Auch der Linzer Bürgermeister Klaus Luger widmete sich zu Jahresbeginn mit einer Neujahrsansprache an „seine“ Bürger. Wir haben die komplette Rede im Wortlaut:
Liebe Linzerinnen und Linzer!
Ich hoffe, Sie haben angenehme Weihnachtsfeiertage verbracht und können mit Zuversicht dem neuen Jahr entgegensehen. Die kommenden Minuten möchte ich nutzen, um über das abgelaufene Jahr kurz Bilanz zu ziehen und über die Arbeitsschwerpunkte in der Stadt Linz im neuen Jahr 2016 zu sprechen.
Mit 2015 ist ein ereignisreiches Jahr zu Ende gegangen. Die internationale Flüchtlingskrise stellt für unser Land und im Besonderen auch für die Stadt Linz eine Bewährungsprobe dar, die wir durch die Zusammenarbeit mit der Polizei, den Hilfsorganisationen und vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern derzeit noch erfolgreich bewältigen. Danke für Ihr Engagement.
Linz hat bei der Erstversorgung und Aufnahme von Flüchtlingen seine humanitäre Aufgabe mehr als erfüllt. Diese humanitäre Herausforderung kann aber nicht von uns alleine, sondern nur durch eine gerechte Aufteilung der ankommenden Flüchtlinge auf alle österreichischen Bezirke, Städte und Gemeinden sowie auf internationaler Ebene durch die Aufteilung auf die Länder der EU gelöst werden. Auch um wirksame gemeinsame Kontrollen der EU-Außengrenzen wird man dabei nicht umhin kommen.
Die Stadt Linz hat, wie die Flüchtlingskrise gezeigt hat, jedenfalls bewiesen, dass auch derart große humanitäre Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden können.
Es gibt auch positive Tendenzen. Unsere Stadt zieht zunehmend Menschen aus anderen Bezirken an und wächst kontinuierlich. Vor kurzem wurde die „magische Marke“ von 200.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit Hauptwohnsitz überschritten. Dazu kommt, dass Linz zunehmend „jünger“ wird: mehr als 2.000 Babys kamen im Vorjahr in der Landeshauptstadt zur Welt – 400 mehr als vor 12 Jahren. Linz reagiert auf diesen Babyboom mit einem weiteren Ausbauprogramm bei der Kinderbetreuung.
Die steigende Einwohnerzahl bestätigt, dass unsere Stadt als Wirtschaftsmotor auch in schwierigeren Zeiten Sicherheit bietet. Das gilt sowohl für soziale Angebote als auch für Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Es fanden noch nie so viele Menschen in Linz Arbeit als im Vorjahr. Leider liegt die Arbeitslosenzahl mit 8 Prozent sehr hoch. Das fordert uns am meisten.
Last but not least möchte eine weitere markante Entscheidung im zu Ende gegangenen Jahr ansprechen. Bei der Bürgermeisterdirektwahl im Herbst wurde ich in meiner Funktion mit großer Mehrheit bestätigt und bedanke mich für das in mich gesetzte Vertrauen.
Mit der Neukonstituierung des Gemeinderats und der Stadtregierung sowie durch eine ausgewogene Ressortverteilung erfolgten die Weichenstellungen für die politische Arbeit in den kommenden sechs Jahren. Jetzt geht es darum, gut zusammenzuarbeiten.
Liebe Linzerinnen und Linzer! Das neue Jahr 2016 wird auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sicherlich kein leichtes Jahr werden. Aber mit vereinten Kräften wird es möglich sein, die Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Vor allem geht es darum, den erreichten hohen Standard und die soziale Sicherheit in unserer Stadt zu bewahren. Unser Fokus liegt dabei auf dem konsequenten Ausbau der Krabbelstuben, Kindergärten und Horte. Die Linzer Kinderbetreuungseinrichtungen erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Ebenso gilt es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt Linz weiter zu stärken, auch beim Umgang mit zugewanderten Menschen. Oberstes Prinzip bei den Bemühungen um eine wirksame Integration sollte neben dem Erlernen der deutschen Sprache das Bestreben sein, ein Zusammenleben in Freiheit, Respekt und Gleichheit zu schaffen. Dies ist für den Zusammenhalt unerlässlich.
Mit mehr als 210.000 Arbeitsplätzen bei 200.000 EinwohnerInnen hat außer Linz wohl kaum eine andere Stadt im deutschsprachigen Raum pro BewohnerIn ein ähnlich hohes Beschäftigungsangebot. Viele Investitionen der Stadt Linz in der Vergangenheit haben dazu beigetragen, dieses Niveau zu erreichen. Es muss und wird uns auch in Zukunft gelingen, den Wirtschaftsstandort Linz weiter zu stärken und somit auch der Arbeitslosigkeit gegenzusteuern. Linz muss Industriestadt und Industriestandort Nummer 1 in Österreich bleiben.
Die Stadt Linz setzt dabei in Kooperation mit Industrie und Forschung auf den technologischen Fortschritt, der die ökonomische Entwicklung mehr denn je prägen wird. Der Ausbau der Infrastruktur, die Verschmelzung klassischer Produktionstechniken mit Informationstechnologien und die Stärkung der Johannes-Kepler-Universität bei der technologischen Forschung werden uns dabei voran bringen. Mein persönlicher Schwerpunkt für die neue Stadtregierung liegt in der Stärkung von Wissenschaft, Innovation und Forschung.
Liebe Linzerinnen und Linzer, 2016 wird ein hartes Jahr werden, ein Jahr der Veränderungen und Neuerungen, ein Jahr der Weichenstellungen und ein Jahr der Weiterentwicklung.
Viele große Projekte werden von der Stadt Linz umgesetzt, es gilt sie auf den Weg zu bringen: Mit dem Volksentscheid über einen Brückenneubau an Stelle der alten Eisenbahnbrücke ist der Weg für die weitere Planung der 2. Schienenachse frei geworden. Die Entscheidung des Bundes für den Verkauf der Kaserne Ebelsberg bietet uns die Chance für ein neues Wohngebiet im Süden. Mit der Neugestaltung des Hafenareals zur Hafenstadt wird Linz ein gutes Stück näher zur Donau rücken. Das Kepler-Uni-Klinikum wird zum neuen Brennpunkt von Forschung und Lehre in Linz.
Wir haben uns viel vorgenommen. Mit vereinten Kräften wird es möglich sein, diese Herausforderungen zu bewältigen. Ich bekenne mich dabei zu einer konstruktiven Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg. Linz soll eine Stadt bleiben, in der viel Neues realisiert wird, in der ein offenes Klima herrscht und in der sich die Menschen geborgen fühlen, eine Stadt, die für Lebensqualität in allen Bereichen steht und vielfältige Lebenschancen bietet. Arbeiten wir gemeinsam daran!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ganz persönlich ein gutes und erfolgreiches Jahr 2016, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit!