der Weise zu ermöglichen, dass diese Fahrzeuge jeweils im Wechsel einem auf dem durchgehenden Fahrstreifen fahrenden Fahrzeug nachfolgen können (Reißverschlusssystem). Das Reißverschlusssystem ist auch anzuwenden, wenn die beschriebenen Umstände in Bezug auf einen Radfahrstreifen oder innerhalb des Ortsgebietes auf einen parallel einmündenden Radweg, nach dessen Verlassen der Radfahrer die Fahrtrichtung beibehält, auftreten.„
Lösung wäre die Einführung eines 30km/h-Limits für die rechte Fahrspur, die einfach und nahezu ohne finanziellen Aufwand umgesetzt werden könnte – mit ein paar Bodenmarkierungen und zwei Verkehrszeichen…