Die Nibelungen von Friedrich Hebbel sind üblicherweise keine leichte Kost. Dem Landestheater Linz gelang es aber, das eigentliche Trauerspiel in eine pfiffig-witzige, leichte und teilweise, im besten Sinn slapstickartige Neufassung zu verpacken, die das Premierenpublikum letzten Samstag begeisterte. Nie verflogen drei Theaterstunden schneller als an diesem Abend.
Ein durchwegs junges Ensemble, dazu ein perfektes Zusammenspiel von schrägen Frisuren, ins Jetzt übertragenen Kostümen, Wortwitz und teilweise comicartigen Szenen ließen das Premierenpublikum staunen, lachen und am Ende begeistert zurück. Einer der vielen Höhepunkte: die über drei Minuten lange Sterbeszene von Siegfried (gespielt vom Deutschen Christian Clauß) – keiner schied bis dahin origineller aus dem Leben als der Hauptdarsteller des Abends. In Summe ganz großes Kino – äh, Theater.
Perfekt abgestimmt: das zwar schlichte, aber gerade darum immer wieder überraschende Bühnenbild samt eingespielter, schräger Videosequenzen. Der ständige Wechsel brachte zusätzliches Tempo in das zu keiner Sekunde langweilige Stück. Trotz dem teilweisen Übermut von Regisseurin Susanne Lietzow glitt die Handlung nie ins Abstrakte ab und war stets nachvollziehbar. Ebenfalls ein absoluter Hingucker: die Frisuren, angesiedelt irgendwo zwischen trashig und trendig.
Ein dickes Lob hat sich das Ensemble für seine Leistung auch verdient, weil der Textanteil der Aufführung extrem hoch war und aufgrund seiner Dichte extrem exakt gesprochen werden musste – ohne Haken oder Aussetzer.
Am Ende verließen wir als (Schande über uns) eher „punktuelle“ Theaterbesucher stolz und – angesichts der famosen Inszenierung bzw. der Leistungen des Ensembles – überrascht das Schauspielhaus an der Promenade. We will be back!
Fazit: Unbedingt anschauen, denn mit altem, verstaubtem Theater hat das alles schon lange nichts mehr zu tun.